Quantensprung

Die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung entwickelt sich zur One-Stop-Agency für Investoren und bietet künftig alles aus einer Hand – auch Flächen für neue Unternehmen.

Foto: HWF

Dr. Ralf Strittmatter ist seit Januar 2015 Geschäftsführer der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung HWF. Foto: HWF

Wirtschaftsförderung steht und fällt mit dem Zugriff auf eines der wichtigsten Wirtschaftsgüter: Boden. Wer über keine Flächen verfügt, kann die entscheidenden Fragen von Investoren kaum beantworten. Zumindest nicht direkt. Die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung ist jetzt mitten in einem Prozess der Neuordnung – mit dem Ziel, künftig auf kommunaler Ebene Vermarktung, Entwicklung und Erschließung aus einer Hand zu bieten. Im Regierungsprogramm ist dazu ein Prüfungsauftrag formuliert, doch der Quantensprung, die vielleicht wichtigste Weichenstellung der vergangenen Jahrzehnte, nimmt schon ganz konkrete Formen an. B&P-Redakteur Wolfgang Becker sprach darüber mit HWF-Geschäftsführer Dr. Ralf Strittmatter.

Die HWF stellt sich neu auf – was haben Sie konkret vor?

Wir richten uns klar als Investitionsagentur aus. Die HWF soll sich zur One-Stop-Agency entwickeln – das heißt: Im Zentrum steht die Ansiedlung von Unternehmen und natürlich die Entwicklung und Erweiterung von Unternehmen, die bereit in der Hansestadt präsent sind. Das ist unsere Kernaufgabe. In diese Richtung schärfen wir die Kompetenzen der Wirtschaftsförderung.

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Was heißt das praktisch?

Wir hatten bislang zwei Kompetenzbereiche – einer eher in Richtung Sprache und Internationalität, der zweite im Bereich Flächenmanagement. Jetzt kommt ein dritter hinzu. Wir werden  ein Keyaccount-Management-Team mit branchen- und technologieorientierten Kompetenzen im Bereich Industrie & Verarbeitendes Gewerbe, Forschung & Innovation, Handel und Dienstleistung einrichten. Auch das Thema Digitalisierung wird eine Rolle spielen. Wir werden Kompetenzen aufbauen, die ganz klar auf Investitionen ausgerichtet sind. Dies ergänzt die Arbeit der Clusterinitiativen, die tendenziell eher auf Kooperation und Transfer ausgerichtet sind.

Konkret: Im Regierungsprogramm gibt es darüber hinaus ja noch einen Prüfauftrag, die HWF in der Flächenvergabe zu stärken . . .

Das wird hinzukommen, da sind wir unterwegs. Es geht darum, dass wir als kommunaler Wirtschaftsförderer mehr und mehr in die Lage versetzt werden, Vermarktung, Entwicklung und Erschließung aus einer Hand anbieten zu können. Das ist die Kern-Zielrichtung.

Wenn heute ein Unternehmer vorspricht, hat die HWF keinen Zugriff auf Flächen?

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Nein, wir sind nicht Eigentümer von Flächen.

Künftig können Sie einem Unternehmer also konkret eine Fläche anbieten und ihm auch einen Preis nennen, ist das richtig?

Das ist das Ziel. Vermarktung, Entwicklung und Erschließung aus einer Hand. Wir werden dem Kunden Flächen anbieten und ihm sagen können, was das kostet.

Ist die Logistik-Ansiedlung in Neuland schon so ein Thema?

Neuland war der Einstieg, über uns laufen die Vermarktung, die Entwicklung und die Erschließung. Das Vorgehen hat sich außerordentlich bewährt. Dieses Modell gilt es jetzt fortzuschreiben.

Ist diese neue Entwicklung politisch schon abgesegnet?

Wir sind unterwegs. Im Regierungsprogramm steht, dass diese Neuordnung geprüft werden soll. Das praktizieren die HPA und HafenCity GmbH  in ihrem Bereich ja schon erfolgreich, und wir sollen das jetzt für die übrigen Gewerbeflächen in Hamburg adaptieren.

Ist das ein großer Schritt für die Rolle der HWF?

Ein sehr großer Schritt. Als ich hier anfing, haben wir schon einmal darüber gesprochen: Wir haben bei der HWF drei Ebenen: die Landeswirtschaftsförderung, die Ebene der Metropolregion und die kommunale Ebene, auf der wir nicht gut aufgestellt sind. Sie zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass sie die Flächen in der eigenen Verfügbarkeit hat. Das ist das Thema, an das wir ranmüssen.

Bleibt der Hafen eine Tabu-Zone?

Überhaupt nicht! Die Zusammenarbeit mit der Hamburg Port Authority ist besser denn je. Wir haben einen ganz kurzen Draht, spielen uns gegenseitig Anfragen zu. Als HWF schauen wir auf die Flächen in der gesamten Stadt. Das gilt übrigens auch für die Bezirke. Harburg kann ja nicht in China Flächen vermarkten . . .