„Das ist unser Weg“

Foto: Angelina HeerVon der Milchkuh bis ins Supermarktregal. Die Marke „Zum Dorfkrug“ vereint artgerechte Tierhaltung mit nachhaltiger Hightech-Produktion || Foto: Angelina Heer

Thomas Hauschild, Begründer der Marke „Zum Dorfkrug“, berichtet hier unter anderem über die zwei Seiten der Corona-Medaille.

Er kennt beide Seiten der Corona-Medaille: Als Gastwirt musste Thomas Hauschild sein Restaurant „Zum Dorfkrug“ in Neu Wulmstorf schließen und die Mannschaft in Kurzarbeit schicken, als Produzent der Lebensmittelmarke „Zum Dorfkrug“ freut er sich über den bundesweit guten Absatz seiner Produkte – ein regionaler Arbeitgeber mit nationaler, aber auch lokaler Reichweite. Jetzt bereitet er sich ganz konkret darauf vor, den Restaurantbetrieb wieder zu eröffnen, ein Vorhaben mit vielen Fragezeichen: „Es weiß ja niemand, wie sich die Dinge entwickeln. Wir peilen den 2. Juli an – irgendein konkretes Ziel ist ja nötig.“ Und er stellt klar: „Wenn wir wieder öffnen, dann richtig. Nur mit Außengastronomie kann ich den Dorfkrug nicht betreiben.“ Ein Fragezeichen, das im Zuge der Pandemie immer größer wird, überrascht selbst den Dorfkrug-Inhaber: „Ich hatte erwartet, dass es leichter sein würde, Personal zu finden. Aber jetzt zeichnet sich ab, dass sich viele Mitarbeiter aus der Gastronomie umorientiert haben – sie stehen nicht mehr zur Verfügung. Das habe ich aus Gesprächen mit anderen Gastronomen mitgenommen. Und ich fürchte, dass sich hier ein richtiges Problem für die Branche ergeben könnte.“

Gut durch die Krise gekommen

Immerhin hat Thomas Hauschild seine Kernmannschaft für den Dorfkrug an Bord: „Wir haben zwar Kurzarbeit, aber ich habe ja immer die Möglichkeit, Mitarbeiter in der Produktion unserer Soßen und Desserts einzusetzen. Oder auf dem Landhof.“ Damit ist er in einer privilegierten Situation. Die Mehrgleisigkeit des Familienunternehmens Hauschild hat sich als belastbar und krisensicher erwiesen. Dennoch hat Hauschild die Zeit der Schließung genutzt und ein positives Signal gesetzt: „Wir haben das
Restaurant renoviert, denn wir wollen unseren Gästen auch etwas bieten, wenn der Betrieb wieder losgeht.“

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Trotz allem sind Thomas Hauschild und sein Unternehmen mit den insgesamt 170 Mitarbeitern bislang gut durch die Krise gekommen. Und das sogar ohne einen einzigen Infektionsfall: „Darüber bin ich natürlich sehr froh. Aber in der Produktion ist Hygiene ohnehin ein Riesenthema. Und personell sind wir da ja nicht so aufgestellt wie beispielsweise in manchen fleischverarbeitenden Betrieben, in denen die Zerleger Schulter an Schulter stehen. Wenn in unserem Umfeld mal ein Verdachtsfall aufkam, beispielsweise bei Angehörigen von Mitarbeitern, oder sich jemand nicht ganz gesund fühlte, haben wir sofort gehandelt. Die Leute blieben dann eben zu Hause. So sind wir Stand heute von Corona verschont geblieben.“

