Design Thinking: Fehler erwünscht!

Christoph IhlProfessor Christoph Ihl

Professor Christoph Ihl über kreative Innovationsmethoden.

Perspektiven verschieben, kreativ arbeiten – anders denken. Das alles bietet Design Thinking. Mit dieser Innovationsmethode lösen die Anwender Probleme aus der Sicht der Nutzer. Das Ziel ist es, Ideen und Prototypen schneller zu entwickeln und zu testen. Neues ausprobieren und dabei Fehler machen, ist ausdrücklich erwünscht. Entwickelt wurde Design Thinking von David Kelley, Gründer der bekannten Design-Agentur IDEO im Silicon Valley. Seine Methode greift zurück auf die systematische Vorgehensweise von Designern, die sich auf die Bedürfnisse der Nutzer fokussieren. In sechs Phasen analysieren Entwicklerteams Probleme und testen Ideen. Eine stetige Rückkoppelung zwischen Entwickler und Zielgruppe, das Arbeiten in multidisziplinären Teams sowie ungewöhnliche Materialien, wie beispielsweise Lego, sorgen für eine dynamische Arbeitsweise. In den vergangenen Jahren hat Design Thinking einen regelrechten Hype ausgelöst. Professor Christoph Ihl, Design-Thinking-Trainer am NIT Northern Institute of Technology Management in Harburg erklärt, warum das so ist.

Was ist neu an Design Thinking?

So neu ist Design Thinking ja eigentlich gar nicht. Die Ursprünge liegen in den 80er-Jahren im Bereich Architektur und Stadtplanung. In den 90er-Jahren wurde die Methode vor allem durch die Universität Stanford und die Designagentur IDEO im unternehmerischen IT- und Geschäftskontext populär gemacht. Zu heutiger Zeit von Digitalisierung, Geschäftsmodellinnovation und Start-ups gewinnt Design Thinking auch im Zusammenhang mit anderen Methoden wie Lean Start-up und Agile Development weiter an Bedeutung. Neu ist die offene, interdisziplinäre, kommunikative und empathische Art und Weise, an Probleme und deren Lösungen heranzugehen.

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Welchen Mehrwert hat Design Thinking für Unternehmer, und für wen ist die Methode geeignet?

Design Thinking ermöglicht Unternehmern, Probleme in verschiedenen Geschäftsbereichen gezielt zu strukturieren und aus Nutzerperspektive systematisch Lösungen zu erarbeiten. Der Mehrwert liegt darin, bei der Erarbeitung von potenziellen Lösungen von Anfang an die Nutzerakzeptanz in den Mittelpunkt zu stellen. An der Nutzerakzeptanz scheitern Lösungen in der Praxis weitaus häufiger als an technischen Barrieren. Die Methode ist hervorragend für temporäre Projektteams geeignet, die sich mit einem spezifischen Problem beschäftigen, bei dem Unsicherheiten über die Nutzerakzeptanz eine große Rolle spielen.

Beim Design Thinking arbeiten die Entwickler in sehr kurzen Zyklen. Warum ist das sinnvoll?

Am Anfang eines Projektes herrscht meist große Unsicherheit darüber, welche Art von Lösung von den beteiligten Akteuren akzeptiert wird. Diese Unsicherheit kann viele verschiedene Aspekte betreffen und nicht in einem Schritt beseitigt werden. Deshalb versucht Design Thinking, einen Bezugsrahmen vorzugeben, in dem man verschiedene Aspekte der Unsicherheit schrittweise reduzieren kann. Nach jedem Schritt kann man seine Annahmen verwerfen oder weiter spezifizieren, um dem wahren Nutzerverhalten ein bisschen näher zu kommen.

Welche Rolle spielen ungewöhnliche Materialien wie Lego und bewegliche Möbel?

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Design Thinking  ist sehr visuell. Visuelle Stimuli sagen mehr als tausend Worte. Deshalb versucht man im Design Thinking, den Problemkontext und potenzielle Lösungen durch Prototypen visuell zu beschreiben. Dabei kann von Pappe über Lego bis hin zu digitalen Prototypen alles zum Einsatz kommen. Das hilft enorm in der Kommunikation sowohl innerhalb des Teams als auch gegenüber extern beteiligten Akteuren.

Inwieweit ist Design Thinking eine Methode, die Teams auch langfristig im Unternehmen anwenden können?

Design Thinking sollte zwar immer auf spezifische Probleme angewendet werden, die in einem gewissen Zeit-horizont gelöst werden sollen, aber solche Probleme tauchen in Unternehmen ja immer wieder und an allen Ecken und Enden auf. Also ist es sehr hilfreich, wenn Unternehmen das Wissen um die Design-Thinking-Methode systematisch durch wiederholtes Anwenden aufbauen. So kann Problemlösen eine Kernkompetenz des Unternehmens werden.

Im „Design Thinking Space“ des NIT Northern Institute of Technology Management können Unternehmen die Innovationsmethode erlernen und anwenden. Dieser eigens dafür angelegte Raum kann sowohl mit als auch ohne Trainer gebucht werden. Weitere Informationen unter: www.nithh.de/designthinking