„. . . dann geh ich gernzu Olaf Scholz und organisere neues Geld.“

Gemeinsam vor Ort mit Senatorin Karen Pein (dritte von links): Die Haspa- Mitarbeiter Marcel Sluppke (von links), Björn Sass, Birte Quitt, Arent Bolte und Jan-Christopher Breuel. Foto: B&P

Kritische Fragen für Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein beim Haspa-Immobilienfrühstück.

Wohnungsbau neu denken: Das ist das Credo von Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Nach gut 100 Tagen im Amt war sie auf Einladung der Hamburger Sparkasse zum Immobilienfrühstück in den 11. Stock des Gebäudes am Veritaskai 3 gekommen, in dem die Bank ihr Firmenkundencenter Süd betreibt. Dort sprach sie über die Frage, wie es im Hamburger Wohnungsbau künftig weitergehen wird.

Einer der wichtigsten Aspekte: Der bevorstehende Wandel von Neubaugebieten, den man schon bald an einem Vorhaben im Süden begutachten kann. Und zwar im Fischbecker Reethen. „Es wird dort beispielsweise zahlreiche Geothermie-Bohrungen geben. Insgesamt 215 Sonden sollen dort für die Wärmeversorgung zuständig sein“, erklärte die Senatorin vor etwa 100 Zuhörern aus der Immobilienbranche. „Zudem versuchen wir, die Autos ein Stück weit aus dem Straßenbild zu verbannen, wenngleich nicht so radikal wie in anderen Stadtteilen. Für keinen Bewohner sollen es mehr als 200 Meter zu einem Mobilitätspunkt sein, von dem aus er seine Fahrt antreten kann – wenn er nicht mit dem eigenen Auto reisen möchte.“

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Ebenfalls neu in dem Gebiet sind ungewohnt gestaltete Gewerbeflächen: Die Sophie-Scholl-Straße verknüpft Wohnstandort und Gewerbegebiet auf bislang ungekannte Weise. „Unternehmerinnen und Unternehmer können beispielsweise mit den Gewerbeimmobilien auch Wohnraum realisieren, um Belegschaft und neuen Fachkräften gleich eine Bleibe zu verschaffen“, so die Senatorin. „Wir verzahnen Wohnen und Gewerbe eng miteinander. Das ist ein Versuch, wir lassen die sonst übliche parkähnliche Pufferfläche wegfallen.“

Perspektivisch soll auch auf der direkten Achse von der City Richtung Harburg neue Wohnfläche entstehen. „Es geht da vor allem um die Fläche, die durch die Verschwenkung der Wilhelmsburger Reichsstraße frei geworden ist.“ Doch so schnell mahlen die Mühlen der Bürokratie nicht. „Bevor die IBA da zu Werke schreiten kann, muss erst einmal Baurecht bestehen.“

Apropos Bürokratie: Pein forderte einen verstärkten geförderten Wohnungsbau und kündigte gegenüber ihren Zuhörern aus der Immobilienwirtschaft auch gleich beschleunigte Genehmigungsverfahren an. Zu diesem und anderen Themen stellte sie sich nach ihrem Vortrag auch den zahlreichen, mitunter recht kritischen Fragen des Publikums. „Man kann sein Geld aktuell besser anlegen als im Neubau von Immobilien“, sagte beispielsweise einer der Anwesenden, während ein anderer Besucher ergänzte: „Wenn man mal ein Stockwerk mehr bauen möchte oder einen Meter weiter nach hinten raus gehen will, dann ist das gleich eine Katas­trophe. Zudem schreibt man sich jahrelang mit den Behörden hin und her, ohne dass etwas passiert.“

Pein hörte interessiert zu und antwortete ruhig: „Viele Verbesserungen befinden sich bereits auf dem Weg. Darunter befindet sich neben Verbesserungen in den Abläufen auch ein Kreditprogramm zu einem Zinssatz von einem Prozent.“ Und beim immer wieder angesprochenen Thema der Förderungen konnte Pein ihren Zuhörerinnen und Zuhörern sogar ein Lächeln entlocken. „Wir haben hier aktuell ein Programm für 3000 Wohneinheiten laufen. Wir schauen jetzt mal, ob die Gelder auch wirklich von Ihnen abgerufen werden. Und wenn Ihnen das gelingt, dann gehe ich gern zu Olaf Scholz, um zusätzliche Mittel zu organisieren.“ top

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