„Wir sind jetzt das Tempowerk“

Foto: Wolfgang BeckerIn der Tempo­werk-Schmiede dominiert Hafen-Ambiente: Hinter der Containerwand, durch die Innovationsmanager Mark Behr schaut, ist eine voll ausgestattete Profiküche installiert. || Foto: Wolfgang Becker

Neuer alter Name für den hit-Technopark


Eine Harburger Institution erfindet sich neu: Vor wenigen Tagen sind die 110 Unternehmen, allesamt Mieter im hit-Technopark, darüber informiert worden, dass der Technologiepark einen Namenswechsel vollzieht. „Wir sind jetzt das Tempowerk“, sagt Innovationsmanager Mark Behr, der im Auftrag von Inhaber Christoph Birkel mit der Umsetzung eines kühnen Plans betraut ist: Der Technopark legt ein völlig neues Konzept auf und positioniert sich bereits für die Zeit nach Corona: als Ort, an dem Menschen zusammenkommen, Kontakte knüpfen, tagen, Innovationen entwickeln, Geschäfte machen und Pläne schmieden – zum Beispiel in der Schmiede.

Alle Sinne? Das riecht nach einem Plan . . .

Tatsächlich sind die Pläne zur Umgestaltung schon älter als die Corona-Pandemie, aber mit dem neuen Konzept könnte im kommenden Jahr eine Punktlandung gelingen, denn der Bedarf an direkten Kontakten von Mensch zu Mensch steigt exponentiell mit jedem Tag der politisch verordneten Einschränkungen. Mark Behr: „Kern der Neuausrichtung ist eine Öffnung des Technologieparks nach außen. Dabei wird die Schmiede eine wichtige Rolle übernehmen.“ Dahinter verbirgt sich ein multimedial ausgestatteter Veranstaltungsraum mit vielfältigen Möglichkeiten – Konzerte, Talk­runden, Vorträge, Tagungen, Versammlungen, Kaminabende und ähnliche Formate werden hier in einem werktypischen Ambiente angeboten – „geerdet und robust“ betitelt Mark Behr die Devise. „In der Schmiede können zehn Menschen rund um den Kamin sitzen und diskutieren, aber auch etwa 100 Jazz-Fans ein Konzert besuchen.“

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Noch wird das neue Konzept des Tempowerks etwas unter dem Deckel gehalten, zumal die Schmiede in den kommenden Monaten zunächst als Kantine für die Mieter genutzt wird. Grund: Im Haupthaus wird ebenfalls alles auf den Kopf gestellt, um Orte zu schaffen, an denen Menschen zusammenkommen können. Mark Behr: „Es geht um Orte, an denen man sonst nicht ist. Wir werden auch das Restaurant künftig selbst managen und haben dabei einen hohen Anspruch.“ Ziel sei es, alle Sinne zu bedienen: guter Sound für die Ohren, guter Geschmack auf dem Teller, stylisches Ambiente für die Augen und positives Feeling beim Netzwerken. Kurz: Das riecht nach einem Plan . . .

Historie, Zukunft, Netzwerk und Agilität

Der neue alte Name soll das Vorhaben unterstreichen: Tempowerk. Ältere Semester wissen, dass auf dem Gelände des Technologieparks einst das Harburger Tempowerk stand. Die Schmiede sieht von außen zwar ganz modern aus, ist aber in Wahrheit rund 100 Jahre alt und stammt aus der Hochzeit der Harburger Automobilgeschichte. Mark Behr: „Die Tempo-Geschichte von damals ist uns bis heute Vorbild. Und das wollen wir betonen. Der Aufstieg eines Kohlenhändlers in den 1930er-Jahren zum Weltmarktführer für Leicht-Lkw gelang durch Kollaboration. Durch Zusammenarbeit von Unternehmen und Institutionen auf Augenhöhe. Dafür steht der Technologiepark, und dafür steht insbesondere das künftige Tempowerk. Wir schaffen Räume für Zusammenarbeit. Und zwar für jeden, der hierherkommen möchte. Nicht nur für unsere Mieter.“ Das historische Unternehmen, der elektrifizierte Tempowagen, der einen E-Antrieb in der Karosse von 1951 verbirgt, der Begriff Werk, der für Zusammenarbeit und Netzwerk steht, und der Begriff Tempo, der neudeutsch vielleicht mit Agilität übersetzt werden könnte – all das ist vereint im wiederentdeckten Namen Tempowerk.

Die thematische Klammer, die alles zusammenhält, soll auch künftig Technologie und Kollaboration sein. Mark Behr: „Wir verstehen uns als Plattform für unternehmensübergreifende Zusammenarbeit. Hier kann man auch auf Menschen treffen, die eine andere Sicht auf die Dinge haben. Das ist ein Hauptaspekt der Kollaboration und bringt Ideen voran.“

„Andere Orte bringen dich auf neue Gedanken“

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Die multifunktionale Schmiede, zuletzt Werk- und Lagerhalle von Garz & Fricke, ist zwar das älteste Gebäude im Park, nimmt nun aber im Rahmen der Neujustierung eine tragende Rolle ein. Gleich nebenan wird Christoph Birkel ein Parkhaus mit 80 bis 100 Stellplätzen errichten – auch mit Blick auf künftige Veranstaltungen. Mark Behr: „Die Schmiede ist einzigartig im Hamburger Süden – ein anderer Ort. Und es heißt ja: Andere Orte bringen dich auf neue Gedanken. Das ist das Ziel.“