Heute die Weichen für morgen stellen

Regila Radix- Dorozala

Regila Radix-
Dorozala, Erste Vor­sitzende des Gewerbeverbundes Apensen

Manchmal reiben wir uns vom Vorstand des Gewerbeverbund Apensen e.V. die Augen und sind ganz erstaunt darüber, wie wirtschaftlich stark unsere vergleichsweise kleine Samtgemeinde derzeit aufgestellt ist. Im Einwohnervergleich ist Apensen die zweitkleinste Gemeinde im Landkreis Stade, verzeichnet aber zugleich den höchsten Einwohnerzuwachs. Nach genauer Analyse fällt auf, dass die Samtgemeinde als Wohnstandort und als Wirtschaftsstandort immer attraktiver wird. Das ist höchst erfreulich, sollte uns aber nicht in zu großer Sicherheit wiegen.

Die Gründe für die positive Entwicklung liegen in der hervorragenden Infrastruktur. Zur Autobahn nach Hamburg und Bremen ist es nicht weit, und es besteht eine Bahnverbindung nach Hamburg und Bremerhaven. Wir haben in allen Gemeinden Gewerbegebiete ausgewiesen. Das haben auch große Unternehmen erkannt und viel Geld in ihre Betriebe investiert – zum Beispiel Firmen wie Elbe Obst und Eisbär Eis. Gut für unsere Samtgemeinde. Und das Ergebnis einer vorausschauenden Gewerbestrategie.

Aber es gibt auch Dinge, die uns bremsen: Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen vor allem im Bereich Handwerk. Fluch und Segen liegen in der Nähe zu Hamburg eng beieinander. Die Industrie saugt viele qualifizierte Mitarbeiter einfach ab. Die Fertigstellung der A26 nach Hamburg, die einen weiteren positiven Schub bedeuten würde, lässt immer noch auf sich warten. Die Gewerbesteuersätze sind in den drei Gemeinden unserer Samtgemeinde leider die höchsten im Landkreis Stade – was für bestehende Betriebe ein Ärgernis ist.

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Durchaus schwierig ist die Situation für den Einzelhandel in Apensen: Der Verlust von Kunden an den Online-Handel und die sehr attraktive Einkaufsvielfalt der Städte Buxtehude, Stade und vor allem Hamburg sind spürbar. Eine Ausnahme bildet da zurzeit nur der örtliche Lebensmitteleinzelhandel. Mit Rewe, Netto, Aldi, Lidl und Budnikowski sind unsere rund 9000 Einwohner bestens versorgt.

Breitband in die Fläche

Unter dem Strich zeigt das Beispiel Apensen aber dennoch, dass auch in den Randgebieten der Städte wirtschaftliche Vielfalt und Attraktivität vorhanden sein können. Um diese Situation zu festigen, mussten allerdings Entscheidungen getroffen werden, die gerade auch die eher ländlichen Bereiche zukunftsfähig halten: Dazu zählt an erster Stelle die flächendeckende Versorgung mit Breitbandkapazitäten. In den drei (Haupt-)Gemeinden Apensen, Beckdorf und Sauensiek ist zurzeit eine Kapazität von
50 000 Mbit/Sekunde verfügbar. 2017 soll die Kapazität in Apensen und Beckdorf auf 100 000 erhöht werden. Es gibt tatsächliche nur ein paar weiße Flecken in den Ortschaften, wo die Kapazitäten wirklich unzureichend sind. Im Großen und Ganzen ist aber diese Versorgung ein Pluspunkt für die Standortentscheidung in diese Samtgemeinde.

Das Beispiel zeigt: Die digitale Welt hört nicht an den Grenzen der für die Versorger lukrativen Ballungszentren auf – sie gehört in die Fläche, denn eines zeichnet sich bereits ab: Datenautobahnen werden in naher Zukunft wichtiger für die Standorte sein als richtige Autobahnen. Dieses Thema wird sich bereits morgen als entscheidender Standortfaktor entpuppen. Deshalb muss heute regional, besser noch national gehandelt werden. Als Gewerbeverbund Apensen sind wir angetreten, Probleme nicht nur zu benennen, sondern auch an der Lösung mitzuarbeiten, soweit es uns möglich ist.

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