Teilqualifizierung – Ein Weg aus dem Fachkräftemangel

Foto: AGVThomas-Falk, AGV-Stade

Von Thomas Falk, Hauptgeschäftsführer des AGV Stade Elbe-Weser-Dreieck e.V..

Neues qualifiziertes Personal zu gewinnen, ist auch bei nachlassender Konjunktur ein zentrales Problem für viele Unternehmen. Das Matching von Anforderungen des Arbeitsplatzes einerseits und dem Qualifikationsprofil von Arbeitnehmern ist vielfach schwierig und gelingt nicht immer. Im Jahr 2022 konnten so 630 000 Fachkräftestellen in den Unternehmen nicht besetzt werden, während durchschnittlich fast 2,5 Millionen Menschen beschäftigungslos waren, hierunter häufig gering oder weniger qualifizierte Personen. Teilqualifikationen in Ausbildungsberufen, mit denen weniger qualifizierte Mitarbeiter anspruchsvollere Aufgaben als Helfertätigkeiten übernehmen können, entlasten den Arbeitsmarkt und können den Fachkräftemangel verringern. Nicht alle Arbeitsplätze erfordern das volle Spektrum der Skills einer dreijährigen Berufsausbildung.

Teilqualifizierungen (TQ) stellen ein effizientes und schnelles Instrument zur Fachkräftegewinnung und -sicherung dar. Geringer qualifizierte Mitarbeiter erwerben dabei in Modulen ausgewähltes Fachwissen aus anerkannten Ausbildungsberufen, wobei jedes TQ-Modul aus Theorie- und Praxisanteilen besteht. Die Module bauen aufeinander auf und können bis zum Erwerb der vollumfänglichen Berufsausbildung führen. Die Praxisphase kann direkt am Arbeitsplatz absolviert werden, sodass bereits beschäftigte Mitarbeiter problemlos weiterqualifiziert werden können. Teilqualifizierungen vermitteln rasch Erfolgserlebnisse für Mitarbeiter und wirken sich damit positiv auf Motivation und Arbeitsleistung aus.

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Der Erwerb der TQ ist berufsbegleitend möglich, Lehrgangskosten und Arbeitsentgeltzuschüsse (bis zu 100 Prozent) können über den Arbeitgeberservice der Agenturen für Arbeit im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes beantragt werden. Die Maßnahmen sind nicht auf bereits beschäftigte Mitarbeiter beschränkt, die Personalrekrutierung kann auch über die Bildungswerke der Wirtschaft erfolgen, die TQ speziell für Arbeitssuchende anbieten.

TQ gibt es für mehr als 35 Berufe im gewerblichen, aber auch kaufmännischen Bereich. Besonders wichtig: Kombinierbar sind die Maßnahmen auch mit Sprachkursen, damit Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Nähere Informationen liefern Bildungsträger wie das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft. Für Auskünfte zu Fördermöglichkeiten stehen die Agenturen für Arbeit bereit.