Präzisionsobstbau 2.0 an der Niederelbe

Foto: Björn VaselVorläufer des Altländer High-Tech-Sprühgerätes: Grzegorz Doruchowski erläutert ein Versuchssprühgerät bei einer Präsentation im Obstbauversuchs- und Beratungszentrum Esteburg in Jork. Im Zuge des Isafruit-Programms wurde bereits an ersten intelligenten Sprühgeräten EU-weit gearbeitet.

Mehr als Berater: Obstzentrum Esteburg in Jork steht für praxisnahe Forschung und technische Entwicklung auf höchstem Niveau

Die Zukunft im Alten Land hat längst begonnen: In wenigen Jahren werden Drohnen durch die Obstplantagen fliegen, autonome Plattformen durch die Baumreihen fahren. Optische Sensoren, 3D-Thermografie- und Hyperspektralkameras sowie Laser-Scanner werden individuelle Daten (vom Behang über Schädlingsbefall bis zur Fruchtqualität) für jeden Baum und „jede“ Frucht liefern. Kurzum: Die Technik unterstützt den Obstbauern – und „füttert“ ihn (und seine Maschinen) mit wichtigen Informationen. Auch am Obstbauzentrum Esteburg in Jork befassen sich die Wissenschaftler und Berater längst mit dem Präzi-sionsobstbau 2.0. Schließlich steigen die Auflagen insbesondere beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Um den wachsenden Anforderungen von Umwelt- und Verbraucherschutz gerecht zu werden, arbeiten die Wissenschaftler und Berater am Obstbauzentrum Esteburg in Jork-Moorende an Hightech-Pflanzen-schutzgeräten – unterstützt durch Sensoren und Satelliten, um noch präziser und effektiver arbeiten zu können – und modernster Lagertechnik. „Wir stehen für praxisnahe Forschung und Innovationstransfer, auf Probleme können wir schnell reagieren“, sagt der Leiter der „Esteburg“, Dr. Karsten Klopp. 75 Mitarbeiter stehen 1400 Obstbauern in Norddeutschland zur Seite; diese bewirtschaften rund 18 000 Hektar. Forscher und Berater arbeiten Hand in Hand.

Auch der Bund setzt auf das Wissen und die Erfahrung der Altländer. Gemeinsam mit dem Institut für Anwendungstechnik des Julius Kühn-Instituts (JKI) sollen die Altländer ein „intelligentes“ Sprühgerät entwickeln. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat jetzt ein Forschungsprojekt mit der JKI Obstbauversuchsanstalt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gestartet. Ziel des Projektes „Optimierung einer Lückenschaltung am Sprühgerät für die präzise Pflanzenschutzmittelapplikation im Obstbau (OLSVA)“ ist es, Pflanzenschutzmittel im Obstanbau einzusparen. Dieses wird mit einem „intelligenten“ Sprühgerät erreicht, das mit einer sensorgestützten Lückenschaltung ausgestattet ist. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass die meisten Mittel, zum Beispiel gegen Pilzkrankheiten, auf die Blätter ausgebracht werden. Erkennt das Gerät, wo ein belaubter Obstbaum steht, kann es das Pflanzenschutzmittel zielgerichteter ausbringen.

In einem Vorläuferprojekt wurde der Prototyp eines solchen Gerätes erfolgreich getestet. Im nun geförderten Anschlussprojekt OLSVA soll neben dem vorhandenen Sprühgerät mit Radialgebläse auch eines mit Querstromgebläse und verbesserter Lückenschaltung ausgerüstet werden. Des weiteren wird die biologische Wirksamkeit dieser Technik in einem Obstbaubetrieb über drei Jahre geprüft.

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