Die Politik sagt Ja: Die Technische Universität Hamburg soll wachsen – und zwar schnell!

Alle Signale auf Wachstum: TUHH-Präsident Garabed Antranikian (von links) zeigt gemeinsam mit Andreas Dressel, Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion, und Anjes Tjarks, Chef der Grünen-Fraktion, das Modell des Hamburg Innovation Ports, ein Baustein der TUHH-Zukunftsstrategie. Foto: Wolfgang Becker

SPD und Grüne stellen die Weichen für eine Kapazitätserweiterung der TUHH um etwa 30 Prozent – Präsident Antranikian leitet die Wachstumsdekade ein.

Von Wolfgang Becker

Die Pläne liegen längst in der Schublade und werden seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren in Harburg debattiert: Die Technische Universität Hamburg (TUHH) muss wachsen, wenn sie sich im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten will. Jetzt hat die Politik ganz offiziell den Startschuss gegeben und eine Wachstumsdekade angekündigt. Binnen zehn Jahren soll die TUHH ihre Kapazitäten um etwa 30 Prozent erhöhen. Das hieße: 130 statt 100 Professoren, etwa 10 000 statt knapp 7000 Studenten, neue Gebäude, neue Institute und ein weiterer Standort: Läuft alles nach Plan, entsteht an der Blohmstraße im Harburger Binnenhafen mit dem Hamburg Innovation Port (hip) ein neues universitäres Zentrum für Studenten, Lehrende, Gründer, Wissenschaftseinrichtungen und etablierte Unternehmen. Bauherr ist, wie berichtet, Arne Weber, Inhaber von HC Hagemann. Er startet bereits in diesem Jahr mit dem Bau des ersten Abschnitts unter dem Namen „hip one“ (siehe B&P März 2017).

Verbindliche Absichtserklärung

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Einen Großteil dieser Informationen bekamen die Medienvertreter, die sich zu einer Pressekonferenz an der TUHH eingefunden hatten, eher zwischen den Zeilen. Dr. Andreas Dressel, Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion, sein Koalitionskollegen Dr. Anjes Tjarks, Chef der Grünen-Fraktion, sowie die beiden wissenschaftspolitischen Sprecher Dr. Sven Tode (SPD) und René Gögge (Grüne) machten deutlich, dass es im ersten Schritt nicht um Planzahlen, sondern um eine verbindliche politische Absichtserklärung gehe, die nun in den kommenden Monaten in Zusammenarbeit mit der TUHH konzeptionell mit Inhalt gefüllt werde. Sie hatten einen Bürgerschaftsantrag im Gepäck, der das Wachstum der TUHH sicherstellen soll, und hoffen, dass sich auch die CDU-Fraktion dazustellen wird, um der Uni in Harburg eine möglichst breite politische Unterstützung zu geben. Im Mai soll der Antrag beschlossen werden.

Lackmustest: Der nächste Haushalt

Dressel: „Der nächste Haushaltsentwurf wird der Lackmustest. Hier geht es um eine gesamtstädtische Kraftanstrengung, die vom Senat unterstützt wird.“ Sowohl Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) als auch Bürgermeister Olaf Scholz haben dies laut Dressel und Tjarks eindeutig zugesichert. Dressel: „Das Signal ist klar: Die TUHH soll den Wachstumsweg jetzt einschlagen.“ Grünen-Fraktionschef Tjarks zog dazu Parallelen zum UKE und zum DESY – auch hier habe die Stadt erhebliche Mittel bereitgestellt. Bereits aktuell investiere die Hansestadt mehr als eine Milliarde Euro in die Aufrüstung der Universitäten. Tode sprach von einer Stärkung der Metropolregion Hamburg – die TUHH kooperiere mit Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen.

TUHH-Präsident Antranikian betonte, dass Universitäten ihre Konzepte angesichts der großen globalen Probleme wie Klimawandel, Ressourcenschutz und Gesundheit umstellen müssten. Gefragt sei künftig der kommunikative Ingenieur – ein topausgebildeter Fachmann mit interdisziplinärem Hintergrund. Auch die TUHH setze auf Kooperationen – beispielsweise mit der Uniklinik Eppendorf, dem DESY, dem Helmholtz-Zentrum in Geesthacht, die Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt DLR und dem Fraunhofer Institut. Und er hatte eine Bitte an die Politik:

„Wenn ich mir etwas wünschen darf: Es muss schnell gehen. Wer heute gewinnen will, muss schnell sein!“

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Das Wachstumskonzept könne die TUHH binnen weniger Wochen vorlegen . . .

Antranikian bleibt Präsident

Eine wichtige Personalie am Rande: Professor Dr. Garabed Antranikian, der sich nach seiner Präsidentschaft eigentlich wieder auf die Forschung konzentrieren wollte, wird die Führung der TUHH zunächst für ein weiteres Jahr übernehmen und die Universität in die bevorstehende Wachstumsphase führen, wie er B&P auf Nachfrage bestätigte. Wie berichtet, hatte sein designierter Nachfolger sich überraschend dazu entschieden, doch nicht von Braunschweig nach Hamburg zu wechseln.