Die Nähe zu Hamburg wirkt positiv

. . . und da gingen bei Mechatronik die Hände hoch?

Maack: Genau! Das ist eine unternehmensgetriebene Entwicklung. Es könnte den Unternehmen vor Ort nützen, wenn man das Forschungsthema stärker ausweiten würde. Das zieht junge Leute an, macht die Studiengänge noch attraktiver und hat einen großen Effekt auf die Unternehmen. Gleichwohl gilt: Gründungen haben wir in diesem Bereich ebenfalls nicht. Auch Hollmann Engineering kommt aus der Luftfahrt – und entwickelt nun ein Leichtbauflugzeug. Da hat jemand eine große Expertise und eine Vision im Kopf. Der kommt nicht von der Uni und gründet. Aber wir sind froh, dass wir ihm eine Perspektive am Standort bieten können. Er hat jetzt ein Gewerbegrundstück von der Hansestadt Buxtehude erworben und baut eine Produktionshalle.

Wenn Sie mal gemeinschaftlich den Blick auf Hamburg richten: Direkt vor der Haustür haben wir die Technische Universität, die Tutech Innovation, das Startup Dock, und in Harburg wird der Hamburg Innovation Port geplant. Alles gründer-orientiert. Wie sehen Sie das, was da passiert?

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Maack: Ich sehe das in der Wechselwirkung eher positiv. Vielleicht auch, weil Buxtehude näher dran ist. Was spannend ist: Das große Thema ist die Siedlungspolitik und die Gewerbeflächenentwicklung in der Metropolregion. In der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft gibt es jetzt den Ansatz, ein gemeinsames Gewerbeflächenkataster zu entwickeln. Das wird das sein, wovon das Umland unmittelbar profitieren wird. Viele Kontakte kommen irgendwann über das Thema Fläche zustande.

Friedrichs: Wir merken ganz deutlich: Wenn es Hamburg schlecht geht, geht es uns auch schlecht. Im umgekehrten Sinne ist es ebenso. Wir sind ein Wirtschaftsraum. Wenn wir uns mal den neuen Stader Stadtteil Ottenbeck ansehen, den wir seit 20 Jahren in der Entwicklung haben: Ein Drittel der dort zugezogenen Bewohner stammt aus Hamburg. Die behalten ihren Arbeitsplatz in Hamburg, sind aber privat in Stade zu Hause. Die Wechselwirkung von Arbeiten, Wohnen und Erholung in der Region ist sehr deutlich zu erkennen. Mein bestes Beispiel ist immer Innogames: Die Gründer und die Mitarbeiter werden in der Familiengründungsphase vielleicht auch auf die Idee kommen, dass es bei uns in Stade für Kinder vielleicht doch netter ist als in der Stresemannstraße im Erdgeschoss. Wenn wir denn Grundstücke bereithalten. Wir haben erkannt, dass wir da was tun müssen um als Standort attraktiver zu werden. Und sind deshalb nach 20 Jahren erheblich in die Wohnflächenausweisung eingestiegen. Auch für diejenigen, die einfach mal mit dem Aufsitzrasenmäher ums Grundstück herumfahren möchten. Sonst wohnen sie woanders.

Seggewiß: Man muss sich nur mal die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im niedersächsischen Vergleich ansehen. Wir profitieren ganz klar davon, dass wir in den vergangenen Jahren näher an Hamburg herangewachsen sind. Allein die bessere Vertaktung der S-Bahn führt dazu. Wenn wir dann noch die Autobahn kriegen, dann werden die Nachbarkreise auch nicht mehr über unsere günstigen Flächen klagen. Die Preise werden dann ebenfalls anziehen. Aber wir haben immerhin noch Flächen – das ist ein ganz großes Plus. Alles, was außerhalb des Landkreises geschieht, muss Ansporn für uns sein, da auch mehr Gas zu geben. Dazu zählt auch unser Bekenntnis zur Hochschule 21.

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