Der Siegeszug des Eisbechers 2.0

Foto: Wolfgang BeckerFototermin für B&P: Isabel Schuldt und Martin Ruehs, Geschäftsführer bei Eisbär Eis in Apensen, stehen hinter einem Teil der vielen verschiedenen Becher-Muster, die hier im großen Stil befüllt werden. Auf dem Bildschirm im Hintergrund ist rot der Teil der Fabrikation gekennzeichnet, der jetzt neu gebaut wird. || Foto: Wolfgang Becker

Darum investiert Eisbär Eis 40 Millionen Euro in Apensen.

Gespräch mit den Geschäftsführern Isabel Schuldt und Martin Ruehs

Ein bisschen bunt. Ein bisschen hart. Ein bisschen US-Flair. Auf dem Schrank im Büro von Isabel Schuldt und Martin Ruehs, Geschäftsführer der Eisbär Eis GmbH in Apensen, stapeln sich diverse (leere) Varianten des Eisbechers 2.0. Während der Eisbecher 1.0 noch mit Schlagsahne und Erdbeere in der Eisdiele daherkam, ist das Becher-Eis nach dem Vorbild der US-Icecream seit einigen Jahren auf dem Vormarsch und prägt einen neuen Eisgeschmack. Martin Ruehs: „Wir haben das damals frühzeitig erkannt und entsprechend gehandelt. Heute produzieren wir an unseren beiden Standorten in Apensen und Ribnitz-Damgarten 35 Millionen Becher pro Jahr.“ Die Anlage in Apensen, auf denen die Becher befüllt werden, bekommt nun ein eigenes Gebäude. Außerdem entsteht ein neues Lager. Investment: Insgesamt rund 40 Millionen Euro. Der Eisbär dreht mächtig auf.

Bereits 2016 gab es erste Pläne für eine neue Produktionsanlage, doch so richtig klar war damals noch nicht, wie sich die Erweiterung in das historisch gewachsene und sukzessive erweitere Fabrikgelände einpassen lassen würde. Dann kam irgendwann Corona. Isabel Schuldt: „Jetzt haben wir den Masterplan. Die Bauarbeiten haben begonnen. Mitte 2023 soll die neue Anlage in Betrieb gehen.“

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Die gute Nachricht: Die Technik ist bereits vorhanden, nur sehr beengt untergebracht, sodass die eigentlich sechsbahnige Produktionsanlage nur mit halber Kapazität gefahren werden kann. Benötigt wird also nur neuer Raum. Die schlechte Nachricht: Die Baupreise sind in der jüngsten Zeit regelrecht durch die Decke gegangen. Das bestätigt Martin Ruehs und berichtet, dass die Investition ursprünglich mit 25Millionen Euro kalkuliert worden war. Jetzt hat sich die Summe um 60 Prozent auf 40 Millionen erhöht. Er sagt: „Das ist natürlich ein unglaublicher Sprung, aber wir haben keine Alternative – wir müssen produktionstechnisch erweitern.“ Und: „40 Millionen Invest bei einem Jahresumsatz von 160 Millionen Euro – das ist schon eine Herausforderung.“

Alle Signale stehen auf Automation

Die neue Produktionshalle wird an die bestehenden Gebäude angebaut und rund 1120 Quadratmeter Fläche bieten. Hinzu kommt ein vollautomatisches neues Rohwarenlager – 64 Meter lang, 16,5 Meter breit und 34 Meter hoch. Beide Gebäude werden mit einer Brücke miteinander verbunden, über die Rohware in die Produktion befördert wird. Auch in der Gegenrichtung wird es einen Warenfluss geben. Isabel Schuldt: „Außerdem sind wir verpflichtet, eine Sprinkleranlage einzubauen. Dafür muss ein großer Wassertank aufgestellt werden.“ Insgesamt geht Eisbär Eis einen großen Schritt in Richtung Automation.

Die Becher-Muster, die sich auf dem Schrank stapeln, stehen für eine neue Eisfamilie und eine neue Generation von Eis-Essern. Eisbär Eis produziert Handelsmarken für den Einzelhandel und mischt nach mindestens 200 verschiedenen Rezepten den Inhalt der Becher, die in der Regel 500 Milliliter fassen. Wer schon mal probiert hat: Eis aus dem Becher ist vergleichsweise kompakt und fest. Der Grund: Das cremige in Deutschland gängige Eis wird mit 100 Prozent Luft aufgeschlagen – deshalb ist es so weich. Das Bechereis nach US-Vorbild enthält nur 30 Prozent Luft und ist deshalb ungewohnt hart. Dafür aber inhaltsschwer, wie Martin Ruehs erklärt: „So ein 500-Milliliter-Becher entspricht dem Volumen von vier große Eis am Stil. Den isst man nicht mal so eben auf.“

Pro Standort beschäftigt Eisbär Eis rund 300 Mitarbeiter, die pünktlich zu Saisonbeginn in drei Schichten rund um die Uhr Eis produzieren. In Spitzenzeiten lagern in Apensen, Ribnitz-Damgarten und hinzugemieteten Lagerflächen nahezu  55 000 Paletten mit Speiseeis für den Handel. wb

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Web: https://eisbaer-eis.de/