40 Jahre Umco GmbH in Wilhelmsburg: Ulf Inzelmann und Anika Biehl über Gefahrstoffe, Compliance-Beratung und den Verordnungsdschungel.
Wer mit chemischen Stoffen sein Geld verdient, der weiß um die teils strikten Regeln im Umgang mit Chemikalien aller Art. Diese zu beachten und sich im Dschungel der unterschiedlichen Rechtsgebiete und Verordnungen zurechtzufinden, ist eine Aufgabe für Spezialisten mit detektivischem Spürsinn in einem fast unüberschaubaren Aktionsfeld. „Dieser Job ist sehr spannend“, sagt Anika Biehl beim Besuch von B&P im Ingenieurwerk Hamburg. Die technische Betriebswirtin gehört der Geschäftsführung an und ist seit 2018 Gesellschafterin der Umco GmbH – einem Unternehmen, das vor 40 Jahren aus einem Wilhelmsburger Lackhersteller hervorgegangen ist und seit 1997 als eigenständiger Dienstleister Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Pharma, verarbeitende Industrie und Logistik als strategischer Compliance Partner für den weltweiten Vertrieb und den Umgang mit Chemikalien berät. Als geschäftsführender Gesellschafter gehört Ulf Christoph Inzelmann zu dem Ingenieurs-Trio, das sich 1997 mit einem Management-Buy-out selbstständig machte und mit insgesamt sieben Mitarbeitern startete. Heute zählt die Umco GmbH rund 80 Beschäftigte und betreut Kunden weltweit.
Am Anfang war das Chemikalienrecht
Ulf Inzelmann über die Anfangsjahre: „Wir haben damals die erste Software zur Erstellung von Sicherheitsdatenblättern entwickelt. Die wiederum waren in der Arbeitsstoffverordnung gefordert, die mittlerweile vom europäischen Chemikalienrecht abgelöst wurde. Kurz gesagt regelt dieses Recht den Umgang mit Chemikalien.“ Ein weites Feld, denn wer mit Chemikalien – in der Regel Mischungen verschiedener Stoffe – arbeitet, der muss für die Sicherheit von Mensch und Umwelt geradestehen. Sicherheitsdatenblätter sind ein entscheidender Ausschnitt aus diesem Kosmos. Die Umco GmbH hilft darüber hinaus bei Registrierungen und Zulassungen im Chemikalienrecht und auch bei Genehmigungsverfahren von Industrieanlagen im Safety-Health-Environment-Bereich.
Den Mittelstand im Blick
Zu den Kunden zählen vor allem mittelständische Betriebe, aber auch vereinzelt Konzerne. Anika Biehl: „Unsere Zielgruppe sind die Industrie und das Gewerbe. Unser Kerngeschäft ist die Compliance-Beratung. Im Umco-Kontext bedeutet das die Einhaltung von Vorschriften und Gesetzen, die beim Handel, bei der Produktion und beim Arbeiten mit Chemikalien beachtet werden müssen – und das sind viele. Anika Biehl: „Das gilt für Produzenten, Händler, Verbraucher, Logistiker und Exporteure. Den typischen Kunden gibt es nicht. Die Klammer ist der Umgang mit chemischen Stoffen. Konkret können das Industriebetriebe ebenso sein wie Logistikbetriebe, Transportunternehmen und Hafenbetriebe. Wir begleiten die Unternehmen von der Strategie bis hin zur Umsetzung konkreter Ziele – sei es als einzelnes Projekt oder als dauerhafte Betreuung.“
Die Datenbasis stimmt
Die Basis, auf der die Umco-Mitarbeiter arbeiten, besteht vor allem aus Daten. Ulf Inzelmann: „Im stofflichen Bereich haben wir alle verfügbaren Daten im Zugriff, können also alle denkbaren Fälle von chemischen Projekten auswerten.“ Konkret: „Ein Unternehmen will eine Farbe herstellen. Wir sehen uns an, aus welchen Grundstoffen diese bestehen soll, wie die Stoffe miteinander wirken und was gegebenenfalls beim Umgang damit beachtet werden muss. Damit sind wir beim Thema Arbeits- und Umweltschutz. Als Dienstleister erstellen wir Genehmigungsanträge für Produktionsstätten, machen eine Gefährdungsabschätzung für die konkrete Tätigkeit mit dem Produkt und stellen Betriebsbeauftragte beispielsweise für Arbeitssicherheit, Störfallrecht und Gefahrgut. Wir bewegen uns ständig im Dreieck Stoffe, Organisation und Technik. Und das quer durch alle Branchen, was die Arbeit sehr vielfältig und interessant macht.“
Dem Viertel verbunden
Die Umco fühlt sich schon seit ihrem Bestehen der Elbinsel Wilhelmsburg verbunden. Ulf Inzelmann: „Wir unterstützen schon seit Jahren die Bücherhalle Wilhelmsburg mit ihren Lese-, Lern-, Orientierungs- und Bildungsangeboten. Darüber hinaus gibt es immer wieder Engagements aus dem Mitarbeiterkreis, bei denen wir gemeinsam unter die Arme greifen, sei es das Hospiz Hamburg Leuchtfeuer, die Hundelobby, die Obdachlose mit Hunden unterstützt, oder der ParkSportInsel e.V.“ Fast schon eine Tradition ist die gemeinsame Aktion „Hamburg räumt auf“. Denn auch wenn mobiles Arbeiten bei der Umco gelebt wird, kommen die Mitarbeiter gern ins Büro, und so ist es allen wichtig, dass auch die Straße davor ordentlich aussieht . . .
Gesucht: Consultant im Bereich Gefahrgut
Es ist ein Irrglaube zu meinen, dass Hamburg kein Ort für Chemie sei. Ulf Inzelmann schätzt, dass es im Großraum Hamburg etwa 500 Unternehmen gibt, die mehr oder weniger mit chemischen Stoffen zu tun haben. Alle müssen sich um das Thema Gefahrgut kümmern. Anika Biehl: „Aktuell suchen wir Mitarbeitende für die Gefahrgut-Beratung. Das kann beispielsweise auch ein erfahrener Logistiker sein.“ Wer bei Umco einsteigt, wird zunächst in die komplexe Materie eingeführt. Anika Biehl: „Unsere Mitarbeitenden brauchen das Berater-Gen. Wir kommen als Problemlöser in die Betriebe und suchen nach kreativen und pragmatischen Lösungen. Daher freuen wir uns auch immer über Quereinsteiger, die Lust auf Beratung haben.“ Die Mitarbeiter des Wilhelmsburger Unternehmens wohnen überwiegend im Hamburger Raum, viele sind mittlerweile jedoch auch bundesweit verteilt – eine Folge der Remote-Arbeitsweise im Zuge der Corona-Pandemie. Anika Biehl: „Das hat unseren Suchraum bei der Rekrutierung deutlich erweitert und bereichert unser Unternehmen mit großartigen Mitarbeitenden, die früher so nicht ihren Weg zu uns gefunden hätten.“ wb
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