Das Fräulein ist gar nicht so süß . . .

Foto: B&PDas "Fräulein": Der Gegenentwurf zu Pink Lady & Co. || Foto: B&P

Eine Kampagne mit Biss: Elbe-Obst bringt die neue deutsche Apfel-Entdeckung auf den Markt.

Es war eher ein Zufall, dass ein Sorten-Scout der Deutschen Obstsorten Konsortium GmbH (DOSK) auf Gerd Sundermeyer aufmerksam wurde. Der Obstbauer aus der Gegend bei Hildesheim war für seinen Hang zum Züchten allerdings bekannt und hatte offenbar eine neue Apfelsorte mit Biss am Baum. Ihr Name: GS66. Das steht für Gerd Sundermeyer, Baumplatz 66. Da war ein Apfel gereift, den es so bislang noch nicht gab. Und genau so etwas suchen die Scouts im Auftrag der deutschen Apfelerzeugerorganisationen, die mit dem DOSK sozusagen eine „Apfelsuchmaschine“ geschaffen haben – mit Sitz in Hollern-
Twielenfleth, also mitten im Alten Land. Der neue Apfel GS66 ist der Hoffnungsträger der Erzeuger. Er soll den Obstbauern für die nächsten 20 Jahre gute Erträge sichern. Und unter einem neuen Namen vermarktet werden: „Fräulein“.

Fräulein? Darauf muss man erstmal kommen. Wie der neue Markenname gefunden wurde, berichtet Jens Anderson von Elbe-Obst, zuständig für das Marketing von Fräulein im DOSK: „Wir starteten 2017 mit der Marken­entwicklung. Dazu beauftragte das DOSK eine Agentur in Berlin.“

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Der Gegenentwurf zu Pink Lady & Co.

Die Kreativen in Berlin setzten in ihrem Konzept auf Regionalität (im Obsthandel ist darunter der deutsche Markt zu verstehen) und Natürlichkeit sowie einen international bekannten und positiv besetzten Begriff. Das deutsche „Fräuleinwunder“ stand schließlich für junge, attraktive, moderne, selbstbewusste und begehrenswerte Frauen der deutschen Nachkriegszeit und wurde als Begriff in den USA geprägt. Diese Attribute sollen nun auf die neue Apfelsorte übertragen werden. Die Apfelerzeuger gehen dabei mit großem Optimismus voran, denn deutschlandweit, so Jens Anderson, sind bei 250 Obstbauern bereits mehr als eine Million Bäume der neuen Sorte gepflanzt worden, gut die Hälfte davon im Alten Land. 2020 betrug die Ernte immerhin 300 Tonnen, aber die Bäume sind noch klein und haben ihre volle Ertragskraft noch nicht erreicht.

„Der Apfelzerbricht im Mund“

Jens Anderson: „Ende vorigen Jahres erfolgte in Berlin der Marktstart. Fräulein wurde erstmals auf zwei Wochenmärkten und in zwei Supermärkten angeboten – mit großem Erfolg.“ Im Vergleich zu anderen aktuellen Apfelsorten mit Namen wie Pink Lady (Australien), Cosmic Crisp (USA) und Kanzi (Belgien) hebt sich das deutsche Fräulein deutlich ab. Das gilt auch für die Konkurrenz in Südtirol, die zukünftig mit Markennamen wie Red Pop und Giga arbeiten. Dass der DOSK-Scout das Fräulein entdeckte, war eher einem Zufall geschuldet. „Der Mitarbeiter ist normalerweise weltweit unterwegs und beobachtet den Markt, um neue Sorten aufzuspüren. Er wohnt nur 50 Kilometer von dem Sundermeyer-Betrieb entfernt und stieß so auf GS66“, sagt Frank Döscher, Geschäftsführer der Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH.

Und was macht das Fräulein nun so besonders? „Der Apfel bietet ein neuartiges Bissgefühl. Er zerbricht quasi im Mund – das ist anders als bei jeder herkömmlichen Sorte. Deshalb sprechen wir auch von der neuen deutschen Apfel-Entdeckung“, erklärt Jens Anderson. Ansonsten sei das Fräulein weder süß noch säuerlich – eher ausgewogen. Ein saftiger, knackiger Apfel, der in Berlin ein sehr zufriedenstellendes Echo bei den Kunden ausgelöst hat. Der offizielle Vermarktungsstart ist für 2022 geplant. Da die Sorte Fräulein spät geerntet wird, ist dann erst im November mit der neuen deutschen Apfel-Entdeckung in den Marktauslagen zu rechnen.

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