Eine junge Branche wird erwachsen

Foto: MündeleinDr. Günter Warsewa von der Uni Bremen hat im Auftrag der Bremer Wirtschaftssenatorin die IT-Branche im Land Bremen beleuchtet. || Foto: Mündelein

Die Informationstechnologie hat sich im Land Bremen zum drittgrößten Wirtschaftszweig entwickelt.

Von Klaus Mündelein

Tausende arbeiten inzwischen in kleinen IT-Unternehmen, dazu kommen nochmals tausende von Beschäftigten in den IT-Abteilungen von Hafenbetrieben oder Autowerken arbeiten: Die Informationstechnologie hat sich im Land Bremen zur drittgrößten Branche hinter der maritimen Wirtschaft und der Automobilindustrie entwickelt. „Wir sind als Branche erwachsen geworden“, sagt Björn Portillo, IT-Unternehmer und Vorsitzender des Vereins „Bremen digitalmedia“.

Im Auftrag der Wirtschaftssenatorin und von Digitalmedia hat das „Institut Arbeit und Wirtschaft“ (IAW) der Uni Bremen die IT- und Werbebranche untersucht, die in den vergangenen Jahren zweistellig gewachsen ist. Eine Differenzierung nach Bremerhaven und Bremen-Stadt wurde nicht gemacht, es gibt nur Landeszahlen. Klar ist, dass in der Stadt Bremen die IT-Branche weitaus größer ist als in Bremerhaven. Günter Warsewa vom IAW, der die Studie erstellt hat, empfiehlt der Seestadt aber, die Entwicklung der Branche „deutlich zu unterstützen.“ „Denn diese Branche ist der Treiber für alle anderen Branchen“, sagt er. Wer hier nicht vorankomme, verliere auch in anderen Bereichen den Anschluss.

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Egal ob Umschlagbetrieb im Hafen oder Nahrungsmittelbetrieb – die Digitalisierung hat alle erfasst. Warsewa schätzt, dass in diesen Betrieben unterschiedlichster Branchen landesweit 8200 IT-Spezialisten beschäftigt sind. Mit den rund 12 400 Fachkräften, die direkt in kleinen und größeren IT-Betrieben beschäftigt sind, kommt der Wirtschaftszweig auf bis zu 21 000 Fachkräfte.

Gab es in den 90er Jahren nur einige Start-ups, so arbeiten inzwischen gut 855 IT-Betriebe im Land Bremen. Über 80 Prozent davon sind kleine Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern. Sie entwickeln IT-Lösungen und verkaufen sie anderen Unternehmen. Oder sie beraten und coachen Leute, die privat oder in einem Unternehmen mit digitalen Anwendungen beschäftigt sind. Es gibt nur wenige große Unternehmen in der Branche mit mehr als 250 Beschäftigten.

Die meisten dieser Mitarbeiter sind Männer. Sie stellen über 70 Prozent. Drei Viertel sind im Alter zwischen 25 und 55 Jahren. Die meisten arbeiten in Vollzeit, und sehr viele haben einen anerkannten Berufsabschluss. Die Hälfte der Beschäftigten ist akademisch qualifiziert. Ihr Gehalt liegt im Vergleich mit anderen Dienstleistungsbereichen deutlich über dem Durchschnitt.

Während die Wirtschaft des Landes Bremen allgemein sehr exportorientiert ist, agiert die IT-Branche in erster Linie im Lokalen. 51 Prozent der Dienstleister arbeiten für Betriebe im Land Bremen. Die Fachkräfte werden gesucht. 72 Prozent der befragten Unternehmen haben Probleme bei der Besetzung der Stellen, sagt Portillo. Er empfiehlt deshalb, auch dem Nachwuchs mit einfachen Bildungsabschlüssen durch zusätzliche Qualifikationen den Einstieg in die IT-Branche zu ermöglichen. Es sollen auch mehr Frauen für den Beruf gewonnen werden. Warsewa empfiehlt zudem, bei der Ausbildung der Spezialisten auf Zusatzqualifikationen zu achten, etwa im Coaching oder im kaufmännischen Bereich. Den Wirtschaftsförderern empfiehlt er, mehr auf die Bedürfnisse der Branche zu achten, die oft ein Übermaß an Bürokratie beklagt.

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