Umschlag geht weiter zurück

Das war kein gutes Jahr für die Bremerhavener Häfen: An den Containerterminals ging der Umschlag um 8,1 Prozent auf 4,6 Millionen Standardcontainer zurück. Foto: Scheer

Nur 1,6 Millionen Fahrzeuge im Hafen – Schlechte Bilanz auch bei Containern – Gespräche über Stellflächen auf der Luneplate.

von Thorsten Brockmann

Es wurde nichts aus der Aufholjagd im Herbst: Der Autoumschlag im Bremerhavener Hafen ist in diesem Jahr erneut gesunken: Über die Kajen gingen 1,6 Millionen Autos – 100.000 weniger als 2021. Auf den Containerterminals wurden sogar 400.000 Boxen weniger bewegt.

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Die gestörten Lieferketten weltweit, der Ukraine-Krieg und die allgemeine Konsumflaute hätten sich schlecht auf die Häfen ausgewirkt. Zu dieser Einschätzung kam Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) am Montag. Ihr Ressort rechnet damit, dass der Güterumschlag 2022 mit etwa 64,5 Millionen Tonnen insgesamt 7,4 Prozent niedriger ausfallen wird als im Vorjahr. Mit diesem Ergebnis stehen die Häfen noch schlechter da als zu Beginn der Corona-Krise.

„Ein Multi-Krisenjahr“, sagt BLG-Vorstand Frank Dreeke. Aber er meint, dass der Konzern das Jahr trotzdem besser abschließen werde als geplant. Eurogate schreibe nicht nur wegen der hohen Erlöse beim Lagergeld für Container wieder schwarze Zahlen, obwohl die Umschlagsmengen auch hier trotz Steigerungen hinter den Erwartungen geblieben seien. Die größten Verluste im Containerumschlag habe es bei NTB und am MSC-Gate gegeben, sagte Dreeke. Die beiden größten Reedereien der Welt bedienten verstärkt ihre eigenen Terminals in den Westhäfen.

Am Autoterminal werden bis Ende des Jahres 1,6 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen. Das sind eine halbe Million weniger als noch vor drei Jahren. Trotzdem sagte Dreeke, dass viel zu viele Autos im Hafen parken. „100.000 Stück werden wir künftig nicht mehr zulassen“, sagte er. Bei 75.000 Fahrzeugen müsse Schluss sein, um eine bessere Beweglichkeit und damit Produktivität auf dem Autoterminal zu erreichen. Wenn die Hersteller mehr Wagen in Bremerhaven abstellen wollten, dann wolle man ihnen außerhalb des Hafens etwas anbieten. Dreeke bestätigte Gespräche mit Bremenports und dem Magistrat über Stellflächen auf der Luneplate. „Wir wollen da aber nicht nur Parkplätze anlegen“, so der BLG-Vorstand, „sondern auch technische Dienstleistungen an den Fahrzeugen anbieten.“ Nur mit Parkplätzen verdiene der Konzern bislang kein Geld, „die Kunden werden künftig bezahlen müssen, wenn sie ihre Autos bei uns abstellen.“

Von einem „herausfordernden Jahr“ sprach auch Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe, und damit meinte er nicht nur die umgestürzte Nordmole und den in Schieflage geratenen Leuchtturm darauf. Der erste Bauabschnitt der Columbuskaje komme gut voran, aber insgesamt gelte es, die Hafeninfrastruktur an vielen Stellen zu erneuern. Im kommenden Frühjahr sollen die Pläne zur Ertüchtigung der Containerterminals I bis IIIa fertig sein und es wird darauf hinauslaufen, dass die 2,8 Kilometer lange Stromkaje komplett neu gebaut werden soll. Für Häfensenatorin Schilling reicht das als Stichwort, den Bund künftig stärker in die Verantwortung für die Häfen nehmen zu wollen. Das Land Bremen müsse in den nächsten zehn Jahren rund 500 Millionen Euro in seine Häfen investieren. Das sichere bundesweit rund 345.000 Industriearbeitsplätze, die von den Häfen profitierten. Das müsse der Bund stärker honorieren.

Die Häfen in Bremerhaven und Bremen hätten auch das Potenzial, sich zu einer Basis für den Import von Energie zu entwickeln, sagte Howe. Deutschland brauche künftig große Mengen an Energie aus dem Ausland: Wasserstoff und Wasserstoff-Derivate wie beispielsweise Ammoniak. Das könne nicht ausschließlich über Pipelines transportiert werden. „In dem Sinne brauchen wir alle Häfen, die wir haben in Deutschland“, so Howe.

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Von der Bundesregierung brauche es auch mehr Geld, um im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen konkurrieren zu können, fordert auch Christoph Holtkemper, Vorstandsmitglied der Bremischen Hafenvertretung, einem Wirtschafts- und Interessensverband von rund 250 Unternehmen. Der Verband fordert eine Kooperation der norddeutschen Seehäfen. „Dieses reine Standortdenken, jeder kümmert sich da um seinen

Kram, das können die einzelnen Bundesländer unserer Meinung nach morgen und übermorgen nicht mehr selber leisten“, sagte Holtkemper.

Dreeke sprach sich auch dafür aus, die Gespräche über eine Zusammenarbeit von Eurogate und der Hamburger HHLA im kommenden Jahr wieder aufzunehmen.