So wird aus dem Chef-Sessel ein Chefinnen-Sessel

Aufstieg im Tandem

Das Herzstück des Projekts: ein Mentorenprogramm. Aufstrebende Frauen aus der Wirtschaft werden von erfahrenen Ehrenamtlichen begleitet. Die Männer und Frauen in Führungsposition kümmern sich jeweils für ein Jahr um die Nachwuchskräfte. Alle vier Wochen treffen sich die sogenannten Tandems für eineinhalb Stunden und erörtern die berufliche Situation der angehenden Führungskraft. Das Praktische: Auch der Mentor kann die eigene Führungsrolle durch den Dialog reflektieren. Eine Unternehmensberaterin hat einen Blick auf die Fortschritte.

Hintergrund: In Deutschland ist nur jede dritte Führungskraft weiblich, trotz desGleichstellungsgesetzes. Die Statistik zeigt: Besonders bei den börsennotierten Unternehmen ist der Frauenanteil mit 5,9 Prozent in den Chefetagen äußerst gering. Eine Frauenquote wird in Politik und Privatwirtschaft deshalb immer wieder teils heftig diskutiert. „Es ist nach wie vor ein unausgesprochenes Klischee, dass Führung und Teilzeit nicht vereinbar sind – jedenfalls bei Frauen“, sagt Karina Holst. Alle Jobs in Deutschland müssten zwar von Gesetzes wegen genderneutral ausgeschrieben werden, es sei allerdings schwer nachvollziehbar, anhand welcher Kriterien schlussendlich eingestellt wird. Aber müssen Frauen wirklich noch in dieser Form gefördert werden? „Ja. Die Beteiligung von Frauen in der Weiterbildung ist hoch, allerdings nicht im betrieblichen Bereich“, sagt Frauke Ilse. „Wir haben immer noch das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nicht selten steigt die Frau deutlich unter ihren Fähigkeiten wieder ein“, pflichtet Karina Holst bei. Ein Ziel von „Pfiff“: Frauen sollen ihr Handlungsrepertoire gegenüber solchen Vorbehalten stärken. Vielfach seien Frauen unsicherer, wenn es um die berufliche Selbstverwirklichung geht, auch, weil angestaubte Rollenmuster noch nicht gänzlich ausgemerzt sind. Nachholbedarf sehen die Organisatorinnen vor allem im MINT-Bereich. Er sei in Deutschland besonders mit dem Fachkräftemangel verknüpft. Bezeichnend: 70 Prozent aller Frauen, die in den männerdominierten handwerklichen Berufen starten, wechseln irgendwann die Branche.

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Mentoring

Mentoring ist eine sehr erfolgreiche Methode, um die Entwicklung von Frauen in eine Führungsposition zu fördern: Eine erfahrene Führungskraft unterstützt eine Nachwuchskraft in ihren individuellen Fragen und Herausforderungen. Die Tandems aus Mentee und Mentorin/Mentor treffen sich circa alle vier bis sechs Wochen zu einem persönlichen Gespräch. Workshops zur Vorbereitung und zum Erfahrungsaustausch finden für Mentees und für Mentorinnen/Mentoren statt. Das Mentoring-Programm startet im Juni 2017 und dauert etwa zwölf Monate.
Kontakt: 14 neue Tandems aus dem technisch-handwerklichen Bereich werden wieder gesucht. 
Info und Bewerbung bei Dr. Frauke Ilse, VHS Stade, 01 51 / 16 51 33 34 oder E-Mail: ilse@pfiff.vhs-stade.de.

Autor: Karsten von Borstel

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