„Wir werden uns wieder im Wohnungsbau engagieren“

Lars Meyer Lars Meyer in seinem Kunstwerk: Jaffe12 ist vor allem unter seiner Feder­führung gebaut worden. Der Gewerbehof mit eigener Boule-Bahn und direkter Wasserlage am Jaffe- Davids-Kanal markiert einen neuen Standard. Foto: Wolfgang Becker

Puhst-Geschäftsführer Lars Meyer über den Gewerbehof Jaffe12 und die Perspektiven am Standort Wilhelmsburg.

Mit dem Neubauprojekt Jaffe12 hat das auf Gewerbehöfe spezialisierte Familienunternehmen Hans E.H. Puhst Grundstücksverwaltung einen neuen Standard definiert, der in kaum einer Powerpointpräsentation des Oberbaudirektors fehlt, wenn es um Stadt-entwicklung geht. Jaffe12 bietet moderne Architektur inmitten des Wilhelmsburger Industriegebiets an der Jaffestraße und noch dazu eine Lage am Wasser. Mit einem umtriebigen Gastronomen (Hansekai), Kunst am Bau und einem bunten Mietermix ist Jaffe12 ein Vorzeigeprojekt – mit Option auf mehr. Die Jaffestraße führt mitten hinein in eines der zentralen Hamburger Wohnungsbauvorhaben. Über den aktuellen Vermietungsstand und die Zukunftsperspektive sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker mit Puhst-Geschäftsführer Lars Meyer – natürlich direkt am Jaffe-Davids-Kanal.

Jaffe 12 ist bautechnisch so gut wie abgeschlossen – wie ist die Nachfrage bei potenziellen Mietern?

Wir stehen gerade in Verhandlungen mit einem Büromieter, der knapp 500 Quadratmeter haben möchte. Das wird wohl zum Februar schon umgesetzt. Er kommt aus Harburg, möchte näher an Hamburg heran, aber nicht zu weit, weil die meisten Mitarbeiter aus dem Hamburger Süden kommen. Das wird unser nächster Ausbau. Wenn die Mietung steht, haben wir ungefähr noch 1000 bis 1200 Quadratmeter zur Verfügung – inklusive der Maisonette-Ateliers.

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Das Objekt Jaffe12 ist sehr ambitioniert und macht auch optisch richtig was her. Führt der attraktive Bau zu einer erhöhten Nachfrage?

Vom Interesse her hatte ich mir in der Tat ein bisschen mehr versprochen. Da merken wir oftmals aber auch, dass es eine Preisgeschichte und eine Frage der Mieteinheiten ist. Die sind bei uns relativ groß. Wir können hier keine 60 oder 80 Quadratmeter anbieten. Natürlich macht es einen Unterschied, ob man 60 mal 10,50 Euro berechnet oder 120 mal. Plus Nebenkosten und Mehrwertsteuer. Kleinere Einheiten sind so leider nicht möglich – das liegt am Zuschnitt der Grundrisse und an den Eingangsmöglichkeiten. Natürlich stellt sich jeder Vermieter vor, dass so ein Objekt schneller voll  ist, aber im Großen und Ganzen bin ich mit dem Vermietungsstand durchaus zufrieden. Wenn jetzt noch der bereits genannte Vertrag zustande kommt, sind wir ein großes Stück weiter.

Wie kam es zu dem Kontakt mit dem neuen Mieter?

Am Ende tatsächlich über einen weiteren persönlichen Kontakt in der Jaffe12-Facebook-Gruppe.

Wir sitzen hier direkt am Jaffe-David-Kanal. Bei allen Gesprächen mit Interessenten – welche Rolle spielt eigentlich die Lage am Wasser?

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Das sind die weichen Standortfaktoren, die in Hamburg generell sehr beliebt sind. Ich denke, das ist schon leichter zu vermieten. Sie wissen ja, dass ich den Kanal mit der Treppe und dem Ponton begehbar gemacht habe. Das war keine Auflage, sondern unser Wunsch, den Standort attraktiver zu machen. Im Sommer sitzen hier die Leute und halten in der Mittagspause die Füße ins Wasser. Ich hatte sogar schon Mieter, die hier Schwimmübungen gemacht haben. Da waren wir auch ganz erstaunt. Unser Gastronom prüft gerade, ob wir den Steg auch nutzen können, um hier größere Boote anlegen zu lassen. Es war bereits jemand vom Schifffahrtsamt hier, der uns gesagt hat, welche Auflagen wir erfüllen müssten, damit hier auch mal eine Barkasse anlegen kann.

Nun hat die IBA Hamburg gerade ihre Pläne vorgestellt, wie sich das Gebiet im Zuge der Reichsstraßenverlegung verändern soll. Was bedeutet das für Sie?

Wir liegen mittendrin in dem Entwicklungsgebiet. Es war ja gerade die Herausforderung an die Planer, hier das Zusammenspiel von Wohnen und Gewerbe zu realisieren. Wobei wir immer betont haben, dass von unserem Gewerbehof keine Störungen ausgehen. Darauf achten wir beim Mietermix.

Aber es ist hier ja immer noch Industriegebiet . . .

. . . ja, aber das wird es ja nicht mehr lange sein können. Denn die Stadt will ja auf den Entwicklungsflächen Wohnungsbau realisieren (siehe auch Seite 10, d. Red.). Das geht im Industriegebiet nicht. Es wird hier also mindestens ein Mischgebiet oder ein Gewerbegebiet werden müssen.

Das hieße, die Option auf Wohnen hier direkt bliebe vorhanden. Zu Jaffe12 gehören ja die attraktiven Maisonette-Wohnungen, in denen sich ideal Wohnen und Arbeiten verbinden ließe. Rechnen Sie sich da etwas aus?

In der direkten Nachbarschaft auf jeden Fall. Die Stadt plant hier mehr als 2000 neue Wohnungen. Zum Beispiel auf dem Grundstück des Containerdepots, auf dem uns auch so um die 9000 Quadratmeter gehören. Da werden wir uns dann nach mehr als 20 Jahren Abstinenz auch mal wieder im Wohnungsbau engagieren. Das letzte Mal haben wir 1990 24 Wohnungen in Sinstorf  gebaut. Wir haben uns mit der Stadt darauf verständigt, dass wir auf unseren Flächen nichts anderes bauen werden, wenn rundherum Wohnungsbau stattfindet.