So fördert Tiplu Geschäftsideen aus den eigenen Reihen

Tobias Alscher (links) und Torben Zurhelle vor dem Prototypen, an dem zurzeit Simulationen durchgeführt werden. Foto: Wolfgang Becke

VOM STARTUP ZUM INNOVATIONSTREIBER.

Auch wenn das Harburger Tech-Unternehmen Tiplu mit dem sechsjährigen Bestehen die Startup-Phase schon verlassen hat, ist der Gründergeist immer noch spürbar – nicht nur, weil die Mannschaft jung und dynamisch ist, sondern weil die drei Gesellschafter Tim und Dr. Lukas Aschenberg sowie Peter Molitor gründungswillige Mitarbeiter im eigenen Hause aktiv dabei unterstützen, eigene Geschäftsideen umzusetzen. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die potenziellen Gründer profitieren von der Tiplu-Infrastruktur (Personalwesen, Rechnungswesen, Marketing), Tiplu steigt finanziell ein und behält die Expertise unter dem eigenen Dach. Fördern und Ausgründen ist eine Art Grundprinzip bei Tiplu – und könnte wegweisend sein auch für andere Unternehmen. Praktisch umgesetzt wurde das bereits mit der Projektanker GmbH, einem Startup, das sich mit nachhaltiger Steuerungssoftware beispielsweise für Solarstrom befasst.

Das Ziel: Ein Lieferroboter, der Türen öffnen kann

Das Tiplu-Startup-Konzept macht besonders dann Sinn, wenn sich potenzielle Gründer im weiten Feld der medizinischen Dienstleistungen bewegen – so wie Tobias Alscher (29) und Torben Zurhelle (30). Beide waren unabhängig voneinander bei Tiplu als Backend-Entwickler eingestiegen. Beide haben ein Faible für Robotik. Und beide bauen jetzt seit September 2021 in Vollzeit die Robast Robotic Assistant GmbH auf. Das Ziel: Die Entwicklung eines Lieferroboters für Kliniken, der nicht nur sicher zum Ziel und wieder zurückfindet, sondern auch eigenständig Türen öffnen kann.

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Tobias Alscher studierte an der TU Hamburg Informatik-Ingenieurwesen und spezialisierte sich für den Master auf das Thema Robotik. Torben Zuhelle hat seinen Masterabschluss an der Fachholschule Wedel gemacht. Sein Spezialgebiet: Technische Informatik. Alscher: „Schon beim Bewerbungsgespräch vereinbarten wir, dass ich die Hälfte meiner Zeit mit Robotik verbringen kann. Beim Essen mit Tim entstand dann später die Idee, daraus ein Unternehmen zu machen.“

Fraunhofer IAPT soll bei der Mechanik helfen

Die Idee passt gut zu Tiplu: Denn die Digitalisierung des Krankenhauswesens ist seit jeher Kern des Unternehmens. Der Lieferroboter, an dem das Robast-Team jetzt arbeitet, schließt eine weitere Lücke zwischen der reinen Digitalisierung und manueller nicht medizin-spezifischer Tätigkeiten, wie zum Beispiel Liefertätigkeiten ans Patientenbett. Diese sind häufig sehr arbeitsintensiv und nehmen viel Zeit des ohnehin knappen Fachpersonals in Anspruch – Zeit, die besser für echte pflegerische Tätigkeiten genutzt werden könnte. Torben Zurhelle: „Da sprechen wir über den Transport von Medikamenten, Getränken, Speisen und Laborproben – alles, was auf den Fluren hin- und hergetragen werden muss.“

Selbstfahrende Lieferroboter gibt es zwar schon – beispielsweise Türen öffnen können diese allerdings eher nicht. Tobias Alscher: „Das ist die besondere Herausforderung. Hier ist eine spezielle Mechanik nötig, die wir gemeinsam mit der Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien IAPT in Hamburg-Bergedorf entwickeln wollen. Unser System sieht auch etwas anders aus als die kleinen autonomen Lieferroboter. Die Robast-Variante ist ziemlich groß und modular aufgebaut, sodass Schubfächer für verschiedene Anwendungen eingebaut werden können.“ Der rollende Klinikhelfer soll sich an den jeweiligen Notfallplänen seiner Einsatzorte orientieren. Diese Karten weisen im Falle des Falles Fluchtwege aus. Auf dieser Basis ließe sich eine Karte generieren, die dem Roboter als Grundorientierung dient. Außerdem wird er mit Kameras und Lichtwellenradar ausgestattet, um Hindernissen ausweichen zu können. Höchstgeschwindigkeit: etwa fünf Kilometer pro Stunde.

Tobias Alscher und Torben Zurhelle tüfteln derzeit allerdings auch an einem ganz anderen Thema: „Wir stellen einen Antrag auf Profiförderung bei der Hamburger Investitions- und Förderbank. Erhalten wir den Zuschlag, wird die gesamte Entwicklung für 18 Monate zu 35 Prozent gefördert. Den verbliebenen Teil bekommen wir als Kredit von Tiplu.“ Ungeachtet dessen werden derzeit technische Simulationen an dem Roboter durchgeführt. Der nächste geplante Meilenstein: Mitte 2023 soll der erste Testlauf in klinikähnlicher Umgebung stattfinden. wb

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>> Web: https://robast.de/, https://tiplu.de/