„Ich fühle mich wie ein Händler von seltenen Erden“

Foto: Wolfgang BeckerBunkert für seine Kunden so viel Ware wie möglich: Alexander Delmes in der Ausstellung der bauwelt in Seevetal. Foto: Wolfgang Becker

Auswirkungen des Kriegs gegen die Ukraine: Baustoffknappheit und steigende Preisen – Podcast mit
Alexander Delmes, Geschäftsführer der bauwelt Delmes Heitmann.

Wer die bauwelt Delmes Heitmann an der Seevetaler Maldfeldstraße besucht, findet den Baustoffhandel gut bestückt vor. „An allen Ecken und Enden steht Ware. Wir ordern, was nur möglich ist, um unsere Kunden beliefern zu können“, erklärt Geschäftsführer Alexander Delmes. Denn auch die Kunden des größten Baustoffhändlers in der Metropolregion Hamburg, zumeist Handwerksbetriebe, sind bestrebt, Höfe und Lager aufzufüllen, um arbeitsfähig zu bleiben – damit zum Fachkräftemangel nicht auch noch der Baustoffmangel durchschlägt.

Schon vor Ausbruch des Ukraine- Krieges gab es in vielen Bereichen Materialknappheit. Beispielweise
ist Holz seit Langem rar. Doch jetzt herrscht überall Notstand, weil Lieferketten unterbrochen sind. Energie- und Rohstoffpreise gehen aufgrund des Mangels durch die Decke. So erwartet Alexander Delmes beispielsweise, dass Fliesen bald knapp werden. Weil der Ton für deren Produktion hauptsächlich aus der Ukraine kam und von dort nichts mehr geliefert wird. Der Nachschub von Metallen und Holz aus der
Ukraine und Russland wurde ebenfalls buchstäblich über Nacht gestoppt. Mineralwolle, produziert aus Glas, ist schon seit der Corona-Pandemie ein knappes Gut, doch jetzt könnte es noch schlimmer werden, glaubt Alexander Delmes. Nämlich dann, wenn Erdgas fehlt, um die Schmelzwannen zu betreiben. „Und wenn die einmal erkalten, gehen sie kaputt. Die Folge wären Millionenschäden. Wir bekommen täglich von Herstellern Meldungen, dass sie ihre Preise ab sofort erhöhen. Oder dass sie die Produktion ganz einstellen, weil ihnen die Rohstoffe ausgehen.“ Seine Kunden, sagt Alexander Delmes, hätten sich mittlerweile an große Preissprünge gewöhnt. „Die sind inzwischen froh, überhaupt Material zu bekommen, auch wenn das höhere Preise bedeutet. Ich fühle mich wie ein Händler von seltenen Erden.“ Kalkulationen liefen aus dem Ruder, berichtet Delmes. Dass sich Bauvorhaben verzögern und um 20 bis 30 Prozent teurer werden, sei fast die Regel. Er sagt: „Und wenn es sich um sehr große Bauvolumen mit Bindung an langfristige Verträge handelt, geht das auf Kosten der Handwerker und Zulieferer. Lange galt die Globalisierung als Mittel der Optimierung, nun fällt uns das auf die Füße.“

Wegen der gestiegenen Spritpreise erhebt die bauwelt inzwischen einen Energiezuschlag. Der Fuhrpark verbraucht schließlich 400 000 Liter Diesel jährlich. Um Lieferungen langfristig sichern zu können, hat Delmes nun auch neue Lkw bestellt. Gewissermaßen auf Vorrat. „Die Lieferzeit beträgt mindestens ein Jahr, die Fahrzeuge kommen nicht vor 2023. Und selbst das ist ungewiss. Ob es Stahl für einen Kran auf den Lastwagen geben wird, kann derzeit auch keiner sagen.“ Sicher scheint Alexander
Delmes nur eines: „Die Preissteigerungen werden weiter anhalten. Für die Verbraucher bedeutet das eine reale Inflation.“ mab

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>> Web: www.bauwelt.eu