Vorerst weiter Handarbeit

Foto: EurogateAutomatisch gesteuerte Van Carrier bedienen auf dem Eurogate-Terminal in Wilhelmshaven die Containerbrücken. Die Tests haben bewiesen, dass es funktioniert. Im kommenden Jahr will Eurogate am Jade-Weser-Port loslegen. || Foto: Eurogate

Eurogate automatisiert Umschlag in Wilhelmshaven – Pläne für Bremerhaven noch unklar.

Von Klaus Mündelein

Die Fahrer der Containerbrücken werden nicht so schnell ihren Job verlieren. Auch wenn im kommenden Jahr bei Eurogate der Startschuss für den automatisierten Umschlag in Wilhelmshaven fällt, wird der Mann oder die Frau hoch oben in der Führerkabine noch lange gebraucht. An der Bremerhavener Stromkaje ist das ohnehin noch so. Denn es ist unklar, wann Eurogate in Bremerhaven mit der Automatisierung des Umschlags beginnen wird.

Eurogate will ab dem kommenden Jahr 150 Millionen Euro am Jade-Weser-Port investieren. Ziel ist die Umstellung von einem manuellen auf einen automatisierten Betrieb. Die Reaktionen der Hafenarbeiter in den sozialen Medien fallen unterschiedlich aus. Sie reichen von Angst um den Arbeitsplatz bis zur Einsicht, dass Eurogate auf diesen Zug aufspringen muss, um nicht abgehängt zu werden.

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Überraschend kommt die Entscheidung nicht. 2016 entschied sich Eurogate, auf einem ungenutzten Teil des Terminals in Wilhelmshaven fahrerlose Van-Carrier oder Straddle Carrier zu testen. Die wurden 2018 geliefert. „Die Ergebnisse haben gezeigt, dass der Einsatz von Auto-SC in unseren operativen und klimatischen Bedingungen möglich ist und dass dieses System die von uns erwarteten Leistungen erfüllen kann“, sagt Eurogate-Sprecher Steffen Leuthold. Das Unternehmen hatte noch weitere, am Markt verfügbare automatische Umschlagsysteme untersucht. Welche Technik nun für den Jade-Weser-Port angeschafft wird, ist allerdings noch unklar. Die Entscheidung soll im Laufe des kommenden Jahres fallen.

Die getesteten Van Carrier können bereits eine Menge. Sie können die bunten Boxen zu den Containerbrücken bringen zum Verladen an Bord, und sie können sie auch umgekehrt zu den Trucks und zu den Zügen zum Abtransport bringen. Laut Leuthold werden die Containerbrücken aber auch künftig manuell von den Fahrern gesteuert. So weit ist die Technik dann doch noch nicht. Die Vergrößerungen der Containerbrücken stehen demnach nicht im Zusammenhang mit der Automatisierung. Die Brücken aus dem Jahr 2012 sollen ertüchtigt werden, um die größten Containerschiffe bearbeiten zu können.

Womöglich wird die Technik weiter entwickelt sein, wenn an der Bremerhavener Stromkaje das Thema Automatisierung ansteht. „Bislang umfasst die Automatisierungsentscheidung ausschließlich den Standort Wilhelmshaven. Konkrete Planungen für unsere Terminals in Bremerhaven und Hamburg liegen aktuell nicht vor“, sagt Leuthold. Eurogate werde für jeden einzelnen Terminal prüfen, welche Automatisierungsmöglichkeiten unter den lokalen Gegebenheiten operativ und wirtschaftlich am besten geeignet sind, ergänzt er.

Dass Eurogate gerade in Bremerhaven 66 Van-Carrier-Fahrer einstellen will, steht laut Leuthold in keinem Zusammenhang mit den Automatisierungsplänen in Wilhelmshaven. Es geht nicht darum, Reserven in Bremerhaven zu schaffen für den Fall, dass die neue Technik in Wilhelmshaven Probleme bereitet. „Die Neueinstellungen in Bremerhaven sind, wie bereits beschrieben, auf ein Umschlagwachstum bei CTB und MSC Gate zurückzuführen“, betont der Unternehmenssprecher.

Mit der Automatisierung des Umschlags in Wilhelmshaven werden sich auch die Betriebsabläufe auf dem Terminal verändern. Bislang bedienten die Kollegen die Geräte, künftig müssen Mensch und Maschine klar getrennt werden, auch aus Sicherheitsgründen. Neue Prozesse müssen dort geschaffen werden, wo die Container der Brücke oder den Bahnkränen übergeben werden. Wartungs- und Reparaturabläufe werden sich laut Leuthold ebenfalls verändern. Welche Auswirkungen die Umstellung konkret auf die Belegschaft haben werde, sei noch nicht klar. Derzeit werde das Betriebs- und Personalkonzept erarbeitet. Erst wenn das vorliege, werde eine Aussage zur künftigen Personalausstattung möglich sein, sagt Leuthold.

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