ESG – Risiken managen und Potenziale erkennen

Sie wollen den gewerblichen Sparkassen- Kunden das ESG-Thema näher bringen: Johannes Nettekoven (links) und Oliver Pyhrr berichten im B&P-Gespräch, was das bedeutet. Foto: Wolfgang Becker

B&P-GESPRÄCH So stellt die Sparkasse Harburg-Buxtehude ihre
gewerblichen Kunden auf das Thema Nachhaltigkeit ein.

D as Nachhaltigkeitsregelwerk ESG hat seinen Ursprung bei den Vereinten Nationen, fiel in der EU auf den fruchtbaren Boden der Richtlinien-Abteilung, wird in Deutschland schrittweise umgesetzt und ist nun dort angekommen, wo aus Buchstaben Aktionen werden sollen – zum Beispiel bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Im Gespräch mit B&P erläutern Johannes Nettekoven, Leiter des Kompetenz-Centers Bauträger & Immobilieninvestoren (und damit Nachfolger von Sparkassen-Urgestein Bernd Meyer) sowie Oliver Pyhrr, stellvertretender Leiter Firmenkunden Regionen, was die Sparkasse unternimmt, um die Kunden – Unternehmer, Investoren, Bauträger – auf dem Weg ins ESG-Zeitalter zu begleiten. Kein einfacher Job, denn in vielen, insbesondere kleineren Unternehmen ist das Thema Nachhaltigkeit noch nicht so präsent, wie es sollte. Denn: Ein höheres Nachhaltigkeitsrisiko bedeutet künftig möglicherweise höhere Finanzierungskosten, wenn Kredite nötig sind.

Nettekoven: „Die großen Unternehmen haben bereits seit Jahren verstanden, dass Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema ist. Sowohl für die Schonung der Ressourcen beispielsweise im Bereich Energie als auch für das Image.“ 2023 begann die Sparkasse Harburg-Buxtehude damit, ihre Mitarbeiter zu qualifizieren – was vor allem die Berater betraf. Im selben Jahr wurde das ESG-Scoring eingeführt, das aber zunächst nur für große Unternehmer gilt. Und: Bei der Vergabe von Krediten wird bereits jetzt grundsätzlich hingeschaut, wie sich der Antragsteller im Bereich Nachhaltigkeit aufgestellt hat.

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Warum erläutert Oliver Pyhrr: „Liegen Defizite im ESG-Bereich vor, bedeutet das zwangsläufig ein höheres Bankenrisiko. Wer beispielsweise hohe Energiekosten ausweist, weil er in dem Bereich nie investiert hat, der wird perspektivisch Probleme bekommen. Unter Umständen auch bei der Bedienung seiner Kredite.“ In Pyhrrs Verantwortungsbereich sind ein Dutzend Firmenkundenberater für die Sparkasse tätig. Sie alle haben täglich mit Geschäftskunden zu tun und sind im Rahmen von mehreren Workshops darauf vorbereitet worden, ESG zu thematisieren. Pyhrr: „Bei den kleineren Firmen, die ja noch nicht direkt betroffen sind, sprechen wir das Thema erst einmal nur an. Die Erfahrung zeigt: Je kleiner das Unternehmen, desto weniger liegt in der Regel Priorität auf dem Bereich Nachhaltigkeit. Und dabei geht es nicht nur um den CO2-Ausstoß, sondern auch um das soziale Miteinander im Unternehmen und die Unternehmensführung allgemein. Nicht selten kommt schon mal der Satz: ‚ESG? Habe ich noch nie gehört . . .`“

Johannes Nettekoven: „Neben dem Energiethema wollen wir auch Verständnis dafür wecken, dass die Softskills wichtig sind. Wie ist die Stimmung im Unternehmen? Wie sieht es mit Benefits zur Mitarbeiterbindung aus? Habe ich die Gesundheitsförderung im Blick? Wie sind die Beziehungen zu meinen Lieferanten? Das sind alles Fragen, von denen man bislang annahm, dass sich Banken und Sparkassen nicht darum scheren. Bislang reichte ja auch der Blick auf die Zahlen. Doch die ESG-Regelungen gehen deutlich weiter. Das stellt unsere Kollegen vor erhebliche Herausforderungen. Und ganz ehrlich: Auch wir lernen noch, damit umzugehen.“

„Verständnis wecken“

Um sicher durch den ESG-Dschungel zu kommen, sind Johannes Nettekoven und Oliver Pyhrr sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben sich zu zertifizierten ESG-Firmenkundenberatern ausbilden lassen. Deutschlandweit zählen sie zu den ersten Sparkassen-Beratern, die diese Qualifizierungsmaßnahme durchlaufen haben.

Die Sparkasse Harburg-Buxtehude betreut im Bereich Bauträger und Immobilieninvestoren etwa 350 Unternehmensverbünde (jeder Verbund kann aus mehreren Gesellschaften bestehen). Im Firmenkundenbereich kommen rund 3000 Verbünde hinzu. Diese Zahlen machen deutlich, wie viele ESG-Beratungsgespräche anstehen. Johannes Nettekoven stellt allerdings fest, dass viele Unternehmen gerade im Bereich Energie bereits ihre Hausaufgaben gemacht haben – denn Energie kostet bares Geld. Das registriert auch Oliver Pyhrr. In den Bereichen Soziales und Unternehmensführung sei im Bewusstsein allerdings häufig noch Luft nach oben. Beide sagen: „Die Unternehmen müssen ein vitales Eigeninteresse entwickeln und glaubwürdig handeln. Ein sensibles Thema, das wir gemeinsam mit unseren Kunden angehen wollen.“ wb

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ESG: Diese drei Buchstaben stehen neudeutsch für Environmental, Social und Governance (übersetzt: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und bezeichnen ein umfassendes Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen.

>> Web: https://www.spkhb.de/de/home/ihre- sparkasse/nachhaltigkeit-ueberblick.html