Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Lüneburg Nordostniedersachsen

Am 26. April 2017 fand im Theater Lüneburg die Hauptversammlung des Arbeitgeberverbandes mit über 100 Gästen statt. AV-Präsident Heiko A. Westermann, der neue Vizepräsident Matthias Hebrok und Hauptgeschäftsführer Bernd Wiechel (v.l) || Foto: AV Lüneburg-Nordostniedersachsen e. V.

Arbeitgeber blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück.

Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus – das war auch bei der Hauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Lüneburg Nordostniedersachsen (AV) zu spüren. Ob die von der SPD favorisierte Arbeitsmarktreform, die geplante Verlängerung des Arbeitslosengeldes oder das bereits verabschiedete Entgelttransparenzgesetz – all diese politischen Taten bewertet Präsident Heiko Westermann mehr als kritisch. Dass die SPD wenige Monate vor der Wahl versuche, sich mit einem eigenen Programm zu profilieren, „ist legitim“, findet Westermann. Dass sich aber mit Martin Schulz ausgerechnet ein Sozialdemokrat aufmache, die Arbeitsmarktreform zu reformieren, könne er nicht nachvollziehen.

„Wir leben in einer verkehrten Welt. Kanzlerin Merkel lobt Schröders Agenda 2010, Schulz kritisiert sie“,

schüttelt Westermann den Kopf. Offensichtlich habe die SPD vergessen, „dass Deutschland erst aufgrund der Reformen der Agenda 2010 vom kranken Mann Europas zur Wirtschaftslokomotive wurde – mit der höchsten Beschäftigtenzahl und der geringsten Arbeitslosenquote.“ Kritik übt Westermann auch an den Plänen der SPD, das Arbeitslosengeld künftig wieder auf vier Jahre zu verlängern. „Mit der vorgezogenen Rente mit 63 wird dies zur Folge haben, dass Arbeitnehmer wieder vorzeitig mit 59 in die Rente und damit Fachkräfte verloren gehen werden“, fürchtet er. Wenig Gutes kann er auch am jetzt verabschiedeten Entgelttransparenzgesetz finden. „Es wird nichts bewirken, außer mehr Bürokratie.“ Im Übrigen kenne er keinen einzigen Tarifvertrag in Deutschland, in dem stehe, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen sollen als Männer. Gründe für Gehaltsunterschiede von Männern und Frauen sieht Westermann eher in den Erwerbsbiografien. „Immer noch nehmen vor allem Frauen Eltern- und Pflegezeiten wahr und arbeiten in Teilzeit.“ Um wirklich etwas zu verändern, brauche man eine bessere frühkindliche Betreuung, Ganztagsschulen und ein Arbeitszeitgesetz, das Eltern und Pflegenden mehr Flexibilität im Alltag ermögliche.

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Hier setzt die überbetriebliche Kinderbetreuung des Arbeitgeberverbandes an. Bernd Wiechel, Hauptgeschäftsführer des AV, präsentierte die im vergangenem Jahr eröffnete KiTa, die auf Initiative der Arbeitgeber entstanden ist und eine verlässliche, arbeitsplatznahe und pädagogisch einwandfreie Betreuung der Kinder anbietet – auch bei Schichtarbeit der Eltern. Ein weiterer zentraler Punkt der Berichte war der erfolgreiche Abschluss des Erweiterungsbaus der Verbandsgeschäftsstelle, der in nur zwölf Monaten und im geplanten Kostenrahmen entstanden ist. Bernd Wiechel skizzierte das breite Leistungsspektrum des Arbeitgeberverbandes, von der juristischen Beratung und Vertretung über die Beratung in der Personalentwicklung und die Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft.

Bei den Wahlen zum Präsidium stand Vizepräsident Eberhard Manzke aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung. Zum Nachfolger wurde der Lüneburger Unternehmer Matthias Hebrok gewählt.