Hamburg geht voran, aber die Musik spielt in Afrika . . .

Höhenflug mit Wasserstoff

Auftakt nach Maß: Fast 60 Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft haben unter dem Titel „Hy Noon“ beim ersten virtuellen Wasserstoff-Treff des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden Insider-Informationen und einen Eindruck davon bekommen, was es heißt, sowohl ein Flugzeug auf H2-Basis zum Fliegen als auch eine globale Technologie an den Start zu bringen. Airbus befasst sich beispielsweise intensiv mit der Frage, ob grüner Wasserstoff ein geeigneter Ersatz für Kerosin sein kann. Beim Blick auf die Wirtschaftlichkeit wird allerdings auch deutlich: Die Musik spielt nicht in Deutschland, sondern dort, wo der Wind beständig stark weht oder die Sonne brennt. Für Deutschland heißt das: jetzt die Technologieführerschaft anstreben und zeigen, was mit H2 machbar ist. Das war Tenor der Auftaktveranstaltung, zu der Franziska Wedemann, Vorsitzende des Wirtschaftsvereins, sowohl den Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann als auch die Keynote-Speaker Jens Gralfs, Vicepresident Airbus Research & Technology, und Prof. Dr. Ing Martin Kaltschmitt von der TU Hamburg begrüßte.

Westhagemann betonte, dass Wasserstoff die Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels sei – ein übergreifendes Thema in Norddeutschland, wenn nicht gar in Nordeuropa.

Airbus entwickelt die ZEROe-Serie

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Jens Gralfs stellte die Airbus-Pläne zum Einsatz von Wasserstoff und drei verschiedene Flugzeugtypen vor, die aktuell parallel in der Entwicklung seien – darunter der eindrucksvolle Nurflügler der ZEROe-Studie. Welche Form sich am Ende durchsetzen wird, die futuristische oder die klassische, werde sich in den kommenden drei Jahren entscheiden. Es gehe dabei nicht nur um ein neues Flugzeugdesign und die Antriebs- beziehungsweise Tanktechnologie (Wasserstoff lagert bei minus 253 Grad Celsius), sondern auch um den Aufbau einer globalen Infrastruktur, denn Fliegen sei ein globales Thema.

Martin Kaltschmitt wagte den Blick auf die Wirtschaftlichkeit, denn Wasserstoff, da sind sich alle einig, muss so günstig wie möglich hergestellt werden. Wie? Mit regenerativem Strom. Etwa 50 bis 60 Prozent des Kostenanteils entfällt auf die Primärenergie, 15 bis 30 Prozent auf die Technik – in diesem Fall Elektrolyseure in denen Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) aufgespalten wird. In Deutschland läge der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff demnach bei drei bis fünf Cent, in der sonnendurchfluteten MENA-Region (Middle East & North Africa) bei 1,7 bis 2,5 Cent. Die Zielmarke liegt bei einem Cent (zur groben Einschätzung: Ein Pkw, der 7,6 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht, könnte dies auch mit 1,5 Litern Wasserstoff schaffen, d. Red.).

Kalteschmitt rechnete zudem vor, dass die Gestehungskosten für Photovoltaik-Anlagen weiterhin sinken werden, was sich perspektivisch günstig auf die H2-Produktionskosten auswirken dürfte. Bis 2050 könnten weltweit 20 000 Gigawatt Strom allein über Photovoltaik erzeugt werden. Kurz: Wasserstoff sei der Königsweg, aber die Produktion in Deutschland zu teuer. Ziel müsse es aber sein, jetzt die Technologie zu entwickeln und zu demonstrieren, dass diese wirtschaftlich funktionieren kann. wb

>> Web: https://www.derwirtschaftsverein.de/


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