Dieses Projekt setzt Maßstäbe für die ganze Region

Foto: Wolfgang BeckerKleiner Schnitt, großer Schritt: Der TIP-Innovationspark ist eröffnet. Das rote Band durchtrennten gemeinsam der Buchholzer Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse (von links), Landrat Rainer Rempe, WLHGeschäftsführer Jens Wrede, WLH-Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Cohrs sowie der stellvertretende WLH-Geschäftsführer René Meyer. || Foto: Wolfgang Becker

Kleiner Schnitt, großer Schritt: TIP-Innovationspark in Buchholz eröffnet – 150 Gäste erleben einen stürmischen Auftakt.

Schnell. Ziemlich schnell: Keine fünf Jahre nach der ersten Idee wurde jetzt der TIP Innovationspark Nordheide in Buchholz eröffnet. Vielleicht war es da ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit, dass bei der Einweihung einmal etwas nicht so lief wie geplant. Und das war das Wetter. Zwar machte der Regen für die Dauer der Eröffnung an dem August-Tag kurz Pause, doch der Wind gab alles: So ziemlich jedem der Festredner wehte das Manuskript weg. Doch die trugen es angesichts des freudigen Anlasses mit Humor und Fassung.

Auf der Festfläche an der Piazza ergriff vor 150 Gästen zunächst Jens Wrede das Wort. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH) lobte den TIP als „einen Gewinn für die Stadt Buchholz und ihre Einwohner, die damit weitere gute Arbeitsplätze und Wertschöpfung bekommen. Und es ist ein Gewinn für den Landkreis Harburg, weil hier ein Zentrum für wissenschaftliche Tätigkeiten entsteht, von dem weitere Unternehmen im Kreis profitieren werden.“ Er hoffe, dass das Areal nicht als klassisches Gewerbegebiet wahrgenommen werde, „sondern dass Arbeitnehmer und Bevölkerung sich auch dann noch dort aufhalten mögen, wenn die Büros und Betriebe längst geschlossen sind.“ Dafür solle unter anderem die Piazza dienen, eine große Freifläche, die mit ihren Bänken zum Verweilen einlädt.

Mehr als eine klassische Gewerbefläche

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Auch Landrat Rainer Rempe sieht in dem 25 Hektar großen Areal zwischen B75 und Dibberser Straße weit mehr als eine klassische Gewerbefläche – nicht zuletzt deswegen, weil das Gebiet in ein Konzept für angewandte Forschung und Technologietransfer eingebettet wurde. „Hier können Netzwerke entstehen“, stellte er fest und strich die Attraktivität des Gebiets auch für Unternehmen aus Hamburg hervor. Neben erschwinglichen Grundstückspreisen und der Verzahnung mit der Wissenschaft gebe es hier ein 5G-Netz, das vor allem für die Erforschung von Zukunftstechnologien ein wichtiger Baustein sei. „Im TIP werden die wissensbasierten Arbeitsplätze entstehen, die es braucht, um die bereits vorhandene Kompetenz im Landkreis zu halten und ihr Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.“

Der Buchholzer Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse blickte noch einmal auf die Entstehungsgeschichte des Projektes zurück und beschrieb, wie schwer es war, auf dem Weg alle Akteure zum richtigen Zeitpunkt mit ins Boot zu holen. „Da gab es manchmal auch Kritik, weil manche ihrer Meinung nach nicht rechtzeitig in Kenntnis gesetzt wurden.“ Gleichzeitig lobte Röhse, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung einen hohen Stellenwert genossen habe. „Das zeigt schon die umfangreiche Begrünung des Gebiets mit Obstbäumen, insektenfreundlichen Gehölzen sowie die Bepflanzung des Straßenbegleitgrüns mit Klimabäumen, die mit Blick auf ihr Wachstum auch wissenschaftlich evaluiert werden. Für Gewerbegebiete dieser Art setzt der TIP Maßstäbe für die ganze Region.“

Informationen aus erster Hand

Die Redner würdigten in ihren Beiträgen unisono auch den Vater des Innovationsparks: Wilfried Seyer. Der damalige WLH-Geschäftsführer hatte das Projekt 2016 angestoßen. Eine seiner Hauptmotivationen war es, den Unternehmen, die im benachbarten Gründerzentrum ISI entstehen, Raum für weiteres Wachstum zu bieten – damit diese nicht nach erfolgreicher Startphase mangels Entwicklungsmöglichkeiten abwandern. Das betonte er im Interview mit Wolfgang Becker. Der Objektleiter von Business & People hatte die Aufgabe übernommen, durch die Veranstaltung zu führen und eine Talk-Runde mit Planern, Gestaltern, Wissenschaftsvertretern und Unternehmern zu machen. Nach dem obligatorischen „Band durchschneiden“ hatten die gut 150 Gäste Gelegenheit, sich in fünf Pavillons über Projekte und Pläne rund um den TIP zu informieren und mit Akteuren zu sprechen, bevor sich der „trockene Moment“ verabschiedete und wieder dicke Regenwolken aufzogen.

