Nichts für Praktikanten: Social-Media- Auftritte erfordern Kompetenz

Von Patrick Pietruck, CEO webnetz GmbH, Lüneburg

Ich höre immer wieder das große Klagen, dass Fachkräfte fehlen. Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist der Fachkräftemangel real. Vor dieser Herausforderung stehen alle Unternehmen branchenübergreifend gleichermaßen. Die andere Wahrheit ist aber auch: Viele Unternehmen investieren viel zu wenig in die eigene Außendarstellung. Das fängt bei einer nicht mehr zeitgemäßen Website an und spiegelt sich auf ungenutzten oder nicht vorhandenen Social-Media-Accounts wider. Dabei schlummert vor allem in den sozialen Medien Potenzial. Denn wo bewegen sich die gesuchten Fachkräfte in ihrer Freizeit? Klar, auf Instagram, TikTok und Co.

Nach einer Auswertung des statistischen Bundesamtes von 2022 nehmen 77 Prozent der Internetbevölkerung in der Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren inzwischen an sozialen Netzwerken für private Kommunikation teil. Während Facebook mit 45 Millionen monatlich aktiven Usern (alle Altersgruppen) Platzhirsch bleibt, weist Instagram monatlich 33 Millionen aktive User auf. Die Trend-App TikTok kommt auf 20 Millionen und das Business-Netzwerk Linked­In auf 15 Millionen monatlich aktive Nutzer.

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Apropos TikTok: Rund 65 Prozent der User sind zwischen 18 und 24 Jahren alt. Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen liegt immerhin noch bei etwa 30 Prozent.

Wie mache ich diese User aber nun auf mein Unternehmen aufmerksam? Ein gepflegter Karriere­bereich auf der eigenen Website ist der erste Schritt. Vor allem aber solltet ihr die Relevanz der sozialen Medien nicht unterschätzen. Versetzt euch in die Bewerberinnen und Bewerber hinein: Die bewegen sich ausschließlich digital und scrollen euren Con­tent weg, wenn er nicht unterhaltsam genug ist.

Social Media eröffnet so viele Möglichkeiten, sich kreativ und vor allem attraktiv zu präsentieren: Warum zum Beispiel nicht einmal euren Arbeitsalltag auf Instagram oder TikTok darstellen? Schließlich geht es darum, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber emotional abzuholen und unterhaltsam zur Beschäftigung mit euch als Unternehmen einzuladen.

Eine andere Möglichkeit ist es, typische Büroalltagssituationen überspitzt nachzuspielen, wie das auf TikTok die Firma Ziehl-Abegg macht. Das ist nahbar und sympathisch: Bei der Truppe würde man doch gern anfangen! Übrigens ein Unternehmen für Industrieventilatoren und Aufzugstechnik: Social Media ist längst nicht mehr nur Spielwiese für B2C! Henkel, Jungheinrich oder das Klinikum Dortmund unterhalten übrigens auch TikTok-Accounts, um junge Zielgruppen anzusprechen.

Hab ich euch überzeugt? Super. Ich hab da nur noch ein ABER: Das erfordert Ressourcen. Schiebt die Accounts nicht auf eure Praktikanten ab, ohne deren Input schlechtreden zu wollen. Gutes Social-Media-Marketing erfordert Fachkräfte wie unsere Social-Media-Managerinnen und Manager bei webnetz, die sich ganztags mit dem Thema auseinandersetzen und „von oben“ die Freiheit haben, sich austoben zu können. Die Kanäle erfordern eine tägliche Bespielung und ein Monitoring, bei dem Erfolge in harten Zahlen gemessen werden können.

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Klar ist: Die klassische Stellenanzeige bei Stepstone und Co. funktioniert nur noch dann, wenn über eure digitalen Kanäle Emotionen vermittelt werden.

>> Fragen an den Autor? anfragen@web-netz.de