Lüneburger Wirtschaftsvereinigungen fürchten um ihre Geschäftsgrundlage

Foto: BröhanH2-Premiere beim Autohaus Werner Bröhan in Stade-Wiepenkathen: Der Hyundai-Mannschaft mit Jöhrn Hansen (von links), Vertriebsleiter Michael Bröhan-Schmand, Maksim Firchau und Dirk Reincke freut sich über den ersten Nexo und auf Kunden, die sich mit dem Thema Wasserstoff/Brennstoffzelle auseinandersetzen wollen. Foto: Bröhan

Umfrage: 73 Prozent der Innenstadt-Besucher kommen mit dem Auto –
Stadt beschließt trotzdem Abbau von 150 Pkw-Stellplätzen.

Sie sorgen sich um die Anziehungskraft der Salzstadt Lüneburg: Der Dehoga-Bezirksverband Lüneburg, der Handelsverband Harz-Heide e.V., die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), der Lüneburger Citymanagement e.V. (LCM) und der Verein der Lüneburger Gastronomen e.V. fordern gemeinsam eine spürbare Attraktivitätssteigerung und nachhaltige Belebung der Innenstadt. Neben neuen Veranstaltungsformaten, Familienfreundlichkeit und einem attraktiven Branchenmix sei eine gute Erreichbarkeit für alle Kunden ein zentraler Baustein. Aus diesem Grund hatte sich die Lüneburger Innenstadtwirtschaft geeint gegen die derzeitigen Pläne der Verwaltung gestellt, die vor allem eine Reduzierung innenstadtnaher Parkmöglichkeiten verfolge, heißt es in einer Mitteilung. Es brauche stattdessen ein umfassenderes Konzept, das auch und gerade die Kunden aus der Region berücksichtigt und diesen auch in Zukunft eine gute Innenstadterreichbarkeit ermöglicht. Die Unmutsbekundung führte nicht zum Erfolg: Mittlerweile ist der Kampf zwischen Autofahrer sowie Radfahrern und Fußgängern entschieden. Es werden 150 Stellplätze abgebaut – beispielsweise um Platz für den Fahrrad-Ring zu schaffen, wie die Stadt auf Nachfrage bestätigte.

Eine zuvor von allen beteiligten Wirtschaftsvereinigungen gemeinsam durchgeführte Umfrage unter der Lüneburger Innenstadtwirtschaft hatte noch einmal deutlich aufgezeigt: Für 94 Prozent der Betriebe ist die Erreichbarkeit des Standorts wichtig bis sehr wichtig für den Geschäftserfolg,
73 Prozent der Innenstadtkunden kommen mit dem Auto. Das Auto ist damit mit großem Abstand das wichtigste Verkehrsmittel.
74 Prozent des Umsatzes der Lüneburger Innenstadt sind auf Kunden aus dem Umland oder auf Touristen zurückzuführen. Unter dem Strich erwarten 80 Prozent der befragten Betriebe negative Auswirkungen durch die spürbare Reduzierung von innenstadtnahen Parkplätzen. Eine ähnliche Problematik zeichnet sich für Buchholz ab. Die entsprechende Umfrage hat bereits stattgefunden.

Lüneburg lebt vom Umland

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Die Innenstadtwirtschaft kritisiert vor allem, dass die Stadt einen Grundsatzbeschluss zuungunsten des Autoverkehrs herbeigeführt hat, ohne die Ergebnisse der eigenen Planungen und Konzepte abzuwarten. So sei das derzeit in der Erarbeitung befindliche Parkraumbewirtschaftungskonzept erst für den Sommer 2022 zu erwarten. Die Aufstellung des „Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplanes“ (NUMP) werde als Grundlage für neue Verkehrsplanungen frühestens Mitte des Jahres beginnen. „Die Verwaltung geht den zweiten Schritt vor dem ersten. Das ist planlos, schadet der Innenstadt und ist daher nicht nachhaltig“, so Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW). „Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit stehen in einem Spannungsfeld, das behutsam ausgeglichen und gegeneinander abgewogen werden muss.“

Unternehmer fordern mehr Stellplätze

Der Innenstadtwirtschaft geht es dabei ganz bewusst nicht um ein „Auto first“ oder ein „Auto only“. Jörg Laser, Vorsitzender des Vereins der Lüneburger Gastronomen e.V., schlägt vor: „Warum bringen wir in Lüneburg keine kleinen elektrischen Shuttles auf die Straße, die die Kunden in kurzen Abständen von den Parkflächen in die Innenstadt bringen oder auf einer Ringbuslinie durch die Innenstadt fahren? Innovative Mobilitätsunternehmen und Autohersteller stünden sicherlich für solche Modellprojekte bereit.“

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