Pioniertat mit „Schwarzwälder Kirsch“

Firmengründer András Rajk (rechts) und Prokurist Johannes Hahn beraten Kunden, die den Materialfluss in ihren Unternehmen optimieren möchten. Fotos: OPUS//G

So hat der Software-Entwickler OPUS//G (Jork) die Logistik und die Produktion von Coppenrath & Wiese digitalisiert

Die Geschichte des Software-Unternehmens OPUS//G beginnt vor 20 Jahren mit einem Paukenschlag: András Rajk, Ingenieur mit Schwerpunkt Raumfahrt, bewirbt sich bei der Conditorei Coppenrath & Wiese um den Auftrag, die Lagerlogistik mit einem Software-System auf Vordermann zu bringen. Tatsächlich bekommt der Jorker den Zuschlag und setzt sich gegen die starke Konkurrenz der großen IT-Anbieter durch. Sein Vorteil: Rajk bietet eine passgenaue Lösung, weil er erkennt, dass Software von der Stange die individuellen Vorgaben nie zu 100 Prozent erfüllen kann. Diesem Prinzip ist sein Unternehmen bis heute treu geblieben – seit 2001 firmiert Rajk unter dem Namen OPUS//G: Objektorientierte Programmierung und Systemtechnik.

In einer ehemaligen Kapitänsvilla direkt am Deich in Jork arbeiten heute 25 Mitarbeiter, von denen der Großteil Software-Entwickler sind. Das Team schafft hier täglich neue Lösungen für die Anforderungen der Kunden im Bereich der Lagerverwaltung und Produktionssteuerung, sorgt also für einen reibungslosen Wareneingang, einen problemlosen Materialfluss und steuert die nachgeschaltete Kommissionierung bis hin zum Warenausgang. Ein Teil der Mannschaft arbeitet an einem zweiten Standort in Wedel in der Nähe der dortigen Fachhochschule. So haben auch die Mitarbeiter nördlich der Elbe die Option, auf ihrer Elbseite für OPUS//G tätig zu sein.

Anzeige

Aber bitte mit Sahne . . .
Was OPUS//G leistet, wird am besten an einem Beispiel deutlich: Wenn Coppenrath & Wiese die berühmte Festtagstorte „Schwarzwälder Kirsch“ produziert, sind dazu bis zu 30 verschiedene Zutaten und 15 Arbeitsgänge nötig. Bei einem Tagesausstoß von 55 000 (!) Torten muss der Hersteller sicherstellen, dass die einzelnen Bestandteile im Falle einer Reklamation zurückverfolgt werden können: Wer hat was wann unter welcher Chargennummer geliefert. „Schwarzwälder Kirsch“ wird im Werk Mettingen produziert. Der Tagesausstoß lässt erahnen, welche Mengen an Zutaten benötigt werden – unter anderem
80 000 Liter Sahne. Täglich.

Die Chargenrückverfolgung ist ein kleiner Bestandteil der umfassenden IT-Lösung, die OPUS//G für das Food-Unternehmen entwickelt hat. Mittlerweile wird der gesamte Materialfluss gesteuert und überwacht – vom Wareneingang über die Produktion bis zum Warenausgang. Die Software steuert die Abläufe und überwacht sowohl automatisierte als auch manuelle Schritte. Im vorigen Jahr wurde eine weitere neue Produktionsstätte mit der Software von OPUS//G in Betrieb genommen. Johannes Hahn: „Die Produktion einer Torte ist viel komplexer als auf den ersten Blick ersichtlich. Unsere Software weiß von jedem Zwischenprodukt genau, welche Bestandteile aus welcher Charge enthalten sind. Über unser Manufactoring Executing System – kurz MES – steuern wir zudem exakt, was wann in welchem Zustand für den nächsten Arbeitsschritt zusammengefügt werden muss. Das System meldet auch, wenn bestimmte Zutaten nicht bereitstehen und ordert Nachschub aus dem Lager. Oberstes Ziel: Die Bänder dürfen nicht stehen.“

Hahn weiter: „Coppenrath & Wiese ist ein großer Kunde aus dem Food-Bereich, aber unser System ist auf alle Branchen übertragbar.“ Zu den Kunden von OPUS//G zählen Großhändler aus dem Bekleidungssegment wie HB Protective Wear aus Koblenz mit 120 000 verschiedenen Artikel, Lagerlogistiker und E-Commerce-Kunden oder das Landmaschinen-Handelsunternehmen LVD Krone, das rund 40 000 Ersatzteile für die eigene Werkstatt, 15 Filialen und regionale sowie internationale Kunden verwaltet.

Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten
Was macht OPUS//G besonders? Dazu Johannes Hahn: „Die meisten Mitbewerber bieten standardisierte Prozesse an, auf die die Abläufe in den Unternehmen der Kunden angepasst werden müssen. Wir haben uns gegen die Standardisierung entschieden. Unsere Basisobjekte, die wir individuell für jeden Kunden zusammenfügen können, sind einzelne Rechnerfunktionen. Im Falle von Coppenrath & Wiese kommen wir da auf etwa mehrere 1000 Einzelfunktionen. Das ist die Basis für unsere Programmierung und ermöglicht den hohen Grad der Individualisierung. Zudem hebeln wir damit die Schnittstellenproblematik aus. Warenwirtschafts- beziehungsweise ERP-System können problemlos integriert werden.“ Was Hahn besonders freut: „Vor allem produzierende Mittelständler aus ganz Deutschland setzen auf unsere Lösung.“

Nachdem OPUS//G seinen Produkten in der Bildschirmdarstellung ein neues Design verpasst hat, kommt nun eine Neuentwicklung für die Lagerlogistik auf den Markt: „Wir bieten eine voll bedien­bare 3D-Visualisierung an. Das Lager erscheint dreidimensional auf dem Bildschirm. Wir wissen zu jedem Zeitpunkt, an welchem Ort sich welche Palette befindet und können uns per Maus-Klick weitere Informationen beschaffen“, sagt Johannes Hahn. Im nächsten Schritt sei der Einsatz der HoloLens II denkbar: „Dann werden die Mitarbeiter im Lager über Augmented Reality direkt zum Einsatzort im Lager navigiert, um dort visuell eingespielte Tätigkeiten auszuführen. Wir stehen am Anfang einer neuen Technologie.“ wb

Anzeige

Web: https://www.opus-g.com/