So profitiert Lüneburg von der Soap „Rote Rosen“

Foto: Wolfgang BeckerHier ging es um die Film- und Medienförderung: Andrea Schütte (von links), Torben Seemann, Moderator Jochen Coldewey, Johannes Züll und Karl Maier im Gespräch. Im Hintergrund wird eine Szene aus der Telenovela „Rote Rosen“ eingespielt. Foto: Wolfgang Becker

Mit deutlich mehr als 2000 Folgen ist die Telenovela „Rote Rosen“ nicht nur unter medialen Aspekten ein Riesenerfolg für Studio Hamburg, sondern mittlerweile auch ein beachtlicher Standortfaktor für Lüneburg. Die regionalisierten Inhalte von TV-Serien lösen einen ungeahnten Hype aus, der sich messbar in einer Stadt widerspiegelt, die das Glück hat, Drehort zu sein. Bei der 1. MediaNight Lüneburg, zu der die Wirtschaftsförderungs-GmbH für Stadt und Land Lüneburg WLG im Rahmen des Film- und Medienforums Niedersachsen in die Kulturbäckerei eingeladen hatte, ging es um regionale Filmförderung, den Medienwandel und natürlich „Rote Rosen“.

Im Mittelpunkt der Debatte vor etwa 140 Gästen stand die Frage, wie die Filmszene weiter unterstützt werden kann. Und die Forderung nach einer Anpassung der Film- und Regionalförderung. Bevor es an Eingemachte ging, gab Landrat Manfred Nahrstedt einen Einblick in die Folgen der „Rote Rosen“-Telenovela. Demnach gibt es pro Jahr 270 Führungen zu den Drehorten (die privaten Führungen nicht mitgezählt), der Tourismus habe deutlich zugenommen und die Zahl der Übernachtungen sei um 30 Prozent gestiegen. Alles sei einer TV-Vorabendserie geschuldet, die täglich 1,5 bis zwei Millionen Zuschauer vor den Fernseher ziehe. In neun Jahren „Rote Rosen“ hätten die Betreiber rund sieben Millionen Euro bei Handwerkern, Dienstleistern und Einzelhändlern ausgegeben. Zudem seien rund um die Produktion 150 Jobs entstanden.

Regionale Effekte

Anzeige

Interessantes ergab eine erste Diskussionsrunde, an der unter anderem Johannes Züll, Vorsitzender der Geschäftsführung Studio Hamburg Gruppe, teilnahm. Seine Botschaft an die Filmförderer: „Fördert die Bücher, die Pilotsendungen. Jeder TV-Macher hat Angst vor einem Flop. Deshalb ist der Anfang so schwer. Danach schaffen wir das allein.“ Er berichtete von einem Ort in Irland, wo die öffentliche Hand massiv in die Filmförderung investiert hat. Mit dem Effekt, dass das Investment eben jenen ungeahnten Hype auslöste, den auch Lüneburg mittlerweile spürt. Züll: „Die regionalen Effekte sind immens!“

Karl Maier, Geschäftsführer bei Film & Medienbüro Niedersachsen e.V. (Osnabrück), konnte immerhin vermelden, dass man in Hannover traurig sei, weil „Rote Rosen“ in Lüneburg stattfindet. Der Verein ist sozusagen eine Schnittstelle zwischen der öffentlichen (Förderer-)Hand und den Filmschaffenden. Maier möchte auch die Sender in die Pflicht nehmen und regte die Schaffung eines Entwicklungsfonds an. Sein Argument: „Junge Filmemacher wollen nicht warten, bis sich irgendwelche Gremien mit dem Drehbuch, dem kulturellen Wert und dem Inhalt einer Filmidee auseinandergesetzt haben. Die fangen dann allein an – aber die Selbstausbeutung hat eine Grenze.“ Er warte auf Impulse von den Sendern, die schließlich auf sendefähiges Material angewiesen seien.

Für WLG-Geschäftsführer Jürgen Enkelmann hat der „Rote Rosen“-Erfolg noch andere Aspekte. Mittlerweile haben sich rund um die Produktion weitere Firmen angesiedelt beziehungsweise gegründet. Lüneburg habe heute eine lebendige Film- und Medienszene. wb