Vom Bauern zum Solar-Investor

Vier Hektar an der Bahn zwischen Geestenseth und Frelsdorf sind schon mit Solarmodulen bestückt. Klaus Poppe plant aber größer. Foto: Hansen

Landwirt Klaus Poppe aus Frelsdorf und seine Partner planen einen großen Solarpark in Geestenseth.

Von Inga Hansen

Eigentlich war Klaus Poppe Milchbauer. Der Landwirt aus Frelsdorf hat seine Kuh-Herde zwei Jahrzehnte lang immer weiter aufgestockt. Zuletzt standen 200 Kühe im Stall, gut versorgt mit Futter durch die 140 Hektar Land, die Poppe bewirtschaftet. Doch der 55-Jährige hat keinen Nachfolger für seinen Hof. Seine Kinder haben andere Berufe, mit der Landwirtschaft hätten sie nicht viel am Hut, erzählt er. Als ihm dann die Vermarktungsgesellschaft Masterrind ein gutes Angebot für seine Kühe unterbreitete, verkaufte er sie und hängte die Milchwirtschaft an den Nagel. „Das hat ohne Nachfolger ja keine Zukunft“, sagt er.

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Ganz anders als das zweite Standbein seines Betriebs, die Solarenergie. Klaus Poppe ist nicht nur Bauer, sondern Mitbetreiber eines kleinen Solarparks, der zwischen Frelsdorf und Geestenseth direkt an der Bahn liegt. Der Bauer erwirtschaftet dort auf 4 Hektar einein-
halb Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr – genug, um 600 Haushalte, also ein ganzes Dorf, mit Strom zu versorgen. Poppe würde den Solarpark gerne erweitern. Nicht nur vier, sondern bis zu 20 Hektar, vielleicht sogar bis zu 50 Hektar nahe der Bahnstrecke mit Solarmodulen bestücken. Die Bauern, die er dafür ins Boot holen muss,
lockt er mit einer Beteiligung an der Betreibergesellschaft.

Noch ist das alles Zukunftsmusik. Aber Poppe ist überzeugt, dass Energiegewinnung ein gutes Standbein für die Landwirtschaft sein wird. „Für die Tierhaltung“, da ist er sich sicher, „wird es immer mehr und immer höhere Auflagen geben.“ Da könne die Solarenergie eine echte Alternative werden. Erst recht, wenn die Bauern nicht nur ihr Land an Solar-Investoren verpachten, sondern als Betreiber in die Gesellschaft mit einsteigen.

Die richtigen Partner hat Poppe gefunden. Die Firma Actensys, ein Solaranlagenhersteller aus dem bayrischen Weilheim. Angefangen hat es vor mehr als zehn Jahren. Damals hatte Poppe in der NORDSEE-ZEITUNG gelesen, dass Andreas Bruske, Geschäftsführer der Solarfirma adfontes in Bad Bederkesa, zusammen mit der Firma Actensys in Wehdel einen Solarpark bauen will. Eine gute Idee, fand Poppe – und bot den Solar-Investoren aus Bayern einen seiner Äcker nahe der Bahn in Geestenseth dafür an.

„Binnen vier Monaten hatten wir die Genehmigung. Das ging so durch“, sagt der Landwirt Poppe. Alles passte: Solarparks sollten damals zwar nicht überall gebaut werden, auf Flächen nahe Autobahnen und Bahnstrecken aber schon, der Strom kann in Geestenseth gleich ins Netz eingespeist werden, die Hochspannungsmasten verlaufen direkt darüber, die Betreiber bekamen damals eine feste Vergütung für den Öko-Strom.
Zu ihnen gehörte auch Poppe. „Ich wollte nicht nur meine Flächen verpachten, ich wollte Mitgesellschafter werden“, erzählt er. Die Actensys-Geschäftsführer und der Landwirt hoben gemeinsam die „Solarpark Geestenseth GmbH“ aus der Taufe. 2015 ging der Park an den Start. Allerdings mussten die Investoren Abstriche machen: Statt mit 2,35 Megawatt – wie genehmigt – ging der Park nur mit 1,8 Megawatt an den Start. Der Grund: „Der Netzbetreiber kann hier nicht mehr einspeisen“, sagt Poppe. Seine Kompagnons und er hätten eine längere Leitung legen lassen können. Aber nur auf eigene Rechnung. „Das wäre zu teuer gewesen“, sagt er.

Ein Handicap, das den frisch gebackenen Energiewirt auf eine neue Idee brachte. Wie wäre es, wenn die Betreiber auch die Logistik in die Hand nehmen und ihren Strom selbst ins Netz einspeist? „Dafür brauchen wir nur ein eigenes Umspannwerk“, sagt der Landwirt aus Frelsdorf. Das allerdings rentiert sich erst, wenn der Solarpark eine Größe von mindestens 15 bis 20 Hektar hat, erzählt er.

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So war die Idee der Erweiterung des Parks geboren. In die Umsetzung kommt er allerdings jetzt erst, nachdem sich in Berlin der Wind in Sachen Energiewende gedreht hat.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat im vergangenen Jahr das Ziel ausgegeben, dass 2030 rund 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen soll. Um das zu erreichen, muss kräftig in Wind- und Sonnenergie investiert werden. „Seitdem tut sich was bei den Behörden“, freut sich Poppe. Und holte seinen Plan aus der Schublade. Die Gemeinde Schiffdorf, die bereits angekündigt hat, dass sie in Zukunft stärker auf Sonnen- und Windenergie setzen will, sei bei ersten Gesprächen aufgeschlossen gewesen, sagt er. Jetzt ist er dabei, mit seinen Berufskollegen zu sprechen, die die Flächen zur Verfügung stellen müssen. „Mal schauen, was dabei herauskommt“, sagt er.