Zwei Preisverleihungen, zwei Regionen und viele Ideen: In den Landkreisen Stade und Harburg wurden junge Unternehmen ausgezeichnet, und zeigten in diesem Rahmen, wie breit und unterschiedlich Gründung heute aussehen kann. Von Handwerk bis KI, von sozialer Unterstützung bis Mobilität – die Abende boten ein vielschichtiges Bild der regionalen Startup-Szene.
Ein Hauch von Magie war mit dabei, als in Hittfeld der Gründerpreis für den Landkreis Harburg verliehen wurde. Alle drei Jahre findet das Event in der Burg Seevetal statt, und diesmal sorgte ein Zauberer während der Gala für das besondere Extra: Der deutschlandweit bekannte Magier Jan Logemann brachte mit präziser Kartenkunst und unaufgeregtem Humor eine Leichtigkeit in den Abend, die den Wettbewerb ergänzte, ohne ihn zu überstrahlen. Insgesamt 400 Zuschauer bestaunten in der Burg Seevetal seine Tricks.
Bei der anschließenden Auszeichnung der Sieger wurde dann klar: Auch Gründer sind auf eine Weise Zauberer. Denn Sie erschaffen bisweilen Dinge aus dem Nichts. Im Landkreis Harburg hatten sich insgesamt 25 Unternehmen beworben, mehr als je zuvor. „Die Gründungslandschaft im Landkreis Harburg ist besonders vielfältig“, betonte Jens Wrede, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landkreises (WLH) in einer kurze Ansprache.
Der erste Platz ging an diesem Abend die Timm & Flo GmbH & Co. KG aus Buchholz. Die beiden Gründer verbinden handwerkliche Tradition mit moderner Energietechnik und richten Gebäude energetisch neu aus. Ein Ansatz, der in der Jury als zukunftsrelevant und handfest zugleich galt. Den zweiten Platz erreichte Gemeinsam Jung. Das Konzept richtet sich an Seniorinnen und Senioren mit Pflegegrad, die Unterstützung im Alltag benötigen. Junge Helferinnen und Helfer übernehmen Einkauf, Begleitung oder kleine Haushaltstätigkeiten – ein niedrigschwelliger Ansatz für mehr Teilhabe, der zudem von Krankenkassen bezuschusst wird.
Mit der Eventhub GmbH belegte ein technologieorientiertes Team den dritten Platz. Ihr KI-gestützter „Player Locator“ liefert Echtzeit-Informationen, Navigation und Fan-Interaktion auf Großveranstaltungen. Das System kommt bereits im internationalen Profi-Sport zum Einsatz, beispielsweise beim diesjährigen Ryder’s Cup, in dessen Rahmen sich die besten Golfprofis aus den USA und Europa messen. Der Sonderpreis „U21“ ging an Severmore, ein junges Mode-Start-up, das individuelle Kleidungsstücke gemeinsam mit Kundinnen und Kunden entwickelt. Transparenz, Nachhaltigkeit und Mitgestaltung stehen im Mittelpunkt. Den Publikumspreis erhielt das Restaurant Greens, das kürzlich auf dem Buchholzer Golfplatz eröffnet hat.

Gründerstar 2025 in Buxtehude: Ein Blick auf Lösungen von morgen
Am selben Abend fand nur ein paar dutzend Kilometer entfernt im Landkreis Stade die Verleihung des Gründerstar statt. Dort waren rund 30 Bewerbungen eingegangen. Den Hauptpreis gewann die Modern Safety Engineering UG aus Buxtehude. Das Unternehmen entwickelt Sensortechnik und KI-basierte Auswertungen für das Bauwerksmonitoring, insbesondere für Brücken. Ziel ist es, Schäden frühzeitig zu erkennen und Infrastrukturen besser abzusichern. Die Jury würdigte den Ansatz als technisch anspruchsvoll und zugleich gesellschaftlich relevant – angesichts des Sanierungsbedarfs vieler Bauwerke.
Im studio21 in Buxtehude wurden zudem drei Sonderpreise vergeben, die unterschiedliche Facetten unternehmerischer Kreativität zeigen: Der Sonderpreis Freizeit & Tourismus ging an die Ahoi Sauna GmbH, die eine schwimmende Sauna im Holzhafen betreibt. Die Kombination aus Wellness und maritimer Umgebung hat sich schnell zu einem lokalen Anziehungspunkt entwickelt. Die moooov GmbH erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Geschäftsmodell. Das Unternehmen entwickelt individuelle Mobilitätslösungen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, darunter ein barrieregerecht umgebautes Fahrschulfahrzeug. Der Sonderpreis Junges Unternehmertum ging an die Nachtretter24, drei Schülerinnen und Schüler, die einen abendlichen und nächtlichen Lieferdienst aufgebaut haben.
Ein besonderes Element der Veranstaltung war der Austausch mit früheren Preisträgerinnen und Preisträgern. Moderiert von Tageblatt-Redakteurin Anping Richter berichteten sie offen über Herausforderungen, falsche Annahmen, Umwege – und darüber, wie Geschäftsideen sich entwickeln müssen, um dauerhaft zu bestehen.
Landrat Kai Seefried betonte in seinen Worten die Bedeutung einer lebendigen Gründungskultur für die Region und brachte damit auf den Punkt, was die Veranstaltung transportierte: eine Mischung aus Pragmatismus, regionaler Verbundenheit und technischer Neugier.
