Hey Alex(a), wie viel Brote backen wir morgen?

Matthias Reichert, Chef der Wirtschafts­förderung im Landkreis Stade (Mitte) und Alexander Schrader (links) trafen Host Wolfgang Becker zum Podcast-Gespräch in der nagelneuen Bäckerei-Zentrale am Ortsrand von Apensen. Foto: B&P

B&P-PODCAST Gespräch mit Wirtschaftsförderer Matthias Reichert und Alexander Schrader über den KI-Einsatz im Bäckerei-Handwerk

Beim Teig anrühren hilft Künstliche Intelligenz (KI) noch nicht, aber bei der Frage, welcher Teig angerührt werden soll, sieht das schon anderes aus. In der Podcast-Serie mit dem Stader Wirtschaftsforum ging es dieses Mal um KI in der Bäckerei. Matthias Reichert, Chef der Wirtschaftsförderung im Landkreis Stade, stellte dazu den Kontakt zu Alexander Schrader her, der in der nagelneuen Zentrale am Ortsrand von Apensen spannende Einblicke in das Backwerk 4.0 gab. Die Bäckerei Schrader (372 Mitarbeiter) steuert ihre Bestellungen für die Filialen mittlerweile mit KI. Wie es dazu kam, erzählt Alexander Schrader im B&P-BusinessTalk mit Host Wolfgang Becker und Matthias Reichert.

Die Bäckerei Schrader („Ein Stück Glück“), 1990 ursprünglich mal als Café in Tostedt/Landkreis Harburg gegründet, ist in vielerlei Hinsicht mit Pioniergeist unterwegs. Der neue Café-Style, der sich mittlerweile in der ganzen Branche durchgesetzt hat, wurde vor gut zehn Jahren in Buxtehude geboren, als das Familienunternehmen die erste Filiale neu einrichtete und das Schrader-typische Wohlfühl-Ambiente Einzug hielt. Mit der KI ist es ähnlich, auch wenn vergleichbare Unternehmen allein schon mit Blick auf die Kosten und auf das Thema Nachhaltigkeit sehr daran interessiert sind, die Produktion zu optimieren. Doch wie funktioniert das?

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Alexander Schrader: „Wir hatten frühzeitig den Impuls, die Bestellvorgänge unserer Filialen auf ein selbstlernendes KI-System zu übertragen. Dazu braucht man eine breite Datenbasis und eine Software, die mit einem gewissen Vorlauf tagesaktuell die Produktion steuert. Bislang mussten unsere Mitarbeiter in den 15 Filialen täglich bis 16 Uhr die Bestellmengen durchgeben. Mit dem Ergebnis, dass wir eine Überschussquote von rund 20 Prozent hatten. Ware, die nicht verkauft, sondern im schlimmsten Fall entsorgt werden muss. Wir haben diese Produkte an die Tafeln oder auch als Tierfutter an die Landwirtschaft abgegeben.“

Überschuss-Quote deutlich gesenkt

Dass Bäckereien bis kurz vor Ladenschluss möglichst das volle Sortiment bieten müssen, ist der Erwartungshaltung vieler Kunden geschuldet – leere Regale sorgen für Frust. Die hohe Überschuss-Quote allerdings auch. Alexander Schrader: „Jetzt füttern wir die KI mit Daten – und das System lernt, wie viele unserer etwa 115 Produkte wochentagabhängig verkauft werden. Steht ein Stadtfest an, wird das vorher eingepflegt – dann muss mehr Ware geliefert werden. Auch das Wetter beeinflusst den Verkauf.“ Die nötige Software gab es nicht, aber Schrader wurde bei einem Unternehmen in der Schweiz fündig. Kosten für die KI? „Die hatten sich bereits nach einem Monat amortisiert. Unsere Überschuss-Quote ist bereits um drei Prozent gesunken . . .“

Für Wirtschaftsförderer Matthias Reichert ist dieses Beispiel quasi ein Geschenk: „Dass wir so innovative Unternehmen haben, die zeigen, wie KI sinnvoll eingesetzt werden kann, ist einfach klasse. Insgesamt landen bei uns in der Wirtschaftsförderung jedoch kaum Anfragen zu dem Thema, allerdings sind auch die Kammern und andere Ansprechpartner mit dem Thema befasst. Ich denke aber, bei KI ist noch viel Luft nach oben – die Möglichkeiten und Chancen sind noch längst nicht erkannt. Das Beispiel Schrader macht Mut.“ wb

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