Praktisch. Perfektioniert. Pontacol.

Beim Festakt 50 Jahre Pontacol: Standortleiter Markus Nagel (links) und Geschäftsführer Dr. Ralf Hooppe (rechts) begrüßten den stellvertretenden Bürgermeister aus Buxtehude, Christian Krüger (zweiter von links), und den Vorsitzenden des Wirtschaftsvereins Buxtehude, Lars Oldach. Foto: B&P

Geschäfts­führer Dr. Ralf Hoppe und Standortleiter Markus Nagel über den langen Weg vom Kautschuk zum Kompetenzzentrum für thermoplastische Klebe­filme und Beschichtungen sowie Jobs, „an denen man kleben bleibt“.

Dieser Name findet sich in keinem Supermarktregal: Pontacol. Er prangt stattdessen in großen Lettern an einem modernen Gebäude im Buxtehuder Industriegebiet Alter Postweg. Hier produziert das zu einer Schweizer Holding gehörende Chemie­unternehmen Klebefilme für industrielle Anwendungen verschiedenster Art. Produkte von Pontacol, eine unter diesem Namen 2017 gegründete AG, finden unter anderem in der Automobil-Herstellung ebenso Anwendung wie in der Textilbranche und im Schiffbau. Die Wurzeln des vielseitigen Industriezulieferers reichen weit über das Jahr 1972 hinaus bis nach Harburg, denn das Werk in Buxtehude wurde damals von Balatros, einem Unternehmen der Kautschukindustrie, gegründet, da der ursprüngliche Standort eine Erweiterung nicht zuließ. Diese Gründung steht für 50 Jahre Produktion am Standort. Balatros ist längst Geschichte, lebt aber zumindest nach mehreren Namensänderungen und Fusionen bis heute in den Annalen von Pontacol weiter. 2022 steht im Zeichen des Jubiläums. Wie heute produziert wird, wer die Kunden sind und wie sich das Unternehmen in der aktuellen Situation aufstellt, darüber sprach B&P mit Geschäftsführer Dr. Ralf Hoppe und Standortleiter Markus Nagel.

Tatsächlich geht auch der Klebefilm auf Kautschuk zurück, da aus dem Saft des Balata-Baumes ein Harz gewonnen wurde. So ist zu erklären, dass die 1983 entstandene Guttacoll GmbH (siehe Namenshistorie) damals in Buxtehude mit dem „Blumenband“ ein erfolgreiches Hilfsmittel für die Floristik produzierte. Beim Blick zurück muss Ralf Hoppe schmunzeln: „Das Blumenband stellen wir schon lange nicht mehr her. Pontacol betreibt an den beiden Standorten in Schmitten/Schweiz und Buxtehude moderne Produktionsanlagen für die sogenannte Blas- und Flachextrusion von thermoplastischen Klebefilmen, unter anderem auf Basis von schwer zu verarbeitenden Polymeren.“

Vom Granulat zum feinen Film

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Für den Laien einfach ausgedrückt: In den Anlagen werden mit zwei unterschiedlichen Technologien Folien mittels Extrusionsverfahren hergestellt. Der Extruder ist quasi Heizer, Verdichter und Mischer in einem, der das Grundmaterial aus Granulatform schmilzt und zu einer spritzbaren Masse aufbereitet, die, angetrieben von einer rotierenden Schneckenwelle, unter Druck als Folie durch eine Düse ausgestoßen wird. Das Besondere: Der Kleber wird erst aktiviert, wenn er erwärmt wird – die fertig beschichtete Folie klebt noch nicht, ist also nicht selbstklebend.

Qualität und Umwelt gleichermaßen

Pontacol bezieht 100 Prozent Ökostrom aus erneuerbaren Energien oder produziert einen Teil des Stroms mit einer Photovoltaik-Anlage für den Eigenbedarf. Zusätzlich stehen Mitarbeitern kostenfreie Ladestationen für E-Fahrzeuge und E-Bikes/-Scooter zur Verfügung. Ökologisches Bewusstsein schlägt sich jedoch auch in der Produktion nieder: Das Entwickeln von nachhaltigen Produkten auf Basis biobasierter und biologisch abbaubarer Rohstoffe ist im Bereich Forschung und Entwicklung fest verankert. In Buxtehude stehen die Anlagen für die Flachextrusion. Hier arbeiten 42 Kollegen. Die Produktion läuft im Drei-Schicht-Betrieb an fünf Tagen die Woche. In Schmitten stehen die rund 20 Meter hohen Anlagen für die Blasextrusion – dort sind insgesamt 58 Mitarbeiter beschäftigt. Ralf Hoppe: „Unsere Produkte kommen in der Automobil-Industrie zum Einsatz, wenn beispielsweise Dekorschichten auf einen Träger aufgebracht werden sollen.“ Das kann ein Armaturenbrett sein, gilt aber auch für Interieur-Zierleisten mit hohen optischen Anforderungen wie für eine Türseitenverkleidung. Vieles im Auto ist verklebt. Diese Technologie nutzt auch in Branchen, in der das der Laie eher nicht erwartet: Medizin, Elektronik oder auch der Textilproduktion. Hoppe: „Vieles an so einem Hemd ist verklebt – zum Beispiel der Kragen und die Knopfleiste. Es gibt mittlerweile Hemden von sehr teuren Herstellern, da werden die Nähte durch Kleber ersetzt.“ Ob Teppiche, Fensterverschattungen oder andere Produkte, die wie selbstverständlich gekauft und genutzt werden – Kleber sind allgegenwärtig. Auch im Schiffbau oder bei dekorativen und magnetischen Wandoberflächen bis hin zu Möbeln werden sie verwendet. Markus Nagel: „Oder auf Kreuzfahrtschiffen. Auf den Aidas dieser Welt ist einiges aus unserer Produktion an Bord. Bei besonderen Anforderungen zur Witterungsbeständigkeit, wie zum Beispiel im Fassadenbau, werden vielfach Aluminiumwaben verbaut, die speziell verklebt werden müssen“, auch hier hat Pontacol ein spezielles Produkt entwickelt.

So viel Kleber steckt im Hemd

Die Kunden sitzen in ganz Europa, Nordamerika und Asien. Pontacol nimmt im Wettbewerb mit anderen Herstellern der Klebefilm-Szene eine besondere Stellung ein und sieht sich eher in einer Nische, wie der Geschäftsführer sagt: „Wir sind technisch in der Lage, sehr komplexe Polymere und Kunststoffe zu verarbeiten. Das können Massenhersteller oft nicht. Wir haben uns darauf spezialisiert. Das heißt: Wir können auch kleinere Mengen liefern. Hochtechnisierte Nischenprodukte beispielsweise im Bereich Ballistic Protection, also für Personen- und Fahrzeugschutz, oder für medizinische Anwendungen.“ Letzteres betrifft samtweiche Polymer-Folien, die zur Herstellung von Pflastern benötigt werden. wb

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>> Web: https://pontacol.com/