Nachhaltige Wertschöpfungskette

Auch die Marke „Zum Dorfkrug“, zu der der Klassiker „Sylter Salatfrische“ und weitere Salatsoßen ebenso zählen wie die leckeren Desserts von der Roten Grütze über verschiedene Puddingsorten bis hin zum Milchreis, verbucht ein gutes Jahr, denn: Wenn schon alle Restaurants schließen müssen, dann wird wenigstens ordentlich eingekauft und zu Hause gut gekocht. Diesen Corona-Effekt haben auch andere Lebensmittelhersteller erlebt. Thomas Hauschild: „Der Lebensmitteleinzelhandel zählt eindeutig zu den Gewinnern der Krise. Für uns gilt: „Wir haben gut zu tun. Wir optimieren unsere Produkte und arbeiten hart daran, unser Hauptziel, die CO2-neutrale Produktion, zu realisieren. Das bedeutet ein permanentes Investment in den Produktionsprozess, Schulung von Mitarbeitern und gute Planung. Nachhaltigkeit ist uns ein großes Anliegen. Unser Landhof-Projekt geht damit einher – im Grunde wären wir ja gerne eine Manufaktur, aber da gibt es gewisse Abhängigkeiten.“

Will heißen: Die Produktion von Salatfrische, Milchreis und Co. muss im großen Stil stattfinden, denn als Hersteller ist „Zum Dorfkrug“ bundesweit im Lebensmitteleinzelhandel gelistet, was große Produktionskapazitäten bedingt. Der Landhof ist Teil des gesamten Prozesses, könnte aber für sich allein wirtschaftlich kaum betrieben werden. Hauschild: „Wir produzieren unsere eigene Milch – und können sie über unsere Handelsprodukte quasi selbst vermarkten. Das ist eine ideale Lösung, denn wir sind für die Qualität unseres Rohstoffs selbst verantwortlich und wissen, dass es unseren Kühen wirklich gut geht. Ich möchte aber betonen: Das ist unser Weg. Es liegt mir fern, den Landwirten zu erzählen, wie sie es anders und besser machen könnten.“ Durch die eigenen Produkte – insbesondere die Desserts erfreuen sich in Bayern großer Beliebtheit – ergibt sich eine nachhaltige Wertschöpfungskette, ein Idealfall.

Thomas Hauschild hat die Marke „Zum Dorfkrug“ erfolgreich am Markt etabliert. Er sagt: „Die Sylter Salatfrische, mit der damals alles begann, ist natürlich immer noch unser Zugpferd, aber mittlerweile ziehen die Desserts gleichauf. Tendenz steigend.“ Soeben neu kreiert sind zwei Salatsoßen auf Skyr-und Buttermilch-Basis. Der gelernte Koch freut sich über den Erfolg der „Zum Dorfkrug“-Produkte, denn: „Davon lebt unser Landhof-Projekt.“ Dort finden sowohl die Milch, als auch die Fleischproduktion statt. Darüber hinaus arbeitet Hauschild mit ausgesuchten Partnerbetrieben zusammen: „Das ist unser Beitrag zum Erhalt der kleinteiligen Landwirtschaft.“

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Die nächste Generation

Mittlerweile steht mit Tochter Lea die nächste Generation in den Startlöchern. Die 23-Jährige studiert Ökologische Landwirtschaft und ist regelmäßig auf dem Landhof anzutreffen. Ob die Söhne Lasse (19) und Linus (15) eines Tages auch auf den „Dorfkrug“-Geschmack kommen und beruflich einsteigen, wird sich noch zeigen. Das sehen Thomas Hauschild (56) und seine Ehefrau Silke (48) eher gelassen: „Die Jungs müssen ja auch ihren eigenen Weg finden.“

Ministerpräsident auf Stippvisite

Hoher Besuch auf dem Landhof: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (von links) und der Neu Wulmstorfer Bürgermeisterkandidat Tobias Handtke (SPD) im Gespräch mit ihren Gastgebern: Thomas und Silke Hauschild. Sie informierten sich über den Nachhaltigkeitsansatz und warfen einen Blick in den neuen Stall. Zuvor hatte Weil das Gymnasium Neu Wulmstorf besucht. Anschließend führte ihn der Weg auf seiner Nord-Tour weiter Richtung Elbmarsch.

>> Web: www.zum-dorfkrug.de