Future 2 – Achterbahnfahrt durch den Kühlschrank . . .

P5300788

Jan-Keno Janssen, Redakteur beim c’t Magazin, über den Vormarsch der virtuellen Realität.

Foto: Wolfgang Becker

Jan-Keno Janssen beschäftigt sich als Redakteur des c’t Magazins seit Jahren mit der virtuellen Realität und stellt hier klar: „Mit 3D-Brillen wie im Kino hat das nichts zu tun!“

Beim HHIS 2015 war die Oculus Rift noch eine Entwicklung, die den Markt erst noch erreichen sollte. Jetzt, so stellte Jan-Keno Janssen als Keynote-Speaker beim zweiten Hamburg Innovation Summit klar, ist dieses Produkt da. Mehr noch: Da die Konkurrenz nicht schläft, erwartet er, dass diese Technik, die für den optischen Teil der Virtual Reality (VR) steht, in Kürze Mainstream werden dürfte. Grund: Im Oktober, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, bringt Sony ein entsprechendes Gerät heraus, das an die Playstation 4 angeschlossen werden kann. Mit 399 Euro soll es weniger als halb so viel kosten wie die Oculus Rift (899 Euro) und auch noch deutlich günstiger als die dritte VR-Brille, die HTC Vive, sein (699 Euro).

Soviel zum Preiskampf bei der Erschließung einer neuen digitalen Welt, die virtuelle Realität erzeugt – ein Begriff, der schon an sich paradox ist, denn das Virtuelle ist alles andere als real. Es geht allerdings nur vordergründig um das Eintauchen in Scheinwelten, beispielsweise in der Welt der Gamer. Keno: „Als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Oculus Rift sah, dauerte es nicht lange und er kaufte das Unternehmen – für zwei Milliarden Dollar. Zuckerberg sagt, dass mit VR eine ganz neue Plattform in Social-Media-Bereich entstehen wird.“ Kurz: „Man trifft sich nicht bei Facebook, sondern mit seinen Freunden auf einer schönen Insel – fast wie in echt.“

Das führt zu Übelkeit

Janssen geht davon aus, dass gerade die Spiele zwar ein cooler, aber nicht der interessanteste Anwendungsbereich dieser Technologie sein werden. Grund: Die Vollverdrahtung führt schlicht zu Übelkeit, weil das Gehirn optisch ganz andere Sig-nale wahrnimmt als der Körper sendet. Freier Fall im Sessel kommt in den grauen Zellen nicht gut an und bringt die Synapsen durcheinander. Stattdessen erwartet der VR-Fachmann vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für die Wirtschaft – was teilweise auch schon umgesetzt wird. Beispiel: die virtuelle IKEA-Küche. Allerdings sagt Janssen: „Ich kann da Schränke aufmachen und Köttbullar in eine Pfanne kippen. Da könnte man sich wirklich was Spannenderes einfallen lassen.“ Wie beispielsweise der Frischkäse-Hersteller Boursin, der zu einer virtuellen Achterbahnfahrt durch den Kühlschrank einlädt. Janssen: „Sieht komisch aus, macht aber echt Spaß . . .“ wb

Anzeige