Hier entsteht Hamburgs neuer Stadtgarten

Foto: Planungsbüro Matzen ImmobilienDiese Visualisierung zeigt, wie der Bunker im kommenden Jahr aussehen soll – wenn sich der Bau nicht doch noch durch Corona verzögert. Zurzeit sind die Arbeiten im Plan. || Foto: Planungsbüro Matzen Immobilien

Symbiose aus Mahnmal und Zukunftsort 

New York hat die berühmte „High Line“ (siehe unten), Hamburg bekommt den „Grünen Bunker“: Mit einem spektakulären Bauprojekt setzt der Buchholzer Unternehmer und Investor Prof. Dr. Thomas J. C. Matzen mitten in der Hansestadt und noch dazu auf historischem Boden derzeit einen langgehegten Plan um. Er transformiert den berühmten Bunker in der Feldstraße am Heiligengeistfeld zu einem neuartigen Objekt der Stadtnatur und schafft eine Symbiose aus Mahnmal und Zukunftsort.

In 50 Metern Höhe entsteht unter anderem der öffentlich begehbare „St. Pauli Stadtgarten“. Dazu wird der 30 Meter hohe Betonklotz um weitere 25 Meter aufgestockt – auf fünf pyramidenförmig gestaffelten Etagen entstehen über den Dächern Hamburgs unter anderem eine Sport- und Veranstaltungshalle, ein Restaurant und ein Hotel. Den Zuschlag hat die NH Hotel Group bekommen, die auf dem Dach ein nhow Hotel mit 136 Zimmern betreiben wird. Der Vertrag zwischen der NH Hotel Group, dem Vermieter EHP Erste Hamburger Projektmanagement GmbH sowie dem Bauherrn, der Matzen Immobilien GmbH & Co. KG, ist bereits unterzeichnet worden. Die Gesamtinvestition des Bunker-Projekts wird mit etwa 40 Millionen Euro angegeben.

Nach dem Bau der Elbphilharmonie bekommt Hamburg mit dem „Grünen Bunker“ ein zweites monumentales Bauwerk, bei dem die historische Basis mit einem modernen und völlig anders genutzten Überbau versehen wird. Kaum haben die Hamburger die auf dem Kaispeicher A errichtete „Elphi“ als Wahrzeichen der Gegenwart akzeptiert, titelt das Hamburger Abendblatt „Hamburgs neues Wahrzeichen“ und meint den dann zum Stadtgarten umgebauten Flakturm IV auf dem Heiligengeistfeld. Das Relikt des Zweiten Weltkrieges war in der 1940er-Jahren per „Führerbefehl“ in Auftrag gegeben und 1942 binnen 300 Tagen mit Zwangsarbeitern gebaut worden, um den Luftangriffen der Alliierten etwas entgegenzusetzen. Der Bunker steht unter Denkmalschutz und gilt als Mahnmal. In den zurückliegenden Jahren wurde er zum „Medienbunker“ und zu einem Pilgerort für Musiker, denn im Erdgeschoss hatte sich das Unternehmen „Just Music“ eingemietet, das zum Jahresende die Pforten schließt und auf Online-Handel umschaltet.

Anzeige

Immergrünes aus Nordeuropa

Etwa 180 Menschen aus 25 verschiedenen Gewerken arbeiten seit Sommer 2019 an der Vision des „grünen Bunkers“, die 2021 Wirklichkeit werden soll. Bereits jetzt wachsen die Pflanzen für den neuen Erholungsraum – etwa 4700 Bäume, Gehölze, Sträucher, Hecken, Kletterpflanzen und Bodendecker – in der traditionsreichen Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren in Seevetal und Umgebung heran. Die überwiegend immergrünen Pflanzen sind vor allem in Nordeuropa beheimatet – und somit an extremere Wetterlagen, wie sie in mehr als 50 Metern Höhe herrschen können, angepasst.

Einer der ersten Motoren für das Konzept einer neuartigen Form von Stadtnatur war eine Nachbarschaftsinitiative aus dem umliegenden Stadtviertel. „Hilldegarden e.V.“ hatte die Idee, einen Ort der Gemeinschaft, und eine völlig neuartige Form von Stadtnatur zu schaffen und konnte davon schnell den Bauherrn überzeugen. Visuelles Highlight des landschaftsarchitektonischen Pionierprojekts ist der spektakuläre öffentliche Dachgarten, der in ganz Deutschland einzigartig sein dürfte: „mit einem fantastischen Panoramablick über Hamburg, in Sichtachse zur Elbphilharmonie, mit einem bepflanzten „Bergpfad“, der sich außen um den Bunker entlang nach oben schlängelt“, so melden die Betreiber.

Der „Grüne Bunker“

Die Verwirklichung eines „Grünen Bunkers“ am Karoviertel macht trotz Corona aktuell große Fortschritte. Inzwischen nimmt die zukünftige Sport- und Veranstaltungshalle Formen an, wo eine schalltechnisch anspruchsvolle Raum-in-Raum-Konstruktion inklusive umlaufender Galerie hergestellt wird. Andere Gewerke sind bereits in Level drei angekommen. Finanziert werden soll das Mammutprojekt durch die kommerziellen Nutzungen, unter anderem durch den Hotelbetrieb. Paul Hahnert, Geschäftsführer der EHP und Projektleiter: „Für uns war entscheidend, dass sich das Hotel mit Offenheit in das kreative Viertel einbringt und zudem Verantwortung gegenüber der Geschichte des Bunkers zeigt. Das verwirklicht die Individualität des nhow-Designs herausragend: Es respektiert die Historie und weist gleichzeitig in eine hoffnungsvolle Zukunft.“ wb/ein

Anzeige

π Die „High Line“ ist eine 2,33 Kilometer lange und 7,5 Meter über dem Boden liegende, nicht mehr als solche genutzte Güterzugtrasse im Westen von Manhattan, die von 2006 bis 2019 zu einer Parkanlage, dem High Line Park, umgebaut wurde. Der erste Abschnitt wurde im Juni 2009 der Öffentlichkeit übergeben. Quelle Wikipedia

>> Web: www.bunker-stpauli.de