Willkommen im Reallabor

Fotos: Anne GaertnerMedifly-Geschäftsführerin Sabrina John (rechts) und Ideen-DJ Ramon Vullings im Gespräch mit Moderatorin Tijen Onaran. Foto: Anne Gaertner

Der HHIS 2021 zeigt auf, wo Hamburgs Zukunftsperspektiven liegen und warum Innovationen auch aus Altbekanntem hervorgehen können.

Es ist ein Projekt, das viele bisherige Vorhaben in den Schatten stellt. Bis zum Jahr 2040 wird in Hamburg-Bahrenfeld die Science City errichtet. Bereits seit Jahrzehnten sorgt dort das Teilchenforschungszentrum DESY für internationale Strahlkraft. In den kommenden Jahren sollen weitere Teile der Universität Hamburg und zusätzliche Spitzeninstitute der Wissenschaft angesiedelt werden. Interdisziplinäres Arbeiten wird dort also zur Normalität werden. Abgerundet wird das Konzept durch eine enge Verzahnung mit der Wirtschaft. Dadurch entsteht eine beidseitige Befruchtung: Die Wissenschaftler können im Dialog mit den Unternehmen neue Forschungsschwerpunkte entdecken, während gleichzeitig Ergebnisse rasch in die praktische Anwendung gelangen. Genau diesen neuartigen Ökosystemen des Wissens gehört die Zukunft. Das behauptete zumindest Ramon Vullings, der die Keynote beim Hamburg Innovation Summit 2021 (HHIS) hielt.

Er selbst bezeichnet sich als „Ideen-DJ“ und machte auch gleich deutlich, wofür diese ungewöhnliche Bezeichnung steht: Nämlich für das Vermischen von Ideen, für das gegenseitige gedankliche Befruchten und für die Durchlässigkeit verschiedener Systeme. „Die eingebrachten Ideen müssen sogar nicht immer zwingend neu sein. Manchmal reicht es aus, bereits vorhandenes Wissen auf bislang nicht dagewesene Weise miteinander zu kombinieren, damit Innovation entsteht“, so Vullings.

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Wenn Drohnen bei Operationen helfen

Eine solche Verquickung sind auch Reallabore, also öffentliche Räume, in denen Erfindungen – natürlich unter strenger Aufsicht und nach genauen Regeln – getestet werden können. Hier treffen Theorie und Praxis aufeinander. Auf diese Weise wird schnell sichtbar, welche Aspekte einer Innovation bereits gut funktionieren und wo es noch hakt. Ein Beispiel dafür ist das Start-up Medifly, das mit Drohnen den Transport zwischen Laboren und Krankenhäusern deutlich beschleunigt. „Das ist zum Beispiel dann wichtig, wenn eine Gewebeprobe während einer laufenden Operation im Labor untersucht werden muss“, sagt Geschäftsführerin Sabrina John.

Gegenüber dem herkömmlichen Transport auf der Straße kann – selbst wenn die Autos mit Blaulicht fahren – 35 Prozent der Zeit eingespart werden. Doch gleichzeitig wurden bei den Testläufen wie erwartet auch Schwachstellen erkannt, vor allem beim Handling an den Übergabepunkten, wo bisweilen die Abläufe noch verbesserungswürdig seien. „Wir sind jedenfalls sehr glücklich, dass Hamburg für unsere Idee offen war und es uns ermöglicht, unter echten Bedingungen zu testen“, sagt John.

Live-Übertragung aus dem Altonaer Kaispeicher

Diesen Vortrag und zahlreiche andere verfolgten insgesamt 1300 Teilnehmer des Hybrid-Events. Hybrid deswegen, weil viele der Gesprächsgäste im Altonaer Kaispeicher zugegen waren, während die Zuschauer alle Sessions per Videoübertragung verfolgten. So zum Beispiel auch das Panel mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und Lutz Birke, Leiter des Amtes Hafen und Innovation der Behörde für Wirtschaft und Innovation.

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„Tief eingedrungen in den Innovations-Fuchsbau“

Fegebank betonte, dass die Innovationsstrategie des Senats sehr weit gefasst sei und auch gesellschaftliche Prozesse mit einbeziehe. „Im Fokus steht dabei aber das gegenseitige Verstehen von Wissenschaft und Wirtschaft“, so die Senatorin. „Wir wollen die bereits vorhandenen Rohdiamanten besser sichtbar machen.“ Ähnlich sieht es Lutz Birke: „Vieles ist in Hamburg schon da, aber die Sichtbarkeit fehlte. Wir sind nun tief eingedrungen in den Innovations-Fuchsbau, um zu verstehen, was von allen Seiten benötigt wird.“

Auch zahlreiche Netzwerkangebote sind Bestandteil des Summits, darunter der sogenannte Captain’s Lunch. Dort hatten 100 zuvor ausgewählte Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit einem von zehn prominenten Hosts auszutauschen. Abgerundet wurde der HHIS durch eine virtuelle Expo mit drei Messehallen, darunter die „Start-up Area“ mit Pitch- und Networking-Formaten für Gründer.

Keimzelle Harburg

Der Hamburg Innovation Summit fand auf Initiative der Tutech und des hit-Technoparks sowie weiterer Unterstützer und Förderer erstmals 2015 mit 428 Teilnehmern im heutigen Start-up-Dock in Harburg statt. Die Veranstaltung versteht sich als Brückenbau-Event zwischen Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Der Fokus liegt dabei auf der Stärkung des Innovationsstandortes Hamburg. Der HHIS wird von der Behörde für Wirtschaft und Innovation gefördert. Zu den Veranstaltern gehören auch die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) und die Hamburg Innovation GmbH, Schwestergesellschaft der Tutech. top

>> Web: https://hamburginnovation-summit.de