Odin stellt seinen Werksverkauf ein

Der Schiffsausrüster Odin hat sich mit einem Werkverkauf die Existenz gerettet. || Foto Scheschonka

Der Schiffdorfer Schiffsausrüster hofft auf Normalität.

Von Thorsten Brockmann

Der Schiffsausrüster will im Gewerbepark am Schiffdorfer Fernsehturm ein weiteres Grundstück kaufen und spätestens 2023 eine große Lagerhalle bauen. Wenn die Gemeinde dafür auch den Bebauungsplan überarbeitet und Einzelhandel im Gewerbegebiet zulässt, dann soll auch das Vorhaben umgesetzt werden, den Werksverkauf wieder dauerhaft anzubieten.

„Jetzt haben wir dafür keinen Platz mehr“, sagt Geschäftsführerin Daniela Küver. Die Odin-Lager waren voll mit Lebensmitteln, als die Corona-Krise sich im März 2020 ausdehnte und der Firma beinahe komplett die Geschäftsgrundlage entzog. Allein im Tiefkühllager ist Platz für 4000 Paletten. Firmengründer Gerald Küver entwickelte mit seinen Töchtern die Idee des Werksverkaufs, der nicht nur gut angekommen ist, sondern die Firma mit durch die Krise geführt hat.

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Rinderfilet aus Südamerika sei der Renner gewesen, sagen die Schwestern – kein Verkaufstag, an dem weniger als 100 Kilogramm Abnehmer fanden. Aber auch Lachs, Garnelen und Lammkrone wurden tiefgefroren kiloweise verkauft. „Wir hätten nie mit solchen Mengen gerechnet“, sagt Leers. Bis nach Hamburg und sogar Düsseldorf habe sich der improvisierte Verkauf herumgesprochen und Kunden gezogen. Restaurants seien beliefert worden. In der Spitzenzeit hätten die Kunden bis zur Straße Schlange gestanden, um hereingelassen zu werden, sagt Daniela Küver.

Dabei war der kleine Verkaufsraum nie mehr als ein Provisorium, notdürftig an vier Auslieferungsrampen mit Bauzäunen abgetrennt. Ein paar Kühltruhen, Tische und Paletten sowie sieben Einkaufswagen reichten, um loszulegen – erst nur auf Bestellung, dann werktäglich direkt im Laden und von der Gemeinde Schiffdorf immer nur in Dreimonatsabschnitten ausnahmsweise genehmigt, weil Odin in einem Gewerbegebiet liegt, in dem Einzelhandel nicht erlaubt ist.

Aus den Lagern konnte zwar längst nicht alles verkauft werden, was durch abgesagte Flusskreuzfahrten liegen geblieben war, aber das Unternehmen hat im ersten Jahr immerhin rund eine halbe Million Euro Umsatz mit dem Werksverkauf gemacht.

Im Sommer vergangenen Jahres sah es beinahe so aus, als könnte die Corona-Krise überwunden sein. 40 der 140 zu beliefernden Schiffe fuhren wieder, die Reeder planten Monat für Monat mit zusätzlichen Schiffen. Seit September ist keiner der mehr als 80 Beschäftigten noch in Kurzarbeit, und das konnte auch so bleiben, obwohl die Omikron-Welle im November noch einmal für einen Totalausfall gesorgt habe, sagt Daniela Küver. „Palettenweise saßen wir auf Schoko-Weihnachtsmännern und Lebkuchen“, erzählt sie. Die Süßigkeiten wurden an die Crews verschenkt, gespendet und im Werksverkauf angeboten.

Ihre Kunden planten zu April einen „relativ normalen“ Saisonstart mit bis zu 100 Schiffen, sogar aus den USA und England wollten wieder Reisegruppen europäische Flüsse bereisen. „Deshalb brauchen wir alle Laderampen wieder“, sagt Leers. Das Vor-Corona-Niveau werde aber voraussichtlich noch nicht wieder erreicht.

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Die Reeder bestellten gerade wieder, stellten Sortimente zusammen, Odin verschicke Muster. Ende Februar träfen sich auf einem Flussschiff in den Niederlanden auch Dutzende Küchenchefs, um zu testen, zu kochen und für das ganze Jahr zu bestellen – vermutlich auch wieder die zehn Tonnen argentinisches Rinderfilet, vermutet Leers. Odin verkaufe alles, was an Bord benötigt wird, bis zu 40 000 verschiedene Artikel vom WC-Papier bis zum Piano.

Odin in Zahlen

Von den rund 400 Flusskreuzfahrtschiffen, die europaweit im Einsatz sind, wird normalerweise mehr als jedes dritte von Odin beliefert.

14 Reedereien sind bei dem Schiffdorfer Unternehmen Kunden.

In den Sommermonaten beschäftigt Odin Schiffsausrüstung mit Saisonkräften bis zu 120 Mitarbeiter.

Gegründet wurde das Unternehmen vor 35 Jahren in Bremerhaven. Seit 2017 ist Schiffdorf Firmensitz.