Neubau statt Ertüchtigung 

Im südlichen Bereich des Bremerhavener Containerhafens sollten die Kajen bislang nur ertüchtigt werden. Inzwischen ist klar: Es müssen komplett neue Kajen gebaut werden. Foto: Scheer

Milliarden-Projekt: Weil die Sanierung nicht reicht, müssen die Terminal-Kajen in Bremerhaven erneuert werden.

Von Klaus Mündelein

Schon lange wird im Hafen darüber gesprochen, dass die nächsten Investitionen wesentlich umfassender ausfallen müssen als bislang gedacht. Der Konkurrenzdruck, den Häfen wie Rotterdam und Antwerpen ausüben, ist gewaltig. Um auch künftig die riesigen Containerschiffe abfertigen zu können, braucht ein Hafen ebenso riesige und leistungsfähige Containerbrücken, deren Ausleger diese „Megaboxer“ auch bearbeiten können. Dazu gehören auch tiefe Liegewannen vor den Kajen, die dafür allerdings tief und stabil im Boden verankert sein müssen.

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Bislang erfüllt nur der CT4 die Anforderungen. Deshalb sollten die 2,4 Kilometer langen Kajen von CT 1 bis 3a ertüchtigt werden. Im September 2020 traf der Senat den Grundsatzbeschluss und bewilligte 1,1 Millionen Euro für die Vorarbeiten. Die Kosten für die Ertüchtigung wurden auf rund 170 Millionen Euro geschätzt.

Aber das Geld wird nicht reichen. Dem Vernehmen nach hat sich herausgestellt, dass die Stahlkonstruktion in diesem Bereich bereits stark durch Korrosion angegriffen wurde. Zudem soll die Tragfähigkeit der Kranbahn auf den Terminals für die großen Brücken nicht ausreichend sein. Eine Ertüchtigung der bestehenden Kajen scheint deshalb verworfen worden zu sein. Es wird immer öfter vom Neubau vor den alten Kajen gesprochen. Etwa so, wie es bereits bei der neuen Columbuskaje gemacht wird.

Die Summen, die dabei in den kommenden Jahren schrittweise investiert werden müssten, fallen dem Vernehmen nach erheblich höher aus. Von einer Milliarde Euro ist die Rede, wobei auf die öffentliche Hand gut 560 Millionen Euro zukommen.

Die Terminalbetreiber sollen dann eine ähnliche Summe auf den Terminals investieren. Dabei wird es dann wohl auch um neue automatisierte Systeme gehen wie große Kräne zum Stapeln der Container zu hohen Blocks in den hinteren Bereichen der Terminals.

Offiziell wollte sich Hafenstaatsrat Tim Cordßen-Ryglewski noch nicht dazu äußern. Es sei noch zu früh. Allerdings werden offenbar derzeit die Pläne vom Ressort mit der Bremer Politik diskutiert. Vor allem die Grünen hatten sich bislang skeptisch gezeigt.

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Die hatten bereits 2020, als die Ertüchtigungspläne beschlossen wurden, ihren Unmut geäußert. Sie verwiesen auf sinkende Umschlagszahlen und die geplante Hafen-Kooperation. Inzwischen haben sie sich von der Notwendigkeit der Neubaupläne überzeugen lassen, betont der Hafenpolitiker Robert Bücking (Grüne). „Da muss man was machen“, sagt er mit Blick auf die Korrosionsschäden. Die Kostenangaben, die inzwischen kursieren, bestätigt er allerdings nicht.

In den kommenden Wochen sollen etliche Pläne des Ressorts rund um die Hafenentwicklung vorgestellt werden. Dazu gehört auch die Potenzialstudie für den südlichen Fischereihafen in Bremerhaven: Welche Möglichkeiten bietet die Energiewende für den Hafen? Es soll bald ebenfalls geklärt werden, wie es mit dem Ersatzbau für die havarierte Drehbrücke im Überseehafen weitergeht.

Dem Vernehmen nach soll das neue Bauwerk nun doch wieder mit einem Gleis versehen werden. Es hatte für Kopfschütteln gesorgt, dass tatsächlich über eine Brücke nachgedacht wurde, über die kein Zug rollen kann. Offenbar wird die künftige Brücke auch breiter ausfallen, um den Anforderungen des modernen Verkehrs gerechter zu werden. Und auch die neue Brücke soll wieder als Drehbrücke konstruiert werden, ist zu hören.