Mit einem Hauch New York . . .

Hausherr Christoph Birkel eröffnet nach drei Jahren Abstinenz endlich wieder die Ausstellungsreihe „Kunst verbindet“ – dieses Mal mit dem Thema „Schein und Wirklichkeit“. Foto: B&P

Vernissage im Tempowerk: Lilo Wanders präsentiert die fünf Künstler der neuen Staffel von „Kunst verbindet“.

„Es hat hier ein bisschen was von New York“ – dieser Kommentar einer Besucherin dürfte in etwa beschreiben, wie es am Abend der Vernissage zuging, mit der das Tempowerk die Kunst-Saison 2023 eröffnet hat.

Eine bunte Gesellschaft in einer bunten Location – farblich perfekt durchgestylt und trotzdem locker. In der grundsanierten Empfangshalle am Tempowerk fanden sich Künstler, geladene Gäste aus dem Tempowerk-Umfeld, Wirtschaftsvertreter aus dem Hamburger Süden und Mieter des Technologieparks zusammen, um sich gemeinsam anzuschauen, was es mit dem Jahresmotto „Schein und Wirklichkeit“ auf sich hat. Fünf Künstler stellten ihre Werke aus – jeder bekommt ab Januar eine Einzelausstellung. Originell präsentiert wurde der schöne Schein von der „Scheinbar-Expertin“, eine Wortschöpfung von Kuratorin Dorothea Ladek, schlechthin: Lilo Wanders, nach eigener Angabe eine selbsterdachte Kunstfigur, die es so eigentlich gar nicht gibt.

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Kunst und Technologie, das passt am Tempowerkring schon seit vielen Jahren gut zusammen. Schon weit vor der Umbenennung in Tempowerk hatte es im Technologiepark Jahr für Jahr Vernissagen gegeben – die letzte 2019. Dann kam Corona und der Kunstbetrieb musste eingestellt werden. Tempowerk-Inhaber Christoph Birkel nutzte die mageren Kunst-Jahre und verpasste dem Tempowerk ein neues Image. Zentraler Punkt ist das Hauptgebäude im Tempowerkring 6, in dem jetzt die Kunstwerke von Jared Bartz, Florian Huber, Vivi Linnemann, Fabian Vogler und Mathias Meinel zu besichtigen ist. Sehr unterschiedliche Werke, die zum Nachdenken über Schein und Wirklichkeit anregen. Zum Beispiel das übergroße Smiley aus Stahlblech mit dem Titel „face with a tear of joy“ (Gesicht mit Freudenträne) von Florian Huber, der Lilo Wanders („Als Kind war ich mit meinem Großvater im Tempowagen unterwegs.“) im Kurzinterview verriet, dass das Objekt mit negativen Corona-Schnelltests gefüllt ist.

Hausherr Christoph Birkel nutzte seine Begrüßungsansprache, um auf die gegenwärtige Entzauberung so manchen schönen Scheins hinzuweisen. „Bei Beginn unserer Planung vor drei Jahren schien die Welt noch sicher zu sein. Die Wirklichkeit ist jedoch anders. Schon unter Corona trat viel Fremdes zutage. Unsere Demokratien schienen gefestigt, doch auch das stimmt nicht, wie der Blick in die USA, nach Ungarn und Polen oder nach Italien zeigt. Und dann noch der Krieg gegen die Ukraine. Unsere Künstler laden uns zu einem Perspektivwechsel ein. Da geht es um Vergänglichkeit, die Party- und Konsumgesellschaft sowie auch die Geschlechterfrage. Das inspiriert und erweitert den Horizont. Und genau dafür steht auch das Tempowerk.“ wb

>> Web: https://kunst.tempo-werk.de


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