Hahn & Groh steigt in die Automation ein

Foto: Wolfgang BeckerOle Groh ist derzeit regelmäßig im Güterverkehrszentrum Bremen anzutreffen, denn dort stattet das chinesische Logistikunternehmen Winit eine große Halle mit Regalen von Hahn & Groh sowie Robotertechnik made in China aus. || Foto: Wolfgang Becker

Winsener Lagertechnik-Spezialisten entwickeln sich zum Systemlieferanten – 300 Roboter im synchronisierten Logistik-Einsatz.

Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und stellt fest, dass sich dieser Zustand bis heute nicht verändert hat, eher dass beides mehr denn je gilt: Als Ole Groh vor fast 25 Jahren eine Dependance des süddeutschen Regalbauspezialisten Hahn in Hamburg eröffnete und die Geschichte von Lagertechnik Hahn & Groh begann, zeichnete sich bereits ab, dass eine Branche auf der Überholspur war: die Logistik. Ole Groh und sein mittlerweile sechsköpfiges Team sitzen heute in Winsen und planen von dort aus Regale für alle lagerfähigen Produkte – das beginnt beim maßgeschneiderten Aktenregal im Keller einer Anwaltskanzlei und endet bei Großaufträgen mit zig Tausend Palettenstellplätzen. 24 Jahre lang etablierte sich Hahn & Groh als verlässlicher Dienstleister vor allem auch in der Logistikbranche und wagt jetzt, im 25. Jahr, einen Schritt hin zum Systemanbieter. In Bremen entsteht zurzeit das hochmoderne Lager des chinesischen Unternehmens Winit, in dem Robotertechnologie für einen fast autonomen Betrieb sorgen wird. Ein planerischer Quantensprung für Ole Groh, aber, da ist er ganz sicher, ein wichtiger Schritt in die Logistik der Zukunft: „Ein Regal ist ein Regal, da ändert sich nichts Wesentliches. Was sich ändert, ist die Bedienung. Da haben viele Lagerbetreiber großen Nachholbedarf.“

Zwei Entwicklungen sorgen derzeit dafür, dass der Bedarf an Lagertechnik steigt: „Durch die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen bekommt das Thema Lagerhaltung eine noch stärkere Bedeutung, vor allem weil der Online-Handel boomt. Wer da einsteigt, braucht immer auch ein Lager. Die zweite Entwicklung betrifft die Digitalisierung. Viele Lager werden noch so betrieben, wie es immer üblich war. Das liegt unter anderem daran, dass viele Betreiber unsicher sind, ob sich diese Investitionen lohnen. Sie misstrauen der Technik und setzen lieber auf das Bewährte, klagen aber zugleich, dass es schwer ist, Personal zu finden. Die Technologie verändert sich, die Systeme sind erprobt und effizient. Ich denke, da wird noch viel Arbeit auf uns zukommen. Deshalb steigen wir in diese Entwicklung ein und entwickeln auch uns vom Planungsbüro für und Anbieter von Regalanlagen hin zum Systemlieferanten. Der aktuelle Auftrag in Bremen ist für uns ein tolles Referenzobjekt.“

Konkret baut der chinesische Kunde im Güterverkehrszentrum Bremen eine neu erstellte 33 000 Quadratmeter große Halle für seine Belange um. Das GVZ Bremen ist das größte Güterverkehrszentrum in Deutschland. Es erstreckt sich auf einem 472 Hektar großen Gelände in Bremen-Strom in unmittelbarer Nähe des Neustädter Hafens. Hier hat das deutsche Unternehmen Fiege eine leer stehende Halle an Winit vermietet. Das chinesische Logistikunternehmen fungiert als Zwischenverteiler für ankommende Ware aus China, die dann später beispielsweise über Amazon vertrieben wird. Insgesamt geht es um drei Hallenschiffe mit je etwa
11 000 Quadratmetern Fläche. Für eine dieser Flächen haben Ole Groh und sein Team eine Palettenregal-Anlage mit 14 500 Stellplätzen gebaut. Im März 21 wurden die Teile geliefert, die Montage – Hahn & Groh arbeitet mit externen Monteuren – war Anfang April abgeschlossen.

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Parallel dazu planen die Winsener Spezialisten eine doppelstöckige Regalbühne, die im zweiten Bauabschnitt errichtet werden soll. Allein die Bühnenfläche beträgt mehr als 7000 Quadratmeter und muss vor allem hohen Ansprüchen an den Brandschutz genügen. Ole Groh: „Das Thema ist nicht trivial. Wir errichten zuerst eine Testumgebung mit den Regalen für den Robotereinsatz, denn der chinesische Kunde bringt sich seine elektromechanische Mannschaft gleich mit. „

Bühne frei für Winit

Ole Groh: „Die Regalanlage wird im ersten Schritt mit etwa 200 Robotern betrieben – 100 große Regalbediengeräte, sogenannte FTS (Fahrerlose Transportsysteme), die in den Gassen des Lagers direkt auf die Lagerbehälter zugreifen – und 100 kleine autonome Fahrzeuge, die die einzelnen Behälter zu den Packstationen bringen. Im zweiten Schritt sind für den Einsatz auf der Bühne weitere 100 Roboter geplant, die die Regaleinheiten bewegen, aus denen die Kommissionierer die Ware manuell entnehmen. Wir liefern ab der 22. Kalenderwoche insgesamt
81 000 Behälter der Euro-Norm 600×400 mit optionalen Unterteilungen, um auch Kleinmengen und Kleinteile in den Kunststoffboxen sinnvoll lagern zu können. Die sind übrigens aus recyceltem Material.“ Kurz: Hier geht es am Ende um die Steuerung von rund 300 Robotern in einem großen mehrstöckigen Lager – technisch wie elektronisch eine Riesenherausforderung. Ziel ist es, 8000 Pakete pro Stunde zu packen, 60 000 Stück pro Tag.

Touristik und Regale

Der berufliche Werdegang von Ole Groh ist ebenfalls bemerkenswert. Zum Studium hatte es den gebürtigen Steller nach München verschlagen. Er studierte BWL und Touristik und verdiente sich nebenbei mit dem Aufbau von Regalen bei der Firma Hahn das Geld für den Lebensunterhalt. Nachdem er einige Jahre als Motorrad-Reiseleiter in vielen Ländern unterwegs war, führte ihn der Weg zurück in die Welt der Regale. Da auch seine Frau zurück nach Hamburg wollte, setzte er die Idee einer Dependance von Hahn & Groh im Großraum Hamburg um und ist nun seit fast 25 Jahren in dem Business selbstständig. wb

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>> Web: https://lagertechnik-hamburg.deZ