Besuch aus dem Powerhouse

Den Hafen im Blick: HPA-Chef Jens Meier (Mitte) mit der Vorsitzenden des Wirtschaftsvereins, Franziska Wedemann, und ihrem Stellvertreter, Arnold G. Mergell. Foto: Wolfgang Becker

So innovativ ist der Hafen.

Eigentlich hätte er gern den „Hep“ dabeigehabt, aber der braucht noch etwas Zeit und einen Auftritt in der Hamburgischen Bürgerschaft: Auf den fortgeschriebenen Hafenentwicklungsplan musste Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority, also verzichten, als er auf Einladung des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden über den „Innovationsstandort Hamburger Hafen“ berichtete. In der vollbesetzten Elbinsel Hafenkantine in Wilhelmsburg verzichtete Meier zwar auch politisch sensible Kommentare, hatte aber stattdessen ein paar innovative Themen mitgebracht und ein Bekenntnis, dass den Wirtschaftsverein freuen dürfte: „Für uns hat die Industrie genauso großen Stellenwert wie ein Hafenumschlagsbetrieb.“ Immerhin sei der Hamburger Hafen das größte zusammenhängende Industriegebiet Nordeuropas.

Schaut man sich die reinen Zahlen an, die Jens Meier natürlich dabeihatte, wird deutlich, dass der Hafen für Hamburg und Deutschland nach wie vor von großer Bedeutung ist – auch wenn große wirtschaftliche Abhängigkeiten beispielsweise von der chinesischen Staatsreederei Cosco und große Konkurrenzhäfen beispielsweise in den Niederlanden gibt. Meier kam trotzdem zu dem Schluss: „Der Hafen ist das wirtschaftliche Powerhouse.“ Mit einer bundesweiten Bruttowertschöpfung von geschätzten 50 Milliarden Euro.

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Genug der Zahlen. Mit dem Projekt smartPort treibe Hamburg die Digitalisierung des Hafens voran, so der HPA-Chef. Und weiter: „Es heißt immer, mit der Digitalisierung wollten wir Arbeitsplätze abschaffen. Ich sage ganz deutlich: Wir wollen keine Menschen loswerden. Die Digitalisierung ist der Ersatz für die Mitarbeiter, die wir künftig nicht mehr bekommen werden. Jetzt gehen die Babyboomer in Rente – darauf müssen wir vorbereitet sein.“

Konkrete Projekte, die Jens Meier dem Wirtschaftsverein vorstellte: das Müllsammel-System von SeaClear, das mit Hilfe von KI Müll auf dem Grund von Gewässern von Muscheln unterscheiden kann und den Abfall einsammelt. Meier: „Warum machen wir das? Es gibt ganz sicher Gegenden, in denen so ein Müllsammel-Roboter sinnvollen eingesetzt wäre, aber wir testen mit SeaClear den Einsatz von autonomen Systemen im Hafengebiet. Diese Daten dienen dazu, die Technologie zu erforschen. Das Ziel ist der Einsatz autonomer Fahrzeuge im Hafen.“

Weitere aktuelle Innovations-Projekte: WizARd – der Einsatz von Augmented Reality (AR) bei der Vermessung des Elbgrundes. So können die Messdaten in Echtzeit auf die Windschutzscheibe der Brücke eines Schlickbaggers projiziert werden, der

dadurch viel effektiver eingesetzt wird. Oder das Plug-in-Hybrid-Schiff „Chicago“, ein Schlickpflug, der aus elektrisch betrieben werden kann. Meier: „Die Schreie der Möwen sind lauter als das Schiff – man hört nur das Plätschern des Wassers.“ Die Antriebstechnik ist zu dem in Modulbauweisen entstanden, sodass perspektivisch auch eine Brennstoffzelle für Energie sorgen könnte – ein Vorgriff auf die Wasserstoffpläne im Hamburger Hafen. Meier: „Kleinere Löschboote haben wir ebenfalls elektrifiziert. Sie werden unter anderem auch für die Inspektionen von Brücken eingesetzt und können zwei Stunden lang elektrisch fahren. Ist der Akku leer, schalten wir auf Diesel oder E-Fuels um. So ist der Notfalleinsatz rund um die Uhr gesichert.“ Zu guter Letzt präsentierte Jens Meier erstmals öffentlich die Visualisierung eines doppelstöckigen Containerlagers – eine mögliche Antwort auf die begrenzten wertvollen Flächen, die effektiver genutzt werden könnten.

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