Mit der Corona-Task-Force durch die Krise

Hans-Peter Schubert ist Steuerberater und langjähriger Partner bei Dierkes Partner. Foto: ©zitzlaff.com / Sven Sindt

B&P-GESPRÄCH Partner Hans-Peter Schubert (Dierkes Partner) über einen dreifachen Impact und die Perspektiven für die Zukunft

Die Corona-Krise hat die in Hamburg-City, Harburg und Lüneburg ansässige Gesellschaft Dierkes Partner Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte gleich dreifach herausgefordert, wie Hans-Peter Schubert im Gespräch mit B&P aufzeigt. Zum einen erreichte die Experten im Zuge des Shutdowns eine Flut von Anrufen, da viele Mandanten plötzlich Hilfe und Beratung brauchten. Zum anderen musste sich das Unternehmen Dierkes Partner selbst auf die Situation einstellen und für die eigene Sicherheit sorgen. Und dann kamen auch noch Mitarbeiter aus dem Österreich-Urlaub zurück – und landeten prompt in Quarantäne. Die Verunsicherung in den eigenen Reihen war zunächst spürbar, doch Schubert gab eine optimistische Devise heraus: „In jeder Krise liegt auch eine Chance.“ Also wurden die Ärmel hochgekrempelt – die Corona-Task-Force nahm ihren Dienst auf.

„Nach dem doch recht schnellen Shutdown Mitte März entstand zunächst eine große Hektik. Mandanten riefen an, wollten beispielsweise wissen, wie sich Kurzarbeit beantragen lässt. Es gab sehr, sehr viele Nachfragen“, sagt Schubert im Rückblick auf das unerwartete Jahrhundertereignis einer Pandemie. Zeitgleich schickte die Partnergesellschaft rund 50 Mitarbeiter ins Homeoffice. Schubert: „Technisch war das unproblematisch, denn wir waren durch die weit fortgeschrittene Digitalisierung unsererer Kanzlei darauf vorbereitet. Unsicher war nur, ob die Datenleitungen mitspielen. Doch das klappte alles. Ein Zustand, der übrigens bis heute nahezu anhält.“ In den Büros wurde Einzelbesetzung angeordnet. Ein knappes Dutzend Urlaubsrückkehrer wurde verpflichtend in häusliche Quarantäne geschickt. Und im Tagesgeschäft glühten die Telefondrähte.

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Kurzarbeit und Zuschüsse

Schubert: „Wir haben für knapp 100 Mandanten die Kurzarbeit umgesetzt. Das heißt vor allem: Anträge stellen und die Lohnabrechnungen anpassen. Das ist unter normalen Umständen schon ein spezielles Thema. Im zweiten Schritt ging es dann um die Zuschussregelungen. Der Großteil unserer Mandanten sitzt in Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das bedeutet: Zu den Bundesregelungen kamen noch vier unterschiedliche Länderregelungen hinzu – das war schon ein bisschen bunt. Tatsächlich waren die Niedersachsen am schnellsten dabei, den Unternehmen unter die Arme zu greifen.“ Zurzeit geht es vielfach um zusätzliche Hilfen durch KfW-Kredite, ein „zunehmend unerfreuliches Thema“, wie Schubert sagt. Im Prinzip sei das ein ganz normaler Kreditantrag, nur noch komplexer in der Prüfung und nicht selten ohne Aussicht auf Erfolg.

„Aus allen Rohren geschossen“

Proaktiv riefen die Partner und Teamleiter die meisten DP-Mandanten an und fragten, ob Hilfe nötig sein. Damit Dierkes Partner schneller auf die Bedürfnisse und Probleme der Mandanten reagieren konnte, wurde zudem eine Corona-Task-Force gegründet. „Zu den Aufgaben zählte unter anderem, sich tagesaktuell durch die zahllosen Nachrichtenquellen zu arbeiten und die wichtigen Informationen herauszufiltern. Zeitweise kam der DB-Newsletter fast täglich heraus, da sich die Situation ständig veränderte. Zwei Leute waren komplett damit beschäftigt, die Aktualität zu gewährleisten. Es gibt eben sehr viele Informationsquellen.“ Dazu zählen das Bundesfinanzministerium, die Ländererlasse, die Arbeitsagenturen, die rechtlichen Diskussionen beispielsweise über die Stundung der Lohnsteuer und am Ende sogar die örtlichen Finanzämter. Schubert: „Allein in Hamburg haben wir zehn Finanzämter, die aber durchaus auch mal gegenteilige Informationen herausgaben. Unter dem Strich kann ich aber sagen, dass die Hamburger Behörden sehr schlank und zügig reagiert haben.“ Dasselbe gilt auch für die Arbeitsagentur, über die das Kurzarbeitergeld bereitgestellt wird. Die generelle Ansage war allerdings, möglichst gleich einen 100-Prozent-Antrag bei voller Laufzeit zu beantragen, und im Zweifel lieber weniger Kurzarbeitergeld in Anspruch zu nehmen. Schubert: „Also wurde aus allen Rohren geschossen, was aber nicht heißt, dass die Unternehmen das Kurzarbeitergeld tatsächlich in voller Höhe aktivieren. Aber es wusste ja auch niemand, wie sich die Dinge entwickeln.“

Digitales Mandanten-Portal im Test

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Der Beratungs-Boom auf der einen Seite hat jedoch auch einen Widerpart: „Wir haben bei Weitem nicht mehr so viel Projektgeschäft, weil Unternehmen in dieser Situation weniger bis gar nicht investieren, Firmentransfers oder Nachfolgeregelungen verschieben und erstmal in Warteposition gehen“, sagt Schubert. Er rechnet damit, dass sich diese Projekte ins zweite Halbjahr verschieben. Auch das eigene Arbeiten hat sich verändert. Schubert: Videokonferenzen gehören jetzt zum Tagesgeschäft. Die Hälfte unserer Konferenzräume wird derzeit als Büro genutzt.“

Dierkes Partner hat die Zeichen der Zeit erkannt und baut aktuell ein digitales Mandanten-Portal auf. Die Testphase läuft. Mandant und Berater treffen sich dabei virtuell in einem geschützten Raum, der über eine App erreicht werden kann. Corona hat die Digitalisierung der Steuerberatungsleistung extrem beflügelt. Hans-Peter Schubert: „Wir erleben einen wahren Schub.“ Und eine neue Wertschätzung, denn plötzlich ist der Steuerberater ein geschätzter Krisenbegleiter, der im Notfall auch den Weg weisen kann, der durch den Corona-Dschungel und hoffentlich wieder hinaus führt . . . wb

Web: https://www.dierkes-partner.de