Blei, Zink und ab 2023 nun auch noch Kupfer

In der Nordenhamer Bleihütte soll ab nächstem Jahr auch Kupfer gewonnen werden. Derzeit wird der Badschmelzofen entsprechend umgerüstet. Foto: Heilscher

Glencore schafft die technischen Voraussetzungen für die Verarbeitung von Elektronikschrott.

Von Christoph Heilscher

Eine Zeit lang standen die beiden Öfen der Hütte still. „Mehr als zwei Jahre ist der Badschmelzofen durchgelaufen“, freut sich Thomas Hüser, Geschäftsführer der Bleihütte und Mitgeschäftsführer der Zinkhütte. Üblich sind acht Monate. „Wir haben sehr sorgfältig gearbeitet und die Mischungen richtig dosiert“, ergänzt Koen Demesmaeker, Glencore-Standortleiter in Nordenham. Doch nun musste das Mauerwerk des Schmelzofens ausgetauscht werden. Es hatte sich zu viel Schlacke angesetzt.

Auch der zweite Ofen der Bleihütte, der Reduktionsofen, in dem aus der Schlacke des Badschmelzofens weiteres Metall gewonnen wird, stand und wurde routinegemäß saniert. Zudem wurde die Schwefelsäure-Kontaktanlage generalüberholt. Alle Arbeiten verliefen nach hohen Umweltstandards, versichert Hüser. Der Staub wurde an den Baustellen abgesaugt, die Baustelle wurde mit Wasser berieselt. Besenwagen, die Staub aufkehren, sind rund um die Uhr auf dem Werksgelände im Einsatz.

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Die Sanierung ist sehr arbeitsintensiv. Bis zu 240 externe Mitarbeiter waren in der Hütte tätig. In der Bleihütte arbeiten rund 330 Beschäftigte. Im letzten Quartal des Jahres beginne die Versuchsphase zur Verarbeitung von Elektronikschrott, erläutert Koen Demesmaeker. Im nächsten Jahr soll die Produktion des umgerüsteten Ofens anlaufen. Dann soll die Bleihütte – Jahresproduktion zurzeit 116.000 Tonnen – neben Blei auch große Menge Kupfer sowie weitere Metalle gewinnen.

Mit der Sanierung der Öfen einher gehen weitere Investitionen in den Umweltschutz. Glencore hat sich zum Ziel gesetzt, den Hüttenstandort Nordenham weitgehend immissionsfrei zu betreiben. Das Problem sind dabei nicht die Kamine, in denen effektive Filteranlagen arbeiten, sondern die sogenannten diffusen Quellen, aus denen schwermetallhaltiger Staub aufgewirbelt und verweht wird. Glencore realisiert in Nordenham insgesamt 25 Umweltprojekte und investiert dafür 21 Millionen Euro.

Längst hat man erkannt, dass der Lkw-Verkehr auf dem Werksgelände eine wesentliche Ursache ist für die Verwirbelung von schwermetallhaltigem Staub. Deshalb gilt schon lange eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf sechs Kilometer pro Stunde. Zudem hat Glencore im vergangenen Jahr eine Reifenwaschanlage für Lkw installiert. Die Straßen des Betriebs werden feucht gehalten. Eine Maßnahme, von dem sich das Unternehmen viel verspricht, ist der Bau eines eingehausten Förderbandes zwischen der Lagerhalle an der Pier und der Vorstoffhalle für den Badschmelzofen. „Wir sparen durch das Förderband 11.000 Lkw-Bewegungen im Jahr ein“, erklärt Koen Demesmaeker. Vier Millionen Euro investiert Glencore dafür.

„Wir sind dabei, bei den Themen Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheit viel zu bewegen“, betont Koen Demesmaeker. So begleite ein externes Team aus neun Spezialisten derzeit die Mitarbeiter der Bleihütte.

Glencore hat darüber hinaus eine groß angelegte Umweltstudie in Auftrag gegeben, die sogenannte Baseline-Studie, um den Stand der Umweltbelastung nach 116 Jahren Hüttenproduktion in Nordenham festzuhalten. Die Arbeiten an der Studie laufen noch bis zum Sommer nächsten Jahres. Erstellt wird die Studie von einem unabhängigen Institut. Im Gespräch ist Glencore mit Landwirten im Stadtnorden. Alle Maßnahmen für den Umweltschutz und die Verständigung der Hüttenbetreibe mit

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den Nachbarn hängen allerdings daran, dass es gelingen wird, eine Lösung für die explodierenden Energiepreise zu finden. Diese Preise bedrohen die Existenzen der Hüttenbetriebe.