Den passenden Container zur rechten Zeit am richtigen Ort

Das Schweizer Unternehmen Bertschi betreibt den Industriebahnhof Stade Brunshausen – Gespräch mit Niederlassungsleiter Heiko Knüppel

Brunshausen? Nie gehört. Der kleine Ort liegt auf halber Strecke zwischen Stade und dem Elbanleger Stadersand am Rande des Industriegebietes. Er besteht im Wesentlichen aus einem Bahnhof und einem Dutzend Gleisen. Das Besondere: Von hier aus wird ein Großteil der Produkte aus den nahe gelegenen Chemiewerken in die Welt hinaus geschickt. Dazu wurde eine Logistik-Gesellschaft mit dem Namen IBB Industriebahnhof Stade Brunshausen GmbH gegründet – ein intermodaler Terminal, der Produkte von hier aus per Bahn, per Lkw und über den Hamburger Hafen per Schiff auf den Weg zum Kunden bringt. Betreiberin des IBB ist die Bertschi GmbH, Tochter der Schweizer Bertschi AG – ein weltweit präsentes Logistikunternehmen, das sich auf den Transport von Flüssigkeiten und Siloware spezialisiert hat.

Für den reibungslosen Betrieb in Stade-Brunshausen ist Niederlassungsleiter Heiko Knüppel verantwortlich. Er und sein Team – neun kaufmännische Angestellte, ein Azubi, 40 gewerbliche Mitarbeiter – sind Teil eines komplexen weltweiten Netzwerkes aus logistischen Verbindungen. Die Aufträge gehen zentral bei Bertschi in der Schweiz ein. Von hier aus wird die Niederlassung aktiviert. Knüppel: „Unser Terminal arbeitet zu 95 Prozent für die Dow, Olin und Transeo – die großen Chemieunternehmen vor Ort. 80 Prozent der Transporte werden per Bahn erledigt, 20 Prozent per Lkw. Wir haben eigene Fahrzeuge, beschäftigen Kraftfahrer und auch Kran­fahrer. Pro Jahr werden hier bei der IBB rund
14 000 beladene Container abgefertigt.“

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Die Nähe zur Chemie spiegelt sich auch in den Gesellschafteranteilen der IBB wider: 49 Prozent Dow Chemical, je 16 Prozent halten der Logistikdienstleister Talke, die Bahn-Tochter DB Schenker und der Speziallogistiker Bertschi. Die Stadt Stade ist mit drei Prozent beteiligt. Diese Auflistung zeigt auch, wie sehr Logistik heute ein internationales Thema ist: Hier sitzen Akteure aus Deutschland, den USA und der Schweiz am Tisch – und die öffentliche Hand, eigentlich hoheitlich verantwortlich für die Infrastruktur, ist gerademal zu einem Bruchteil mit von der Partie. Bertschi hat die operative Federführung in Brunshausen.

Container, die Brunshausen verlassen, gehen von hier aus nicht direkt auf große Fahrt. Knüppel: „Viele Container fahren wir zur Verschiffung in den Hamburger Hafen und zum großen Bahn-Terminal nach Hamburg-Billwerder. Auch der Güterbahnhof Maschen ist häufig das Ziel. Außerdem sind wir regelmäßig nach Lübeck und Cuxhaven unterwegs.“

Disposition ist das Tagesgeschäft
Die Bertschi AG hat weltweit rund 33 000 Tank- und Silocontainer im Einsatz. Die Aufgabe für Heiko Knüppel besteht darin, den passenden Behälter zur rechten Zeit am richtigen Ort zu haben. Disposition ist das Tagesgeschäft der Niederlassung. Die Disponenten haben also alle Hände voll zu tun und kämpfen mit allerlei Widrigkeiten: „Bahnverspätungen, der Verkehrsinfarkt in Hamburg, eventuell Zollformalitäten – es gibt eine Reihe von Unbekannten, die auf den Zeitplan einwirken“, sagt der gebürtige Stader, der seit Ende der 70er Jahre immer im Bereich Logistik gearbeitet und das Metier aus dem Effeff kennt.

In Stade betreibt die Bertschi GmbH 30 eigene Fahrzeuge und kann bei Engpässen auf Subunternehmer zurückgreifen. Knüppel: „Die Digitalisierung ist bei uns im vollen Gange. Die Fahrer bekommen ihre Aufträge über die Bertschi-App. Sie haben zudem Dokumentationspflichten, scannen Papiere und schicken sie direkt elektronisch in die Zentrale.“ Da sich viele Touren in Hamburg bewegen, unterhält das Unternehmen dort eine Dependance – einen Platz mit Fahrzeugen für den überwiegend innerstädtischen Containerverkehr.

Fahrer gesucht
Wie alle Logistiker schlägt sich auch Bertschi mit dem Fachkräftemangel herum: „Das ist ein großes und schwieriges Thema“, sagt Heiko Knüppel. „Schwierig deshalb, weil wir die ‚richtigen Leute‘ finden müssen. Der Umgang mit Flüssig- und Siloware erfordert besondere Kenntnisse. Unsere Fahrer müssen einen Gefahrgutschein haben, also möglicherweise die Fortbildung zum Gefahrgutfahrer machen. Und sie werden von uns als Selbstbelader ausgebildet – das ist deshalb ein Thema, weil gerade an den Beladungsstationen für Tankfahrzeuge verschiedene Systeme und Vorgaben zu beachten sind. Der Job erfordert ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Allerdings bieten wir einen großen Vorteil: Unsere Touren finden überwiegend im Nahbereich statt. Das heißt: Der Fahrer ist abends zu Hause bei seiner Familie.“ Ferntouren seien die absolute Ausnahme. wb

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Web: https://www.ibb-terminal-stade.de/