Puffer für die Stromnetze

Foto: ScheerDie Anlage soll auf dem ehemaligen Flugplatzgelände im Fischereihafen in Bremerhaven entstehen. || Foto: Scheer

Uni Bremen baut Wasserstoff-Anlage in Bremerhaven auf – „Experiment“ kostet zwei Millionen Euro.

Von Klaus Mündelein

Der Wasserstoff-Standort Bremerhaven wird weiter ausgebaut. Erneut geht es um eine Testanlage. Allerdings steht diesmal nicht, wie bisher, die Herstellung von Wasserstoff im Mittelpunkt. Im Gegenteil. Hier wird der Rückwärtsgang eingelegt, aus Wasserstoff wird wieder Strom hergestellt. Zwei Millionen Euro hat das Land für das Experiment bewilligt.

„Rückverstromungsanlage“ nennen das die Experten. Aber was soll das bringen, wenn erst aus Windenergie aufwendig Wasserstoff hergestellt wird, um ihn dann wieder in Strom umzuwandeln? Diese Technik hilft, das Stromversorgungsnetz leistungsfähig zu halten, auch wenn die Windkraftanlagen in der Flaute stillstehen und dunkle Wolken die Solarzellen beschatten.

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Anders als Kohlekraftwerke werden künftig die sauberen Energieträger eben nicht verlässlich zu jeder Zeit bedarfsgerecht Strom ins Netz speisen können. Es werden also schnell verfügbare Reserven notwendig sein, um ein stabiles Stromnetz für Industrie und Haushalte aufrechterhalten zu können oder nach einem Netzzusammenbruch das System schnell wieder hochfahren zu können. Grüner Wasserstoff ist so eine Energiereserve. Die in ihm gespeicherte Windenergie kann nach der Rückwandlung dem Netz schnell zur Verfügung gestellt werden.

Dabei geht es um komplizierte Systeme. „Es muss so viel Energie ins Netz eingespeist werden, wie auch abgerufen wird“, sagt Professor Bernd Orlik von der Uni Bremen. Und zwar in Bruchteilen von Sekunden. Mit der Experimentieranlage sollen die dynamischen Prozesse getestet werden. Die Versuchsanlage ist ein Projekt der Uni Bremen. Aber sie wird in Bremerhaven auf dem ehemaligen Flugplatzgelände installiert – in direkter Nachbarschaft zu den Elektrolyseuren, mit denen das IWES-Institut im großen Stil künftig grünen Wasserstoff mit Hilfe von Windenergie herstellen will. „Dadurch müssen wir den Wasserstoff nicht erst nach Bremen transportieren“, so Orlik. Die Systeme passen also gut zueinander. Wie gut sie miteinander funktionieren, soll nun erprobt werden.

Motor verarbeitet Wasserstoff

Die neue Anlage wird aus einem Blockheizkraftwerk bestehen. Das Besondere dabei: Es wird mit einem Motor betrieben, der Wasserstoff verarbeiten kann. Solche Geräte werden bislang noch nicht in Serie gefertigt, sagt Ressortsprecher Rainer Kahrs. Zu der Anlage gehört zudem ein Generator zur Stromerzeugung. Auch die Abwärme des Kraftwerks kann genutzt werden. Dazu kommen Batterie und Kondensatorspeicher.

Die Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro können komplett aus einem Fördertopf der Europäischen Union beantragt werden. Das EU-Programm fördert nur Projekte, die vergleichsweise schnell realisiert werden können. Bis September 2023 muss es komplett abgeschlossen sein. Im Land Bremen gibt es offensichtlich nicht viele Projekte, die derart schnell umgesetzt werden können.

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