„Der Wasserstoffzug darf nicht ins Ausland abfahren“

Thomas Falk, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stade Elbe-Weser-Dreieck e.V.

Stade: AGV-Hauptgeschäftsführer Thomas Falk wünscht sich mehr überregionale Zusammenarbeit und schnellere Entscheidungen.

Bei aller Euphorie über die großen Chancen, die die Wasserstoff-Technologie für Norddeutschland bietet: Die Gefahr, dass ein innovatives Thema wieder einmal woanders auf der Welt vorangetrieben und Deutschland technologisch abgehängt wird, ist mindestens ebenso groß. Thomas Falk, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stade Elbe-Weser-Dreieck e.V., sagt: „Ich sehe schon die Gefahr, dass wir mit unserer Kleinstaaterei unsere Chancen verpassen.“ Da kam das Morning-Briefing des „Handelsblattes“ gerade recht mit einem Hinweis auf die „Financial Times“, die eine europäische Partnerschaft rund um den grünen Wasserstoff (aus Wind­energie) in Aussicht stellte. Interessanterweise hatte die EU entsprechende Pläne 2007 schon einmal vorgestellt – mit dem Ziel, eine Vermarktungsphase in den Jahren 2010 bis 2020 zu realisieren . . .

Thomas Falk warnt: „Der Wasserstoffzug darf nicht ins Ausland abfahren.“ Er attestiert Deutschland eine lähmende Zurückhaltung, wenn es darum geht, Themen von dieser Tragweite voranzubringen. Mittlerweile ist der Brennstoffzellen-Wasserstoffzug „Coradia iLint“ von Alstom tatsächlich abgefahren – der letzte Wasserstoffzug rollte Mitte März. Eine Anfrage von B&P, über die Erfahrungen zu berichten, lehnte die EVB mit dem Hinweis ab, dafür sei nun wieder Alstom zuständig, da die Testphase im Raum Bremervörde abgeschlossen sei.

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Diese drei Punkte sind wichtig

Für Thomas Falk stehen drei Punkte im Vordergrund: Die Region muss ihre Kräfte bündeln. Der Trassenbau muss vorangetrieben werden, um grünen Strom von der Küste ins Land zu bekommen. Wasserstoff aus
Afrika alleine kann nicht die Lösung sein. Und die Infrastruktur für den Endkunden muss hergestellt werden – im Klartext: Wasserstofftankstellen. Der AGV-Hauptgeschäftsführer: „Ein Problem ist natürlich, dass die Autos mit Brennstoffzelle nur von wenigen Herstellern gebaut werden und zudem noch sehr teuer sind.“ Trotzdem sagt er aber auch: „Wir stehen vor einem Technologiesprung, da müssen wir überregional zusammenarbeiten.“ Ein Thema, das bei den föderalen Strukturen häufig nur sehr schleppend umgesetzt werden kann.

Falk: „Auch im Föderalismus muss konsequent zusammengearbeitet werden. Ministerpräsident Weil drückt es zutreffend aus, wenn er formuliert, nach seinem Eindruck engagiere die Wirtschaft sich stärker als die Politik.“

Wie es auch laufen kann, sieht Falk in den Niederlanden. Dort soll binnen zehn Jahren der Mega-Windpark NorthH2 mit einer Leistung von drei bis vier Gigawatt entstehen. Gemeinsam mit Groningen Seaports und dem Versorger Gasunie plant Shell das derzeit größte Wasserstoffprojekt Europas – ein Vorhaben, das auch Deutschland gut zu Gesicht stehen würde.

Fazit: Thomas Falk hat erkannt, dass Nachhaltigkeit ein Megatrend ist – was zu der logischen Konsequenz führt, saubere Energieformen nutzbar zu machen. „Technologisch ist das doch alles machbar. Und irgendwann wird es auch finanzierbar. Also müssen jetzt die ersten konkreten Schritte Richtung Wasserstoff getan werden.“ Und: „Ein Forschungsetat von etwa 300 Millionen Euro wie vom Bundesforschungsministerium aus dem Klimafonds bereitgestellt, wird hier alleine nicht ausreichen. Die nationale Wasserstoffstrategie gerät immer weiter in Rückstand.“ wb

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