Starkes Wachstum erfordert Neubau der Schleuse Lüneburg

Foto: www.mediaserver.hamburg.de/imagefoto.deDiese Schleusenanlage, das Schiffshebewerk Scharnebeck, ist am Ende der Kapazitäten angelangt und damit ein Nadelöhr in der Binnenschifffahrt.

Hamburg tritt dem Bündnis Elbe-Seitenkanal e.V. bei – Das Projekt in Scharnebeck kostet 250 Millionen Euro.

Im Bundesverkehrswegeplan soll dem Ausbau der Hinterlandverbindungen zu den norddeutschen Seehäfen ein Vorrang eingeräumt werden. Auch das Nationale Hafenkonzept sieht die Notwendigkeit zur Engpassbeseitigung auf den Wasserstraßen der Kategorie A und die Anpassung an die Schiffsgrößenentwicklung vor. Das Schiffshebewerk Scharnebeck ist der limitierende Faktor im Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens, da es technisch anfällig ist und bereits heute seine Kapazitätsgrenze nahezu erreicht hat. Trotzdem beabsichtigt die Bundesregierung derzeit, das Hebewerk erst 2052 nach Ablauf der technischen Lebenszeit zu ersetzen. Nun ist Hamburg dem Bündnis Elbe-Seitenkanal e.V. beigetreten und will sich gemeinsam mit Niedersachsen beim Bund für einen leistungsfähigeren Neubau der Schleuse stark machen.

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch: „Hamburg engagiert sich für einen höheren Anteil der Binnenschifffahrt im Hinterlandverkehr. Mit unserem Beitritt zum Bündnis Elbe-Seitenkanal e. V. unterstreichen wir die große Bedeutung dieser Binnenwasserstraße für den Hamburger Hafen. Der Elbe-Seitenkanal hat ein erhebliches Transportpotenzial, welches wir insbesondere aus Umwelterwägungen nutzen sollten. Voraussetzung hierfür ist die Realisierung der Schleuse Lüneburg.“

In etwa zehn Jahren werden auf allen norddeutschen Wasserstraßen die heute gängigen Binnenschiffe mit 110 Metern Länge fahren können. Der für Niedersachsen wichtigste Hafen in Hamburg kann allerdings mit diesem Schiffstyp nicht erreicht werden. Für große niedersächsische Unternehmen – wie die Volkswagen AG – ist der Transport auf der Wasserstraße mit kleineren Schiffstypen nicht wirtschaftlich. Das Schiffshebewerk muss daher vorzeitig durch eine Schleuse mit 225 m Länge ersetzt werden.

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Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies: „Hamburgs Beitritt ist ein ganz wichtiges politisches Signal. Im Unterschied zu den bekannten Äußerungen des Bundes sind die Planungen für die neue Schleuse weit fortgeschritten: Ein gut eingespieltes Planungsteam steht zur Verfügung. Zwei Millionen Euro für die technische Planung und die Vorbereitung der Planfeststellung wurden bereits ausgegeben. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat gerade vor wenigen Tagen weitere zehn Millionen Euro für die Fortsetzung der Planung bereitgestellt. Zudem ist der Neubau auch im Sinne der Richtlinie für die transeuropäischen Netze ein wichtiges Projekt und kann mit bis zu 100 Millionen Euro – das sind 40 Prozent der Baukosten – aus EU-Mitteln gefördert werden. Hierfür muss das Projekt allerdings in den Bundesverkehrs-wegeplan 2015 aufgenommen werden.“

Dr. Jürgen Glaser, stellvertretender Vorstand des Bündnis Elbe-Seitenkanal (BESK) e.V.: „Im norddeutschen Verbund mit Hamburg und Niedersachsen, den Landkreisen entlang des Kanals und einer Vielzahl von Unternehmen werden wir uns nun gemeinsam für die Aufnahme des Projektes in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes und für die Bereitstellung der erforderlichen Mittel für den Bau einsetzen. Der Neubau eines zweiten Abstiegsbauwerks in Scharnebeck, die Schleuse Lüneburg-Scharnebeck, ist zwingend erforderlich.“

Im ersten Halbjahr 2015 ist der Binnenschiffsumschlag im Hamburger Hafen um 16 Prozent auf gut 6,4 Millionen Tonnen gestiegen. In der Verkehrsprognose 2010 bis 2030 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wird ein Zuwachs auf Binnenwasserstraßen bis 2030 von 20 Prozent prognostiziert. Dies ist gleichbedeutend mit einem Durchgangsverkehr von 9,3 Millionen Tonnen am Schiffshebewerk Scharnebeck in 2030. Tatsächlich wurde diese prognostizierte Transportmenge bereits in 2014 mit 10,8 Millionen Tonnen deutlich übertroffen.