Cordes-Erweiterung liegt gut im Rennen

Foto/Grafik: Scheer/SchnibbeDie Cordes GmbH im Bremerhavener Fischereihafen. Rund um die bisherigen Produktionshallen befinden sich die alten Lagerhallen (I bis VII). Neu gebaut wurden bereits drei Lagerhallen (1), vier Trockenkammern (2) und eine offene Lagerhalle (3). Im Bau ist ein Silo für Späne (4). Herantransportiert werden sie über eine Rohrbrücke aus dem neuen Leimbinder- und Hobelwerk (5 + 6). Die Fundamente gegossen werden zurzeit für eine weitere Lagerhalle (7). || Foto/Grafik: Scheer/Schnibbe

Holz-Verarbeiter investiert 50 Millionen Euro in Bremerhaven.

Von Jürgen Rabbel

 „Mehr als die Hälfte unseres Holzimportes kam bisher aus Russland“, sagt Firmenchef Andreas Cordes. Vor einem Jahr sind wir mit den Rohbauarbeiten angefangen, jetzt sind wir kurz vor der Fertigstellung“, sagt Cordes. „Hätten wir die aktuelle Entwicklung voraussehen können, hätten wir unser Projekt zwar auch umgesetzt, aber nicht alles auf einmal.“ Denn im Moment sei die Nachfrage nach Holz sehr verhalten.

Bereits genutzt werden die drei neuen Lagerhallen auf einer Fläche vis-à-vis des bestehenden Cordes-Standortes südlich der Straße Am Luneort. „Verschlossen werden zurzeit noch die Stirnwände“, so Cordes. Zwischen 5000 und 6000 Kubikmeter Holz haben in jeder der knapp 5000 Quadratmeter großen und circa 8 Meter hohen Lagerhallen Platz. Gebaut wird aktuell noch an einem weiteren Lager (5000 Quadratmeter) zwischen der ehemaligen Senvion-Halle und dem Labradorhafen.

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Auch die neuen Trockenkammern – sie stehen ebenfalls südlich der Straße am Luneort – sind noch nicht ganz fertig. 350 Kubikmeter frisches Fichtenholz können dort pro Kammer künftig Woche für Woche getrocknet werden. Anschließend landet das Holz gleich nebenan in einer offenen Lagerhalle, „um sich zu akklimatisieren“, erläutert Cordes. Gebaut wird im Moment auch noch an einem 25 Meter hohen und im Durchmesser zehn Meter großen Silo, in dem die Späne aus dem neuen Hobelwerk künftig zentral gesammelt werden sollen. Transportiert werden die Späne aus dem Werk über eine Rohrbrücke ins Silo. Dort werden sie dann beim Verladen auf einen Lkw verdichtet. Dadurch könne pro Lkw 40 Prozent mehr Ladung aufgenommen werden, sagt Cordes. Transportiert werden die Späne anschließend zur Weiterverarbeitung (Kleintierstreu zum Beispiel) nach Goldenstedt im Landkreis Vechta.

Modernste Technik ist inzwischen in der ehemaligen Senvion-Halle aufgebaut worden. „Das Hobel- und Leimbinderwerk ist gerade in der Erprobung“, freut sich Cordes. „Im Juli kann die Produktion der bis zu 16 Meter langen Leimbinder sicherlich voll anlaufen.“

Während ein Ende für den Aufbau der neuen Lager- und Produktionsstätten in Sicht ist, bereitet Cordes die aktuelle Krise etwas Magengrummeln. „Der Materialeinkauf ist schwieriger geworden, seitdem Russland als Lieferant weggefallen ist“, betont er. „Sibirische Lärche kommt ausschließlich aus Russland. Für ein paar Monate haben wir noch genügend davon eingelagert. Danach ist Schluss.“ Importiert werde das Fichtenholz nun hauptsächlich aus den skandinavischen Ländern. „Wir beobachten aber auch den Markt in Deutschland, Österreich und Tschechien.“ Hergeschafft werden könne diese Ware dann sicherlich auf der Schiene. „Einen Gleisanschluss hätten wir ja, nur im Moment keine Möglichkeit für die Entladung.“ Gut 450 000 Quadratmeter Fläche gehören inzwischen zum Cordes-Unternehmen. „Das dort gelagerte Holz würde für drei Monate Produktion reichen.“

Dass der Entschluss zu expandieren richtig war, davon ist Cordes immer noch überzeugt. „Der Holzbau-Markt wächst. Holz ist ein zukunftsfähiger Werkstoff. Das Interesse daran steigt.“ Aber: Die Verarbeitung ist energieintensiv.

„Der Strompreis hat sich für uns vervierfacht. Im Moment gucken wir gerade nach einer Lösung, wie wir selbst Strom erzeugen könnten“, so Cordes. Photovoltaik, Windkraft oder Biomasseheizkraftwerk kämen zum Beispiel infrage. „Genug Dachfläche hätten wir auf alle Fälle.“

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Auf einen Blick

Vor 40 Jahren hat Bernhard Cordes das Unternehmen auf der grünen Wiese gegründet. Drei Hallen und eine überbaute Fläche von 18000 Quadratmetern sowie 15 Mitarbeiter gehörten 1980 zum Industriehobelwerk direkt am Labradorhafen. Heute hat das Unternehmen rund 200 Mitarbeiter. Geschäftsführer des Familienunternehmens ist Andreas Cordes.