EBV Harburg kündigt Rückzug aus dem öffentlich geförderten Wohnungsbau an

EBV-Vorstand Joachim Bode. Foto: EBV

Nach Jahren der Diskussion mit dem Hamburger Denkmalschutz, dem Warten auf die Entscheidungen in den politischen Gremien Harburgs und vielen Änderungswünschen hat der Eisenbahnbauverein Harburg e.V. nun einen wichtigen Meilenstein erreicht und mit dem Richtkranz an der Bremer Straße ein Zeichen gesetzt: Wohnungsbau in Hamburg ist immer noch möglich. Allerdings: Künftig will sich der EBV aus dem öffentlich geförderten Wohnungsbau komplett zurückziehen. Das kündigte EBV-Vorstand Joachim Bode an.

Vorstandsmitglied Joachim Bode sagte bei der Richtfestfeier, bei der nicht nur der Aufsichtsrat, Architekten und Handwerker, sondern auch zukünftige Mieter begrüßt wurden: „Wir leisten hier mit 145 Wohnungen einen Beitrag zur wachsenden Stadt Hamburg – durch den Abriss konnte am gleichen Standort mehr und zeitgemäßer Wohnraum geschaffen werden. Gleichzeitig finden hier eine Baugemeinschaft für Senioren und eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Betreuungsbedarf Platz. Darüber freuen wir uns. Alle Mieter der Siedlungshäuser wurden mit Wohnungen versorgt. Wir sind dankbar, dass die Mitglieder diesen Prozess so gut unterstützt haben. Einige vorherige Bewohner werden hier einziehen, auch das ist natürlich möglich.“ Die Freude am fortschreitenden Baugeschehen wurde allerdings getrübt durch aktuelle Nachrichten aus der Hamburger Wohnungspolitik: Der Hamburger Senat hat nach zwei Jahren Verhandlungen mit den Hamburger Bürgerinitiativen „Keine Profite mit Boden und Miete“ eine Einigung erzielt, die für Bode inakzeptabel ist.

Beschlossen wurde, dass städtische Grundstücke nicht mehr verkauft und jährlich mindestens 1000 öffentlich geförderte Wohnungen nur noch mit einer hundertjährigen Belegungs- und Preisbindung geschaffen werden dürfen. Sozialwohnungen werden also nicht mehr wie bisher nach 30 Jahren aus der Preisbindung fallen, sondern erst nach 100 Jahren. Doch mit einer für 100 Jahre festgeschriebenen Belegungs- und Preisbindung, so Joachim Bode, könne eine Genossenschaft nicht planen, und man wolle dies auch den Nachfolgern nicht aufbürden. „Wir werden uns ab 2024 aus dem öffentlich geförderten Wohnungsbau komplett zurückziehen. Und das gilt wahrscheinlich für alle Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften. Selbstverständlich wird der EBV weiterhin Wohnungen bauen, aber nicht mehr öffentlich gefördert. Freuen wir uns also über dieses Richtfest. Es wird vermutlich kein zweites dieser Art geben.“

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In Eißendorf entstehen zurzeit 145 Wohnungen, davon 118 öffentlich gefördert. Die 1921 gegründete Wohnungsgenossenschaft verfügt im Quartier bereits über Wohnungsbestand – Siedlungshäuser aus ihrer Gründungszeit an der Bremer Straße und mehr als 200 in den 1970er-Jahren gebaute Wohnungen am Gottschalkring. Fünf der denkmalwürdigen Siedlungshäuser bleiben, komplett modernisiert, stehen – sie gelten als prägend für diesen Teil der B75 und stehen quasi eingangs des Innenstadtbereichs. Die ersten Mieter werden voraussichtlich im vierten Quartal 2023 einziehen können, bis Ende 2025 werden alle Wohnungen bezugsfertig sein. Das Gesamtvolumen für diesen Wohnungsneubau beträgt 37 bis 38 Millionen Euro, davon fallen etwa 13 Millionen Euro reine Baukosten im ersten Bauabschnitt an.