Die neue Doppelspitze der Süderelbe AG

Foto: Wolfgang BeckerDr. Olaf Krüger (rechts) ist seit Anfang des Jahres neuer Vorstand der Süderelbe AG. Bereits im vorigen Jahr ist Heinz Lüers, Vorstandschef der Sparkasse Harburg-Buxtehude, zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt worden. Foto: Wolfgang Becker

Interview mit Dr. Olaf Krüger, Vorstand, und Heinz Lüers, Aufsichtsratschef

Mit Dr. Olaf Krüger (47) hat ein versierter Wirtschaftsförderer das Ruder der Süderelbe AG übernommen. Über die Herausforderungen in den kommenden Jahren und das Denken in Wirtschaftsräumen sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker mit ihm und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Lüers, der das Amt im vorigen Jahr von Dr. Josef Schlarmann übernommen hat.

B&P: Herr Krüger, Sie sind seit dem 1. Januar Vorstand der Süderelbe AG. Was sind Ihre ersten Aufgaben?

Krüger: Wir stehen derzeit an dem Punkt, dass wir in den Startlöchern für die Projektantragstellung im Rahmen der neuen EU-Förderperiode stehen. Das heißt: Direkt zu Beginn meiner Tätigkeit geht es erstmal darum, neue Fördermittel für unsere Region zu gewinnen. Die Projekte foodactive und Niedersachsen Aviation führen wir fort, jedoch ist es so: Die Mittel werden gekürzt, die Aufgaben erweitert. Wir stehen also vor neuen Herausforderungen. Aber das ist nichts Überraschendes. Nach zehn Jahren geht es insgesamt darum, wie sich die Süderelbe AG neu positionieren kann. Wir erleben einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel mit sehr starker Dynamik. Die Halbwertzeiten von Strategien sinken. Stichworte sind der demografische Wandel und die sich daraus ergebende Notwendigkeit der Fachkräftesicherung und die Digitalisierung sowie die sich daraus ergebenden neuen Geschäftsmodelle und -prozesse. Das sind die wahren Herausforderungen.

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B&P: Herr Lüers, wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen für die neue EU-Förderperiode?

Lüers: Ich sehe keinen Grund, sich Sorgen zu machen, denn wir haben gute Startbedingungen. Bis 2020 werden 970 Millionen Euro nach Niedersachsen fließen. Allerdings sind die Förderquoten auf 50 bis 70 Prozent gesunken – das heißt: Wir müssen selbst mehr investieren. Die drei Clusterthemen Luftfahrt, Food und Logistik werden uns sicher erhalten bleiben.

B&P: Unter dem Titel „Smart Region“ (siehe auch Seite 22, d. Red.) werden zurzeit erstmals förderfähige Projekte definiert, die im Gespräch mit der Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und Wirtschaftsförderern diskutiert werden – sozusagen Projektentwicklung von unten. Verspricht das Erfolg?

Krüger: Ich bin ein großer Freund solcher Prozesse. „Smart Region“ kann zu einer intelligenten Spezialisierung der Region führen. Wir müssen dabei die Megatrends im Blick haben: den bereits genannten demografischen Wandel, die wirtschaftliche Entwicklung der Region gerade unter dem Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit, das Umweltthema – Klima, Mobilität und Ressourcen – und den Bereich der Technologie. Stichwort Industrie 4.0. Dafür müssen wir die Rahmenbedingungen schaffen. Positiv für uns: Als Bestandteil einer Metropolregion stehen wir in Teilen bereits auf der Gewinnerseite. Wir haben blendende Voraussetzungen, die Entwicklung positiv voranzutreiben. Unsere Wettbewerber sind die anderen Metropolregionen. Das heißt: Es geht nicht mehr um den Wettbewerb zwischen Lüneburg, Stade und Harburg.

B&P: Ist das schon in den Köpfen der Verantwortlichen angekommen?

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Lüers: Da ist sicher noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten, aber: Die neue EU-Förderrichtlinie hilft uns extrem, dies umzusetzen, denn jetzt geht es nicht mehr um Einzelprojekte, sondern um die ganze Region. Wer dabei sein will, muss in dieser Kategorie denken. Auch die Süderelbe AG ist ein Glücksfall – sie schafft eine Verknüpfung innerhalb der Region. Dahinter verbirgt sich eine flexible Geometrie – wo es sinnvoll ist, gehen wir über auch über das Kerngebiet der Süderelbe AG hinaus.

B&P: Wofür steht die Süderelbe AG künftig?

Krüger: Wir werden die Aspekte der Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung stärker betonen. Dabei geht es um die Stärkung der Unternehmen in unseren Schwerpunktbranchen und die Ansiedlung neuer Betriebe. Das Immobiliengeschäft bleibt ein wichtiger Baustein. Ich denke aber, wir müssen in der Aufgabenverteilung besser werden. Vor Ort ist immer die örtliche Wirtschaftsförderung gefragt, der grenzübergreifende Part ist eher ein Thema der Süderelbe AG.

B&P: Wie sehen Sie das Verhältnis zur Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung? Hier hat es ja auch gerade einen personellen Neustart gegeben . . .

Krüger: In Hamburg wird es räumlich eng. Die Hansestadt braucht das Umland und eine vernünftige Kooperation mit den Akteuren. Ich glaube, die HWF schätzt die Süderelbe AG als Partner. Mir ist an einer engen Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen und der HWF insgesamt sehr viel gelegen. Hinsichtlich der persönlichen Zusammenarbeit bin ich absolut optimistisch. Herr Strittmatter und ich kennen uns bereits aus Süddeutschland.

B&P: In Harburg gibt es Bestrebungen, den Technologiestandort Hamburg besser und vor allem international zu vermarkten. Ist Ihnen dieses Thema schon begegnet?

Krüger: Ja, das ist ein Thema, das wir unbedingt vorantreiben müssen.

Lüers: Wenn es um Technologie geht, dann ist doch der Süden gemeint. Hier sind die meisten Unternehmen aus diesem Bereich, und wir haben die Flächen. Hier ist die Technische Universität Hamburg-Harburg, hier sitzen die Industrieunternehmen, und hier leben die Arbeitskräfte. Die Situation ist also ausgesprochen gut. Und das sollten wir nutzen.

 

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Dr. Olaf Krüger (rechts) ist seit Anfang des Jahres neuer Vorstand der Süderelbe AG. Bereits im vorigen Jahr ist Heinz Lüers, Vorstandschef der Sparkasse Harburg-Buxtehude, zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt worden. Foto: Wolfgang Becker