Abgeschnitten auf der Hafeninsel

Foto: ScheerZwischen Lloyd Werft und Zolltor Rotersand befindet sich im Bremerhavener Kaiserhafen die ABC-Halbinsel, auf der ein großer Teil der havarierten und inzwischen demontierten Drehbrücke liegt. Foto: Scheer

Umschlagunternehmen Heuer Logistics ist von Drehbrücken-Schaden in Bremerhaven schwer betroffen.

Von Thorsten Brockmann

Am Gründonnerstag war es zu dem Totalschaden an der 91 Jahre alten genieteten Brücke gekommen. Beim geplanten Aufdrehen brach ein oberer Stahlträger, der sogenannte Obergurt. In der Folge wurden weitere Stahlteile zerstört. Und es waren doch mehr Züge als zunächst angenommen, die bisher über die Drehbrücke auf die Columbusinsel gerollt sind.

„Für dieses Jahr hatten wir mit 2000 Waggons geplant“, sagt Matthias Hasselder, Prokurist des Umschlagunternehmens Heuer Port Logistics. Dass vorschnell Politiker geurteilt hätten, dieser Teil des Hafens bräuchte keine Anbindung an Bahngleise, das ärgert ihn schon. „Den Herrn Hilz von der FDP haben wir gleich mal eingeladen“, sagt er. Zu sehen bekam der, wie zurzeit 12 000 Tonnen Sperrholz aus den Laderäumen des Massengutfrachters „La Sauternais“ gehoben werden. Ein Teil hätte auf Waggons mit Ziel Österreich verladen werden sollen, jetzt stauen sich Lkw vor den Hallen.

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Zwei neue Kunden

Erst im vergangenen Jahr habe Heuer zwei neue Kunden für den Umschlag von Holz aus Brasilien und China in Bremerhaven gewinnen können, weil Bahn, Schiff und Lkw hier gleichermaßen bedient werden könnten. „Jetzt sind wir kein trimodales Terminal mehr“, sagt Hasselder, die Auswirkungen seien für ihn jetzt noch nicht absehbar.

Alle zwei Wochen kam bisher auch ein Zug mit Stahl für die Autoindustrie bei Heuer an. Für dieses Geschäft habe man bereits eine Ersatzfläche im Hafen gefunden, bei der für den Export die Ladung in Container umverpackt werde, sagt Hasselders Kollege Rolf Benedix. „Zurzeit kommen wir ohne Bahnanschluss klar“, meint Hasselder. Aber ob das auch die nächsten fünf Jahre so funktioniere, bis eine neue Brücke stehe, das sei dann doch die große Frage.

Heuer fordert, schnellstmöglich eine Behelfsbrücke über den Verbindungskanal zu legen – für den Straßenverkehr. Denn dass die Franziusstraße auch für Lkw zur Sackgasse geworden ist, das sei zurzeit das viel größere Problem für das Unternehmen. „Wir holen im Jahr 20 000 Container von den Terminals oder bringen sie dorthin“, rechnet Benedix vor. „Die müssen wir jetzt alle durch die Stadt fahren.“

Nach den Zitrusfrüchten aus Marokko haben nun Frühkartoffeln aus Ägypten Saison. Allein 1000 Container werden davon erwartet. Für die Nahrungsmittel-Industrie lagert Heuer aber auch Honig aus aller Welt ein, für einen Babykosthersteller Zucker oder für einen Käsefabrikanten Produkte für den Export. Die kommenden vier Jahre noch ist Heuer auch in den Aufbau einer Fabrik in Tschechien eingebunden, für den Transport riesiger Maschinenteile dorthin werden auf dem Stückgut-Terminal Columbuskaje Tieflader beladen. Und wenn europaweit irgendwo Discounter- oder Baumarktketten Werkzeuge oder Computer aus Asien im Angebot haben, dann kann es gut sein, dass sie vorher hier umgeladen wurden. Insgesamt rund 130 Beschäftigte finden bei Heuer Logistics Arbeit.

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Es geht insgesamt um 400 000 Tonnen Ladung, die für das Logistik-Unternehmen am Containerumschlag hängen. Bisher schafften die Trucker auf direktem Weg zwischen den Terminals und der Columbusinsel fünf Touren pro Schicht, jetzt nur noch drei, weil sie über die Kaiserschleuse raus aus dem Freihafen in die Stadt und am Zolltor Rotersand wieder rein in den Freihafen fahren müssen – Zollformalitäten inklusive. „Das kostet Zeit und damit Geld“, bedauert Hasselder.

Die Lkw fahren in zwei Schichten, aber auf dem Betriebsgelände auf der Columbuskaje bauen sich bereits kleine Containerberge auf. Über den Betrieb rund um die Uhr werde jetzt nachgedacht, sagt Hasselder – obwohl auf der Barkhausenstraße ab 19 Uhr ein Lkw-Fahrverbot gelte. Die Straßenverkehrsbehörde habe signalisiert, es aufzuheben. Auch etwa zehn überbreite und überhohe Spezialtransporte müssten pro Woche den Weg durch die Stadt nehmen, erzählen die beiden Logistiker.

Gespräche mit Senatorin

Die Häfensenatorin sei bereits zweimal zu Gesprächen im Haus gewesen, sagt Benedix, auch mit Bremenports sei jede Woche ein Treffen vereinbart. „Wir merken schon die Unterstützung.“ Aber für viele ihrer Fragen gebe es noch keine Lösungen, sagt Hasselder. Auch nicht, wer für die auf 1,7 Millionen Euro hochgerechneten Mehrkosten durch den Brückenausfall aufkommt.