Entwickelt wurde der TIP in Kooperation mit der Stadt Buchholz. Mit der Mayr & Wilhelm GmbH & Co. KG hat bereits das erste Unternehmen mit den Hochbauarbeiten am neuen Standort begonnen. Drei weitere Unternehmen beginnen voraussichtlich im kommenden Jahr. Die Gesamtinvestition für das Projekt beläuft sich auf 19 Millionen Euro. Zu den Kooperationspartnern zählen unter anderem die Hochschule 21 Buxtehude, das OFFIS-Institut aus Oldenburg, die Leuphana Universität Lüneburg, die TuTech Innovation GmbH aus Hamburg sowie das NIT Northern Institute of Technology Management Hamburg. top

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>> Web: tip-nordheide.eu/

Innovation und Technologietransfer

WLH setzt auf starkes Netzwerk
für Unternehmen

Die Innovationsbereitschaft der Unternehmen im Landkreis Harburg ist groß. Ebenso der Bedarf an Know-how und Know-why. Das zeigt vor allem die Zahl der mehr als 200 Unternehmen aus Produktion, Handel, Handwerk und Dienstleistung, die allein in den vergangenen Jahren das Beratungsangebot der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH rund um Technologie- und Innovationsvorhaben genutzt haben. „Wir haben aus diesen Gesprächen mitgenommen, dass sich die vorrangig mittelständische Wirtschaft vor Ort eine engere Anbindung an Wissens- und Experten-Netzwerke wünscht. Mit dem TIP Innovationspark Nordheide bringen wir ein solches Netzwerk für Technologietransfer in die Region“, sagt Jens Wrede, Geschäftsführer der WLH.

Die Erfolgsformel liest sich kurz erklärt in etwa so: Technologietransfer bedeutet, dass neue Methoden und Erkenntnisse aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen den Weg in die Wirtschaft und damit in neue und bessere Produkte und Dienstleistungen finden. Verbesserte Angebote stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Nur haben diese oft nicht ausreichend Kapazitäten, um sich intensiv mit Wissenschaftskontakten zu befassen. Und Hochschulen kennen meist nicht die Anforderungen der Unternehmen. Hier setzt das „Mehrwertmanagement“ der WLH Wirtschaftsförderung an: Die Innovationsabteilung der WLH ist in engem Kontakt sowohl mit Unternehmen und Hochschulen, um mit gezielten Projekten und Kooperationen Impulse für die wissensbasierte Entwicklung neuer Verfahren oder die Erprobung von Technologien zu geben. So entstehen Synergieeffekte und ein Mehrwert für alle Beteiligten – aus der Wirtschaft wie aus der Wissenschaft.

Unterstützt wird die WLH dabei von Hochschulpartnern, dem TZEW Transferzentrum Elbe-Weser, der IHK und den Förderprogrammen der NBank. „Wir veranstalten regelmäßig größere Veranstaltungen und kleinere Experten-Workshops zu technologischen Trendthemen, um zunächst den jeweiligen Forschungsstand aufzuzeigen. Daraus finden sich Einzel- oder Kooperationsvorhaben, um effizient und erfolgsorientiert eine Adaption für die Wirtschaft zu ermöglichen. In vielen Fällen stehen sogar Fördermittel bereit, um den Aufwand für die Entwicklungen zu verringern“, sagt Jens Wrede und ergänzt: „Mit unserem ISI-Zentrum für Gründung, Business und Innovation haben wir seit 2014 Erfahrungen mit Start-ups, Zukunftstechnologien und Pilot- und Forschungsanlagen gesammelt. Viele Start-ups aus dem ISI werden ihre Expansion im TIP Innovationspark fortsetzen können. Dieses Expertenwissen kommt der neuen Wissens- und Wirtschafts-Community in der Region zugute.“